Brendler’s Geschichten: Archivar und Landeshistoriker Gerhard Schmidt

Der durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordinierte „Tag des offenen Denkmals“ findet in diesem Jahr am Sonntag, den 8. September, statt. Offiziell eröffnet wird er in Speyer (Rheinland-Pfalz), einer der ältesten deutschen Städte.

Laut Programmheft zum Denkmaltag 2024 in Dresden, seit dem 21. August ist es an fast 400 Auslegestellen sowie im Neuen Rathaus und im Kulturrathaus erhältlich, werden zehn denkmalübergreifende Rundgänge bzw. Führungen und 59 Objekte angeboten. Im Stadtbezirk Pieschen sind es das Zentralwerk in der Riesaer Straße und der St.-Pauli-Friedhof.

Der Stadtteilhistoriker Uwe Meyer-Clasen aus Trachenberge wird am 8. September ab 10.00 Uhr zu ausgewählten Grabanlagen auf dem St.-Pauli-Friedhof führen.

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He/Ro in Tante Ju am 9. Januar


Dr. phil. Gerhardt Schmidt

Seine letzte Ruhestätte fand Dr. phil. Gerhardt Schmidt im elterlichen Grab auf dem St.-Pauli-Friedhof. Foto: K. Brendler

Auf dem etwa elf Hektar großen und zum 1. Januar 2016 „beschränkt geschlossenen“ Friedhof befinden sich sowohl an Krieg und Gewaltherrschaft erinnernde Gedenkorte als auch Gräber von Persönlichkeiten, die mit der Geschichte Dresdens und der seiner nordwestlichen Vororte eng verbunden sind. Zu ihnen gehört das Grab des wissenschaftlichen Archivars und Landeshistorikers Dr. phil. Gerhard Schmidt.

Geboren am 16. Mai 1920 in Darmstadt, wuchs er im Nordwesten Dresdens auf. Zunächst besuchte er die 56. Volksschule in Trachau, danach, von 1931 bis 1939, die Dreikönigsschule, die damals an der Arnimstraße in Dresden-Neustadt stand. Infolge der Straßenumbenennung nach 1945 erhielt sie den Namen Wigardstraße.

Dr. phil. Gerhardt Schmidt

Dr. phil. Gerhard Schmidt auf einem Foto seines Sohnes Michael Schmidt (Inhaber, Autor und Publizist des Sonnenblumen-Verlages Dresden)

Das durch Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft unterbrochene Studium der Geschichte, Germanistik und lateinische Sprache, welches Gerhard Schmidt 1940 an der Leipziger Universität aufgenommen hatte, konnte 1946 fortgesetzt und 1950 erfolgreich abgeschlossen werden. Seiner Promotion zum Dr. phil. (1951) folgten Jahrzehnte fruchtbaren Schaffens und Wirkens als Archivar und Landeshistoriker in Dresden und Berlin.

Das fast 250 Veröffentlichungen umfassende wissenschaftliche Werk des Dr. phil. Gerhard Schmidt, ist den „…Gebieten der sächsischen Landesgeschichte vor allem der Neuzeit, sächsischer Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, sächsischer Kirchengeschichte, der Dresdner Stadtgeschichte sowie der Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts verpflichtet.“ (Reiner Groß, Sächsische Heimatblätter, Nr.3 / 1995)

1984 wurde Dr. phil. Gerhard Schmidt für seine Leistungen mit der Leibnitz-Medaille der Akademie der Wissenschaften der DDR gewürdigt. Von 1986 bis zu seinem Tode am 6. Juni 2001 wohnte er in Kaditz und dort im Hause Rankestraße Nr.13b.

Die 1. Auflage erschien im Januar 1983 und wurde vom Rat des Stadtbezirkes Nord der Stadt Dresden (Abt. Kultur) herausgegeben. Quelle: Archiv K. Brendler

„Aus seinen breitgefächerten Publikationen soll […] auf die Text-Bildbände ‚Dresden und seine Kirchen‘ (1976) und ‚Die Kirchen in der Sächsischen Schweiz‘ (1990) sowie ‚Der Stadtbezirk Nord der Stadt Dresden-Aus der Geschichte seiner Stadtteile‘ hingewiesen werden.“ (Reiner Groß, Sächsische Heimatblätter, Nr.3 / 1995)

In letztgenannter Publikation, 112 Seiten zählend, Verzeichnis benutzter Literatur und Bildteil inbegriffen, hat Dr. phil. Gerhard Schmidt seine Nachforschungen zum Entstehen, Wachsen und Werden von Kaditz, Übigau, Trachau, Mickten, Trachenberge und Pieschen veröffentlicht. Sie sind unverzichtbare Quelle für alle, die sich mit der Geschichte des Dresdner Nordwestens vertraut machen wollen.

Ansichtskarte der Dreikönigsschule um 1905. Quelle: Archiv Dr. Holger Rohland

Im Jahre 1989 veröffentlichten die „Sächsische Heimatblätter“, eine der wichtigsten regional- und landeskundlichen Zeitschriften in Sachsen, einen Beitrag von Dr. phil. Gerhard Schmidt zur Geschichte der Dreikönigsschule. Im Februar 1945 fast völlig ausgebrannt, wurde das Haus vom ehemaligen Dreikönigsschüler Prof. Dr. Bernhardt Klemm (1916-1995) in den Jahren 1951-1953 an gleicher Stelle neu errichtet. In ihm, dem Pädagogischen Institut, ab 1967 Pädagogische Hochschule, wurden bis 1990 Lehrer und Lehrerinnen für die Schulen der DDR ausgebildet. Seit 1992 ist im Gebäude das Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus untergebracht.

Brendler’s Geschichten ist eine Serie, in der Klaus Brendler für das Onlinejournal Pieschen Aktuell in loser Folge an Orte, Ereignisse und Personen im Stadtbezirk Pieschen erinnert. Der Stadtteilhistoriker und Autor war von 2007 bis 2023 Vorsitzender des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ und von 2002 bis 2022 Leiter der „Geschichtswerkstatt Dresden-Nordwest“. Er lebt in Dresden-Trachau.
>> zum Archiv von Brendler’s Geschichten

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