Zu den vielen, heute nicht mehr lebenden bildenden Künstlern, deren Namen und Wirken im weitesten Sinne mit dem Dresdner Nordwesten verbunden sind, gehören neben Theodor Rosenhauer (1901-1996), Rudolf Nehmer (1912-1983) und Otto Fischer-Trachau (1878-1958) auch die fast in Vergessenheit geratenen Adelhelm Dietzel (1914-1998) und Harald Sommer (1907-1999). Letztgenannte lebten bis zu ihrem Tode im Stadtteil Trachau.
Im Begleitheft zur Ausstellung im Museum Schloss Hoflößnitz schrieb Harald Sommer: „Die graphischen Arbeiten sind das Ergebnis meiner Zusammenarbeit mit den Braunkohlekumpeln. Entstanden sind sie 1962/63 in den Lausitzer Braunkohlewerken Welzow, Brieske und Laubusch. […] Weitab von meiner Thüringer Heimat, fand ich hier mein erstes Arbeitsgebiet. […] Das Schaffen der Kumpel war der stärkste Anreiz für meine Arbeit. Unter Tage packte mich die geheimnisvolle Welt der Strecken mit ihrer Stille, den fallenden Tropfen, dem Rauschen von Wasser und Ventilatoren. Über Tage lockte die Braunkohle mit einer Fülle von Motiven. Auffallend und bequem boten sich Landschaft, Bagger und Brücken an.“
Die Biografie Harald Sommers verdanken wir dem Trachauer Diplomhistoriker Horst R. Rein (1936-2006), der sie 2005 verfasst hatte. Als Grundlage diente ihm eine Veröffentlichung des VEB Braunkohlenwerk Senftenberg aus dem Jahr 1963.
„Geboren wurde Harald Sommer am 24. Juli 1907 in Jena. Nach dem Abitur begann er Rechtswissenschaften zu studieren und arbeitete nach Beendigung des Studiums als Referendar am Amtsgericht in Rudolstadt. Im Jahre 1935 wechselte er den Beruf, studierte Pädagogik und war bis zur Einberufung zur Wehrmacht 1940 als Volksschullehrer tätig. Nach dem Krieg, als er seinen Beruf aufgeben musste, rieten ihm zwei Maler, seiner Begabung zu folgen und sich ganz der Malerei zu widmen. Als Vierzigjähriger begann er sich autodidaktisch weiterzubilden.“
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Harald Sommer „Lehrmädchen und Presser in Laubusch“ (Kohlezeichnung 1963). Quelle: Archiv K. Brendler
„Ohne Kunstschule und Professoren kämpfte er sich durch Sackgassen, Stillstände, Rückschläge. Nach Jahren wurde er endlich in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Das gab ihm Auftrieb! Nun wollte er dorthin, wo Anzug und Worte grober waren, zu den Stätten der Arbeit.
Die ersten Aufträge erhielt Harald Sommer Anfang der 1960er Jahre vom Braunkohlenwerk „John Schehr“ in Laubusch. Das Werk war nach John Schehr (1896 – 1934), Politiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, benannt worden. Einen langen Winter schaffte er dort als Gleisarbeiter, dann erst griff er zu Stift und Pinsel. Bis 1970 dauerte die Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrieben des Bergbaus und der Schwerindustrie.“
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Harald Sommer „Montage des Eimerkettenbaggers in Meurostolln“ (Linolschnitt 1963). Quelle: Archiv K. Brendler
„Als Leiter von Zeichenzirkeln gab er seine Kenntnisse an Jugendliche und Erwachsene weiter und war bis zu seinem 65. Lebensjahr wissenschaftlicher Mitarbeiter der Galerie ‚Junge Kunst‘ in Frankfurter (Oder). In Dresden, wo er seit 1973 wohnte, knüpfte er Kontakte zum Staatstheater und zur Staatsoper und porträtierte Schauspieler, Dirigenten, Sänger, aber auch Maler, Schriftsteller und Bildhauer. Am 5.Oktober 1999 ist Harald Sommer verstorben.“
Sechs Jahre nach seinem Tode richteten die Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest, sie beendete ihre Arbeit 2022, und der 2016 aufgelöste Bürgerverein „Hans-Richter-Siedlung“ Dresden-Trachau die Ausstellung „Erinnerungen an den Trachauer Maler und Graphiker Harald Sommer“ aus. Sie fand 2005 im Trachauer „Bürgerzentrum ELSA“ statt, in dem seit langem schon ein Physiotherapeut seine Dienste anbietet.
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