In der letzten Stadtbezirksbeiratssitzung hat Björn Bergmann von der Sachsen-Energie das geplante Flusswasserwerk in Übigau vorgestellt. Maßgeblich für die Errichtung sei vor allem der wachsende Wasserbedarf der Halbleiterindustrie. Bergmann, der früher selbst bei Infineon gearbeitet hat, berichtet von den besonderen Anforderungen der Industrie. So werde sich der Bedarf in den kommenden 20 Jahren verdreifachen.
Aktuell werde das Bestandssystem ertüchtigt, der Schwerpunkt liege auf der Steigerung der Leistung im Wasserwerk Hosterwitz. In der zweiten Phase soll dann das Flusswasserwerk in Dresden Übigau errichtet werden. Die Pläne dafür wurden bereits im vergangenen Herbst angekündigt.
2030 Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme des Werkes ist für 2030 geplant. Die Lage in Übigau sei wegen der Elbnähe optimal, sagt Bergmann. Außerdem gebe es in einer industriellen Umgebung eine gute Infrastrukturanbindung. Auch die kurzen Entsorgungswege aufgrund der benachbarten Stadtentwässerung sei wichtig.
Laut Bergmann soll der Elbe Wasser entnommen werden, dass dann in einen Kreislauf fließt und dann in unmittelbarer Nähe der Elbe wieder zugeführt wird. Verbraucht würden nur 10 bis 20 Prozent des entnommenen Wassers. Selbst bei niedrigem Durchfluss würden so nur etwa 0,21 Prozent des Elbwassers entnommen, das entspricht, so Bergmann, etwa der Tagesverdunstung der Elbe.
Geplant ist das Flusswasserwerk aktuell für eine Förderleistung von 60.000 Kubikmetern Wasser pro Tag, mit einer Weiterentwicklung seien 90.000 Kubikmeter möglich. Das Wasser soll über die sogenannte rechte Spange zu Infineon in Klotzsche, über die linke Spange nach zu GlobalFoundries, zu TSMC und zu Bosch in Wilschdorf gepumpt werden. Zwischen den beiden Standorten soll es eine Querspange geben. Die Zusammenarbeit mit den Dresdner Ämtern laufe sehr gut, sagt Bergmann, das sei auch notwendig, da der Zeitplan ambitioniert ist.
Nachfragen der Stadtbezirksbeiräte
Joachim Adolphi (Linke): „Gibt es klare Regelungen und Kenntnisse über die Zusammensetzung des Abwassers der Mikroelektronik-Firmen?“ Bergmann versichert, dass dieses Thema vertraglich berücksichtig werde, jedoch sei die Stadtentwässerung der bessere Ansprechpartner.
Raphael Grübler (Grüne): „Warum bleibt das Wasser nicht in einem Kreislauf, sondern wird immer weiter aus der Elbe abgeschöpft und ihr dann wieder zugeführt?“ Auch bei dieser Frage verwies Bergmann auf die Stadtentwässerung.
Wolfgang Daniels (Grüne): „Von welchem Niedrigstand geht man denn aus, und was ist bei Trockenheit, wer wird da zuerst beliefert, die Bevölkerung oder die Werke?“ Außerdem wollte er wissen, ob die Unternehmen zur Abnahme verpflichtet sind. Alexander Dreuse von der Sachsen-Energie erläuterte, dass es Verträge mit den Industriepartnern gebe, aber auch eine Förderung durch den Freistaat Sachsen (100 Millionen Euro) und die Stadt Dresden (50 Millionen Euro), gebe. Bergmann erläuterte den Begriff des Mindestwasserdurchfluss, der sei durch die zuständige Behörde festgelegt. Im Falle eines Notfalls werde die Bevölkerung priorisiert beliefert.
Rolf Jörg Poppe (AfD): „Würde es begrüßen, wenn bei der nächsten Vorstellung auch Vertreter der Stadtentwässerung mit anwesend sind.“ Thomas Sawatzki: „Wer plant das Wasserwerk, wie bereiten sie das Wasser auf und welche Auswirkungen hat das auf die Neuländer Straße?“ Im Bereich der rechten Spange ziehen wir durch Pieschen, so Bergmann, die Neuländer Straße sei durch die Arbeiten der Sachsen-Energie gar nicht betroffen. Die Aufbereitungsstufen der Sachsen-Energie würden nahezu Trinkwasserqualität betragen, die Industrie bereite das dann noch einmal auf. Jeder Halbleiterhersteller habe unterschiedliche Anforderungen, dem müsse man gerecht werden.
Am Ende gaben die Räte den Wunsch mit, dass man über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden möchte und beim nächsten Termin bitte jemand von der Stadtentwässerung dabei sei.
Berichte aus dem Stadtbezirksbeirat Pieschen – eine Leistung der Redaktion von Pieschen Aktuell im Auftrag des Stadtbezirksamtes Pieschen der Landeshauptstadt Dresden.
Übigau / Pieschen braucht vor allem ein Schwimmbad ! Bei den vielen Millionen wäre es wohl möglich den Menschen etwas Infrastruktur zurück zu geben … ein Trauerspiel
@Panther
Das fehlende Schwimmbad ist wirklich ein Trauerspiel, wir müssen immer durch ganz Dresden kutschen, nur um ins Erlebnisbad Elbemare zu kommen. Ohne Auto wäre das kaum möglich.
Ein Schelm wer böses denkt. Mir fällt gerade der Gedankengang ein: Erwirtschaftet ein Schwimmbad Gwinn? Eher nein. Als zweiter Vorteil erhöht ein Schwimmbad die Attraktivität der angrenzenden Stadtteile. Gibt es Bedarf die Attraktivität der angrenzenden Stadtteile zu erhöhen? Sind alle Wohnungen vermietet? Warum also die Attraktivität erhöhen, es würden eh nicht mehr Leute hier her passen…
Im Gegenzug kommen in Dresdens Norden in den nächsten Jahren neue Halbleiterfirmen bzw. Erweiterungen und es gibt einen (hoffentlich) deutlich spürbaren Zuzug von Fachpersonal. Diese brauchen dann neue Wohngebiete, die man schmackhaft machen darf….
Das fehlende Schwimmbad in Pieschen ist wirklich ärgerlich. Ins Kroko-Fit in Radebeul kommt man von Pieschen aber sehr leicht ohne Auto- Fahrrad oder mit der 4…
Warum stellt niemand die Frage, um wieviel Grad Celsius das rückgeführte Brauchwasser wärmer in die Elbe geleitet wird, als man das kühle Naß als ausbeutbare Ressource entnimmt.
Und wie sieht es folglich mit der Erwärmung der Elbe eingedenk der Wirkungen auf das Lebenshabitat aus? Welche umwelt-relevanten Untersuchungen und Nachweise sind hier zu führen, und müssen wir mit neuen mutierten Unterwassermonstern rechnen, welche sich in der warmen Brühe am liebsten suhlen?
Für ein neues Sachsen- oder besser Pieschen-Bad bedarf es doch nur eines weiteren Beckens am Neu-Wasserwerk.
@Solveigh
Ich kenne das vom Rücklauf eines Atomkraftwerks, welches mit Flußwasser gekühlt wurde. Das waren die beliebtesten Stellen der Angler, nicht wegen den zehnäugigen Fischen sondern weil sich hier wohl einige Fischsorten am liebsten und reichhaltig aufhielten, gerade im Winter, so Stichwort warme Kinderstube. Da müsste man aber wirklich einen Fischexperten fragen.
@Solveigh und @Rainer Witz
Schraubt mal das Empörungspotential etwas herunter! Das Brauchwasser wird von den Microelektronikfabs im Fertigungsprozess verwendet und dann in den 10 km langen (gerade im Bau befindlichen) Industriesammler Nord eingeleitet. Bei der Ankunft im Klärwerk dürfte es dann annähernd Erdreichtemperatur aufweisen. Dort wird es mit dem mengenmäßig größeren Abwasser aus „Restdresden“ vermischt und fließt den normalen Weg durch die Kläwerksreinigungsstufen. Selbst wenn die Einleitung vom Klärwerk in die Elbe wenige Kelvin wärmer wäre, ist das vernachlässigbar. das Mit einem (Kern)Kraftwerk ist das nicht vergleichbar, dort ist ja die nicht nutzbare Wärme das Abfallprodukt und deshalb werden diese Kraftwerke direkt an den Kühlwasserlieferant (=Fluss) gebaut.
@Erklärbär
Danke für die Hinweise. Empörung ist bei mir da 0 :-) Ich sah es eigentlich anders herum. Wäre das Wasser (was es wohl nicht ist) wärmer, müsste das nicht unbedingt nachteilig sein. Die Elbe ist eh kein kühler, klarer Gebirgsbach. Aber da dies alles eh scheinbar inhaltslos ist, brauchen wir nicht weiter darüber nachdenken.