Lassen oder zupacken, das ist hier die Frage! Seit Jahrzehnten steht der kleine Platz an der Kreuzung Thäterstraße und Mengsstraße in Übigau verwildert da. Die Natur holt sich langsam zurück, was die Stadtplanung bisher versäumt hat.
Im Sommer 2000 schloss die ehemalige 42. Grundschule in Dresden. Das Gebäude wurde in ein Wohnhaus umgebaut. 2012 zogen hier die ersten Mieter ein. Auf dem kleinen Platz, der bis kurz nach dem Krieg Mengsplatz und vor der Eingemeindung Albertplatz hieß, passiert nichts. Der Brunnen ist verwildert, ein paar Äste liegen darin. Beschmierte Bänke, die teilweise absplittern, von blühendem Gras umwachsen. Der teils vermüllte Boden wird vom satten Dach der Baumkronen beschattet.
Lisa Terks wohnt seit vier Jahren hier, sie ist zwiegespalten. Auf der einen Seite wäre es nett, wenn der Platz etwas belebter wäre. Auf der anderen Seite wäre es lauter für sie, mit Balkon im Erdgeschoss: „Sicher ist auf jeden Fall, dass hier nie jemand sitzt“, sagt sie Die Leute gehen hier einfach nur vorbei, wenn sie vom Bus kommen oder dahin gehen. Als Lisa Terks im Herbst 2020 eingezogen ist, bemerkte sie zunächst gar nicht, dass hier ein Platz zum Verweilen ist.
Die Vergagenheit
Christoph Böhm (CDU) ist in Dresden geboren und aufgewachsen, erinnert sich an den Platz während seiner Schulzeit: „Ich konnte die Hässlichkeit des Platzes bereits in den 1990ern genießen“, so der Stadtbezirksbeirat in einer der letzten diesjährigen Sitzungen im Pieschener Rathaus. „Immer, wenn wir mit dem Bus zum Schwimmunterricht nach Klotzsche gefahren sind, durfte man dort auf den Bus warten. Schon damals kam uns der Brunnen traurig vor“, so Böhm.
Die Zukunft
Der Stadtbezirk Pieschen nimmt nun selbst 20.000 Euro in die Hand, erstellt ein Gutachten noch in diesem Jahr: „Wenn eine schrittweise Umsetzung möglich ist, dann kann der Stadtbezirksbeirat, wenn er es denn möchte, schrittweise Umsetzungsimpulse finanzieren. Auf einen Schlag 125.000 Euro wird es aber eher nicht geben“, so Böhm.
Auf Anfrage bestätigt das Rathaus die Pläne für ein Gutachten noch in diesem Jahr. Weiterführend sagt ein Pressesprecher: „Es wird eine denkmalgerechte Sanierung erforderlich sein, um den Bestand der ortsgeschichtlich bedeutenden Anlage nachhaltig für die Zukunft zu erhalten.“
Woher das Geld dafür kommen kann, außer stückweise vom Stadtbezirk, bleibt fraglich. Denn auch im kommenden Doppelhaushalt der Landeshauptstadt ist kein Budget für diese Sanierungs- und Baumaßnahme gegeben.
12 Kommentare zu “Hat der Platz ohne Namen eine Zukunft?”
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Es hat zwar keine Bedeutung für den Inhalt des Beitrages, trotzdem stehen folgende Fragen:
Wenn Lisa vier Jahre dort wohnt, ist sie entweder 2020 eingezogen oder, falls sie doch 2022 eingezogen ist, haben wir jetzt schon das Jahr 2026. Oder Lisa wohnt nur zwei Jahre in Übigau.
Danke für den Hinweis. Sie ist 2020 dort eingezogen. Ich habs korrigiert.
Jetzt wohne ich nicht in Übigau, und natürlich sollten die Anwohner dort das erste und letzte Wort haben, aber ich persönlich finde den Platz, so wie er ist, eigentlich recht ansprechend. Hat so was ein wenig Verwunschenes, wozu „Platz ohne Namen“ natürlich hervorragend passt!
Mit einem laufenden Brunnen, aber sonst weitgehend belassen, wäre er in meinen Augen ein echtes Schmuckstück.
Der Vollständigkeit halber möchte ich drauf hinweisen, dass die Idee am Platz etwas zu machen maßgeblich durch meinen Kollegen im Stadtbezirksbeirat Tino Jasef (Freie Wähler) initiiert und im Kleinen Rat diskutiert wurde.
Ich bin in der Sitzung nur durch meine sehr eindeutige Sittung und die Unterstützungsabsicht aufgefallen. Da ich nicht wieder in den Stadtbezirksbeirat Pieschen gewählt wurde, hoffe ich, dass Tino mit Unterstützung der anderen Räte am Thema dran bleibt.
Na, wenn die Idee von Tino-Initiative-gegen-unverschämte-Schikanen-gegen-Autofahrer-Jasef kommt, dann dürfen wir uns ja vermutlich demnächst über einen vierspurigen Autobahnanschluss an den Platz ohne Namen freuen. (Scherz!)
Warum allerdings Herr Böhm stolz darauf ist, in einer Sitzung im Stadtbezirksbeirat ausschließlich durch die Unterstützung der FW aufgefallen zu sein, und was er unter „Sittung“ versteht, erschließt sich mir nicht. (@Renate et al: Ich weiß WIRKLCH nicht, was damit gemeint sein könnte, bin ausnahmsweise mal nicht herablassend! Geht es darum, wo er GESESSEN hat?) Meine einzige, weit hergeholte Erklärung wäre, dass hier jemand nach seiner Abwahl einen Parteiwechsel vorbereitet, immerhin scheinen die FW Leute zu suchen. Aber das würde man doch nicht so plump angehen, oder? (Alles Spekulation- ich bin der Erste, der zugibt, nichts zu wissen. Aber wundern darf man sich ja schon…)
Der Platz ist völlig in Ordnungs so, er ist intakt und der Lage angemessen. Es gibt zig ähnliche Fälle in dresdens Riesenfläche. Die Bänke sind intakt, die Papierkübel sind intakt, die Oberfläche ist in Ordnung. Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen, sie kommt nur von Einzelnen, leider wurde es durchs übliche mediale Dorf gejagt.
Und ich stimme (erstmalig!) jenem „Nichtwissenden“ oben zu, wonach die Anlage gerade durch ihre Belassenheit eine tolle Ausstrahlung hat, hier sollte man gerade nicht die üblichen „notwendigen Eingriffe“ machen und alles versauen.
Daß der Platz keine „Belebung“ aufweist, ist nun in Dresden so gar nichts Sonderliches, es zeigt aber eine Anwohnerschaft, welche entweder die wahre Wertigkeit nicht sieht und/oder Aufenthalte auf dem Platz so gar nicht braucht.
Das Wichtigeste bleibt der Erhalt des alten Baumbestandes und einer wasserdurchlässigen Decke, über Kleinkorrekturen (z.B. Borde) kann man reden. Ich kann mir aber gut vorstellen, daß die Fachverwaltung hunderte dringendere Fälle auf dem Tisch und im Nacken hat, als sich hier mit vorschnellem Aktionismus befassen zu wollen.
@Schweesdo Onie
Ich denke, er meint tatsächlich, auf welcher ideologischen Seite er bei dem Thema „gesessen“ hat und auch mit dem geplanten Parteiwechsel stimme ich zu und doch, so plump geht das heutzutage auch. Mit ihrer Einschätzung des Platzes – das sehe ich auch so und … Entschuldigung für meine negative Beurteilung ihrer Person, sie sind halt so und ich bin auch so, wie ich bin. Schönes Wochenende!
Vielen Dank und auch Ihnen ein schönes Wochenende!
Das Problem ist nicht, dass Plätze „verkommen“, sondern dass Stadt- und Hausverwaltungen gemeinsam mit emsigen Hausmeistertrupps alles tot machen, was irgendwie natürlich aussieht. Es scheint noch ein weiter Weg, bis in den Köpfen engekommen ist, dass eine dauerhaft gemähte Wiese und radikal gestutze Bäume tote Natur sind – von versiegelten Flächen und Betonwüsten ganz zu schweigen.
Der Platz könnte mehr statt weniger Grün gebrauchen. Dass auch ein paar Blätter und winzige Pflänzchen dort wachsen, wo es Menschen zuvor nicht geplant haben, ist eher insgesamt schön, und im Vergleich mit den meisten Plätze in Dresden viel schöner, die bis auf winzige Baumscheiben zugeplastert und zubetoniert sind und mit Alibi“Begleitgrün versehen wurden, damit der Wunsch fast aller Bürger nach mehr Grün offiziell nachgekommen wurde. Da der Platz nicht mit Steinen oder ähnlichem versiegelt ist, ist er auch spürbar kühler bei heißem Wetter (z.B. im Vergleich mit dem überdimensionierten Parkplatz zwischen Wohngebäude und Turnhalle, der nicht so hässlich, kahl und überflüssig und für den Stadtteil sinnvoll wäre, wäre wenigstens die Hälfte davon Anwohner- oder öffentlicher Garten geworden statt leerer überhitzter Parkraum). Bitte pflanzen sie auf dem Platz mehr Sträucher und versiegeln dort nichts! Und danach wäre es gut, wenn die Bereiche um Bäume und Sträucher nicht so aufgeräumt und ausgeräumt und tot gepflegt würden, wie viele Orte in Dresden, weil Laub und Wildkräuter halt für Vögel und Insekten notwendig sind.
@Rente und @Schweesdo Onie:
Ihre Spekulationen zu meiner Person sind auf ihre eigene Art recht unterhaltsam, aber ich muss Sie beide leider enttäuschen: Bei den Freien Wählern oder einer anderen Partei werden Sie mich nicht finden.
Ebenfalls vollkommen nicht nachvollziehbar ist, wie Sie ein Thema wie die Gestaltung eines öffentliches Platzes zum Kulturkampfthema erhöhen. Aber mich hat auch schon gewundert, dass Thema mediales Interesse auslöst.
In der Sache selbst ist nun einmal so, dass die Initiative von Tino Jasef ausging und das stand so nicht im Artikel. Sie müssen Herrn Jasef und die Freien Wähler nicht mögen, ich teile ja auch nicht im Ansatz deren politische Forderungen, aber in einem demokratischen System ist es schon üblich anzugeben, wer etwas auf den Weg gebracht hat. Demzufolge fand ich den Tag24-Artikel und diesen Beitrag irritierend, da der Eindruck erweckt wurde, dass dieses Vorhaben von mir ausging und das stimmt halt nicht. Ansonsten fand der Antrag generelle Unterstützung im Stadtbezirksbeirat.
@Christoph Böhm:
Es war letztendlich nur die Wortwahl „Sittung“, die zum Kommentar herausgefordert hat.