Kirsten Bollrich (Leiterin Ausbau Kläranlage), Eva Jähnigen (Umweltbürgermeisterin Landeshauptstadt Dresden) und Ralf Strothteicher (Technischer Geschäftsführer der Stadtentwässerung) präsentieren die Ausbaupläne bis 2038, im Hintergrund die Faultürme im Klärwerk Dresden-Kaditz - Foto: J. Frintert

Kanäle und Kläranlage – riesige Investitionen geplant

Die Stadtentwässerung Dresden (SEDD) plant bis 2038 Investitionen von über 630 Millionen Euro in die Erweiterung und Modernisierung ihrer Abwasseranlagen. Die jährlichen Ausgaben von 45 Millionen Euro verdoppeln nahezu das bisherige Budget. Damit reagiert Dresden auf Bevölkerungswachstum, den Aufstieg der Halbleiterindustrie und die Anforderungen an eine vierte Reinigungsstufe.

Planungsbeginn und Investitionsprogramm

Im Juni 2024 starteten die Planungen für die Erweiterung der Kläranlage Dresden-Kaditz. Ingenieurbüros erarbeiten konkrete Pläne und bereiten die Ausschreibungen vor. Während eines Pressetermins am 25. Juli 2024 erläuterten Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen, Ralf Strothteicher, Technischer Geschäftsführer der SEDD, und Projektleiterin Kirsten Bollrich die Hintergründe und Ziele des Investitionsprogramms.

Herausforderungen der Abwasserbeseitigung

Dresden steht vor großen Herausforderungen in der Abwasserbeseitigung. Einerseits soll die Bevölkerung nach aktuellen Prognosen bis 2040 auf mehr als 600.000 Einwohner wachsen. Zudem boomt die Halbleiterindustrie, was eine Verdopplung der industriellen Abwässer auf 20 Millionen Kubikmeter pro Jahr bis 2030 zur Folge hat.

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Eigens dafür wird derzeit schon ein rund zehn Kilometer langer Kanal, der sogenannte Industriesammler Nord, gebaut. Der führt von Infineon in Klotzsche über den Heller und Wilder Mann, weitestgehend parallel zur Autobahn bis nach Kaditz zur Kläranlage. Er soll bis 2026 fertiggestellt werden und dann die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe (Infineon, Bosch, Global Foundries und TSMC) aufnehmen. Baustart war im vergangenen Jahr (Pieschen-Aktuell vom Juli 2023).

EU-Richtlinien und Anforderungen

Die novellierte EU-Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) fordert erhebliche Investitionen. Abwasseranlagen müssen Nährstoffe stärker reduzieren. Phosphor soll von 1,0 mg/l auf 0,5 mg/l und Gesamtstickstoff von 13 mg/l auf 8 mg/l gesenkt werden. Zudem sollen Anlagen in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern bis 2035 eine vierte Reinigungsstufe einführen, um Mikroverunreinigungen zu entfernen. Abwasserbehandlungsanlagen sollen zudem energieneutral arbeiten und die Verschmutzung durch Regenüberläufe auf höchstens zwei Prozent der gesammelten Abwasserlast begrenzen.

Abwasserbeseitigungskonzept bis 2038

Das Konzept fokussiert auf das Bevölkerungswachstum und die Industrie, insbesondere die Halbleiterindustrie. Ein wesentlicher Bestandteil ist der Bau des Industriesammlers Nord, ein 11 Kilometer langer Kanal für die Abwässer der Chipproduktion. Zudem soll die Kläranlage Kaditz erweitert werden, um die steigenden Abwassermengen zu bewältigen. Energieeffizienz, der Einsatz regenerativer Energien und die Reduktion von CO2-Emissionen und Mikroschadstoffen stehen ebenfalls im Fokus.

Auf dem Gelände der Stadtentwässerung in Dresden-Kaditz nahe der Autobahn stehen in den nächsten zölf Jahren große Umbauarbeiten an. Foto: Stadtentwässerung Dresden

Auf dem Gelände der Stadtentwässerung in Dresden-Kaditz nahe der Autobahn stehen in den nächsten zölf Jahren große Umbauarbeiten an. Foto: Stadtentwässerung Dresden

Meilensteine des Programms

  • Industriekanal für die Halbleiterindustrie: Der rund zehn Kilometer lange Kanal, der bis 2026 fertiggestellt wird, soll die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe aufnehmen.
  • Mehr Stauraum zum Gewässerschutz: Zwischen 2032 und 2038 sollen neun Regenüberlaufbecken mit einem Speichervolumen von bis zu 40.000 Kubikmetern gebaut werden.
  • Neuer Gasspeicher: Ein zusätzlicher Gasspeicher mit einem Volumen von 5.000 Kubikmetern soll 2025 errichtet werden, um genügend Gas für die Blockheizkraftwerke bereitzustellen.
  • Neue Becken und dritter Faulturm: Zwei zusätzliche Belebungsbecken sollen bis 2028 fertiggestellt werden. Ein dritter Faulturm ist von 2028 bis 2030 geplant.
  • Neue Einlaufgruppe und vierte Reinigungsstufe: Zwischen 2030 und 2036 sollen eine neue Einlaufgruppe und die Anlagen der vierten Reinigungsstufe gebaut werden.

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