Advent in Altmickten: Häkel-Weihnachtsbaum schmückt den Dorfplatz

„Das können wir auch“. Die Frauen aus Altmickten waren sich schnell einig, dass ein gehäkelter Weihnachtsbaum auch sehr gut auf ihren Dorfplatz passen würde. Das Vorbild steht in Pajara, einer Gemeinde im Süden von Fuerteventura. Dort hatten Kristin Gabriel und Katrin Findeisen ihn im Urlaub entdeckt. Ein Foto an den Rest der Frauengruppe, die sich scherzhaft „Therapiegruppe“ nennt, sorgte für die Antwort und ein anspruchsvolles Vorhaben für die nächsten Monate.

Die „Therapiegruppe“: Christiane Lehmann, Katrin Findeisen, Catleen Kleber, Beate Till, Kristin Gabriel, Beate Eichler (v.l.n.r.). Foto: W. Schenk

Am vergangenen Sonnabend wurde das gehäkelte Patchwork-Meisterstück feierlich auf dem Dorfplatz in Altmickten eingeweiht. Es ist – mit Stern – etwas mehr als zwei Meter hoch. Der wahrscheinlich größte, gehäkelte Weihnachtsbaum der Welt erreicht eine Höhe von 22 Metern und einen Durchmesser von acht Metern, berichtete vor einem Jahr die „Fuerteventura Zeitung“ über den Ideengeber für die Frauen.

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Die Pläne für den Patchwork-Baum in Altmickten wurden an der Feuerstelle im Garten von Katrin Findeisen weiter geschmiedet. Dort traf man sich ohnehin regelmäßig, die Scheune nebenan hat schon viele gemeinsame Feten gesehen – Hutparty, Apres Ski im Sommer oder ein Oktoberfest. Jetzt brach in der „Therapiegruppe“ das Häkelfieber aus. Allein zu Hause oder gemeinsam bei dem einen oder anderen Glas Sekt entstanden die 10 mal 10 Zentimeter großen gehäkelten „Fliesen“. „Wir hatten es erst mit größeren Teilen versucht“, erzählt Beate Eichler. „Das war nicht so gut, die Teile sollten nicht wie Topflappen aussehen“.

Reger Betrieb war zur Einweihung am Sonnabend auch am Wunschbriefkasten. Foto: Alicja Kaplanek

Wollreste wurden im Dorf zusammengesucht. So kam auch die Wolle der verstorbenen Omi Unger noch zu neuen Ehren. „In dem Baum lebt sie weiter“, meinten die Frauen beim Erzählen in der Runde und stießen mit einem Eierlikör an. Von März bis Juli entstanden am Feierabend und an den Wochenenden 530 gehäkelte Fliesen. „Bunt und fröhlich sind die Teile geworden“, waren sich die Frauen einig. Für den Stern und die Bordüren musste extra goldene Wolle gekauft werden. „Das hat man nicht zu Hause“, erklärte Beate Eichler.

Natürlich gehäkelt: Die Weihnachtsgrüße der "Therapiegruppe". Foto: Alicja Kaplanek

Natürlich gehäkelt: Die Weihnachtsgrüße der „Therapiegruppe“. Foto: Alicja Kaplanek

Bei der Gestaltung des Baumes und des Sterns halfen die Männer. Gunnar Findeisen baute die Holzpyramide. „Der erste Versuch mit einem Blechfass hat uns nicht gefallen“, meinte er. Das Gestell aus Holzlatten wurde mit einer Plane umkleidet und ist so groß, dass es über die Boje passt, die auf dem Dorfplatz steht. Sie wurde beim Hochwasser 2002 angeschwemmt und als Mahnung und Erinnerung aufbewahrt. Chris Eichler kümmerte sich darum, dass der Stern an der Spitze des Baumes die richtige Form bekommt und vor allem auch behält. Die Wolle für den ganzen Baum wurde imprägniert, damit sie auch regnerische Tage übersteht. Einen Test hat es nicht gegeben. Alle warten nun gespannt, ob die Wolle hält.

An der Hochwasser-Boje von 2002 ist der Häkelbaum befestigt. Foto: W. Schenk

Ab August, als das Gestell fertig war, begannen die Frauen dann damit, die 530 Fliesen zusammenzunähen. „Zuerst hatten wir sie auf die Holzleisten getackert. Das konnte aber nicht die Lösung sein“, sagte Beate Till. Werden die Klammern nass, hinterlassen sie schnell Rostspuren auf der Wolle. Also mussten alle Teile mit viel Geduld und Nadel und Faden aneinander gefügt werden.

Für die feierliche Einweihung war das Organisationstalent von Christiane Lehmann gefragt. „Dieser Baum erzählt eine Geschichte von Gemeinschaft, Kreativität und der Freude daran, etwas Schönes miteinander zu teilen“, sagte sie am Sonnabend, bevor sie das Wort an Christian Wintrich, ehemaliger Leiter des Stadtbezirksamtes Pieschen, übergab. Er ist regelmäßiger Feten-Gast und durfte den Baum enthüllen. Nach Dudelsack-Musik von Jens Jeremias und Liedern, die von Robert Körting auf der Trompete begleitet wurden ging es dann mit Glühwein, Schokoäpfeln, Fettbemme und Plauderei weiter. Neben dem gehäkelte Baum konnten die großen und kleinen Gäste ihre Weihnachtswünsche in einen Wunschbriefkasten einwerfen.

Letzte Handgriffe, bevor am Sonnabend die feierliche Eröffnung beginnen konnte. Foto: Alicja Kaplanek

Unterdessen arbeitet die „Therapiegruppe“ bereits an den nächsten Plänen – unter dem Motto „bunt und verrückt ins nächste Jahr“ wird die Silvesterparty vorbereitet. „Es ist ein schönes und abwechslungsreiches Dorfleben mitten in der Stadt“, findet Kristin Gabriel. In der Adventszeit würden die Leute hier und auch nebenan in Übigau ihre Höfe für die Nachbarn und neugierige Besucher öffnen.

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