Pieschen-Aktuell im Gespräch mit der Pieschenerin Weinhoheit Sabine Leonhardt.
Kannst du dich und das Amt der Weinhoheit bitte kurz vorstellen?
Hallo, ich bin Leo und habe gerade meine zweite Amtszeit als Sächsische Weinprinzessin beendet. Ich werde im Spätsommer 41 Jahre alt, lebe in Pieschen und arbeite hauptberuflich in der Verwaltung eines Fraunhofer-Instituts. Seit August 2022 durfte ich den Sächsischen Wein, unsere Kulturlandschaft und meine Heimat gemeinsam mit meinen Mitstreiterinnen als Weinhoheit vertreten.
Bei mehr als 100 Terminen pro Jahr nehmen die Weinhoheiten vielfältige Repräsentationsaufgaben wahr. Dazu gehören nicht nur die Eröffnung von Weinfesten, sondern auch Weinverkostungen und -wanderungen, der Besuch von Fachmessen, Ballveranstaltungen und zahlreichen Hof- und Gutsfesten. Auch die Betreuung der offiziellen Social-Media-Kanäle sowie Pressekonferenzen und Interviews mit Vertretern der Printmedien, des Rundfunks und Fernsehens gehören zu den Aufgaben.
Die Position der Sächsischen Weinhoheiten ist ein Ehrenamt, welches von der Geschäftsstelle des Weinbauverbandes Sachsen e.V. koordiniert und begleitet sowie von zahlreichen Sponsoren unterstützt wird.
Zwei Jahre warst du nun als Weinbotschafterin für das Anbaugebiet Sachsen unterwegs. Nun hast du im Rahmen deiner Abkrönung die Krone an deine Nachfolgerin übergeben. Was war das für ein Gefühl für dich?
Ich habe zwei in dieser Zeit wirklich alles aus der Liebe meines Herzens für den Sächsischen Wein gegeben. Natürlich bin ich da sehr verbunden mit dem Amt als Weinhoheit und auch mit der kleinen silbernen Krone, die tatsächlich zu einem Teil von mir geworden ist.
Selbstverständlich war mir bewusst, dass die Amtszeit endet, und ich konnte mich in den letzten Monaten gut emotional darauf vorbereiten. Ich darf gerne offen zugeben, dass ein gewisser Abschiedsschmerz zur Amtsübergabe gehört. Aber es ist ein sehr schöner Gedanke, dass nun drei neue Frauen mit viel Kraft und Motivation die Repräsentationsaufgaben des Sächsischen Weins übernehmen und unser schönes Anbaugebiet als Weinhoheiten vertreten. Dabei wünsche ich Ivanna, Janine und Antje ganz viel Spaß!
Jetzt verbindet man Pieschen ja nicht unbedingt mit Weinbau. Was hatte dich damals bewogen, als Weinhoheit zu kandidieren?
Das stimmt! Dresden ist eine kleine Zäsur in der Sächsischen Weinstraße. Im Stadtbild kann man nicht unbedingt direkt erkennen, dass man sich mitten in einem Qualitätsweinanbaugebiet befindet. Von Pieschen aus kann man aber wunderbare Ausflüge beginnen, entlang der Weinstraße oder des Weinwanderwegs Richtung Pillnitz und Pirna oder Radebeul, Meißen und Diesbar-Seußlitz.
Die Liebe zum Sächsischen Wein wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt durch meine Mutti, eine gebürtige Meißnerin, und meinen Opa, einem Hobbywinzer, der, zu Lebzeiten, in Meißen Wein angebaut hat. Mein persönlicher Bezug zum Sächsischen Wein entstand während meiner Gastro-Jobs in der Studienzeit: ich durfte oft Weine unserer sächsischen Produzenten verkaufen, ab und zu auch verkosten und habe mein Herz daran verloren.
Ich habe oft Steffi, meine liebe Freundin und Weinprinzessin aus meinem ersten Amtsjahr, gebeten, mich auf Wein-Events zu begleiten. Auch bei ihr wuchs die Liebe zum Wein. Zu den „Tagen des offenen Weinguts“ 2021 haben wir zufällig die damaligen Weinhoheiten getroffen. Steffi war begeistert von diesem Ehrenamt und musste ganze Überzeugungsarbeit leisten, um auch mich zur Bewerbung zu bewegen. Somit kann man sagen, dass ich Steffi zum Wein gebracht habe, und sie mich zum Krönchen.
Was zeichnet den sächsischen Weinbau aus Deiner Sicht aus?
Sachsen liegt auf dem 51. Breitengrad und ist das nordöstlichste Weinanbaugebiet Europas. Die besonderen klimatischen Bedingungen mit warmen Tagen und kühlen Nächten lassen in unseren Trauben ein ganz tolles Spiel aus knackiger Säure und fruchtiger Aromatik entstehen.
Außerdem ist Sachsen das Anbaugebiet der Kleinwinzer. Von knapp 1.400 gemeldeten Winzern befinden sich gerade einmal 38 im Haupt- und 42 im Nebenerwerb. Die übrigen knapp 1.300 Klein- und Kleinstwinzer sind oft in Weinbaugemeinschaften und -vereinen organisiert und leisten einen ganz wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Weinkulturlandschaft.
Besonders ausgezeichnet wird der sächsische Weinbau meiner Meinung nach aber durch die deutlich spürbare Leidenschaft, Begeisterung und Liebe zum Wein eines jeden einzelnen Akteurs der sächsischen Weinwelt.
Was waren denn für dich die Highlights der letzten zwei Jahre?
Die Frage nach dem Highlight als Weinhoheit ist eine ganz schwierige, denn es gibt einfach so viele!
Ganz besonders schön finde ich es, wenn man genug Zeit hat, ein intensives Gespräch mit dem Winzer oder auch mit einem Besucher einer Veranstaltung zu führen und sich so richtig austauschen kann. Die große Liebe und Leidenschaft für den Wein spüre ich immer besonders bei den Weinbaugemeinschaften und ihren Mitgliedern, die einen großen Teil ihrer Freizeit investieren für den Weinbau, die Gemeinschaft, die Organisation von Festen oder zum Beispiel Rebschnitt-Lehrgängen.
Und dann gibt es da noch die großen, „lauten“ Highlights: zum Beispiel von der Feuerwehr nach der Eröffnung des Radebeuler Weinfests mit dem Boot nach Meißen gebracht zu werden, um dort das nächste Weinfest zu eröffnen. Oder auch die „kalten“ Highlights wie eine Eisweinlese. Und auch die „leiseren“ und dafür „näheren“, persönlichen Highlights wie eine Tankprobe mit der Winzerin im Weinkeller, oder das Öffnen einer sehr alten Weinflasche im Archivkeller.
Für immer in Erinnerung bleiben wird mir auch mein erster Fassanstich bei der Eröffnung des Elbtal Weinlaufs und mein erstes Mal Sabrieren, also das Öffnen einer Sektflasche mit einem Säbel, im Kalkbergwerk Miltitz mit der Weinbaugemeinschaft Radebeul-Niederlößnitz.
Eins ist sicher: die Zeit als Weinhoheit werde ich nie im Leben vergessen!
Gab es denn für dich auch in Pieschen etwas, dass dir in Erinnerung geblieben ist?
Einer meiner Lieblingsorte in Pieschen ist die Mauer hinter dem Watzke. Dort habe ich unzählige Male gesessen und mit Blick auf die Elbe und die Frauenkirche ein Gläschen Wein getrunken und eine der Hauptaufgaben einer Weinhoheit geübt: die Weinbeschreibung.
Auch zwei andere Events in Pieschen werden mir in Erinnerung bleiben. Zum einen die Gastrochecker-Küchenparty mit Johann Lafer, Schloss Wackerbarth und vielen weiteren regionalen Anbietern im November 2022 im Küchenzentrum Dresden auf der Fritz-Reuter-Straße. Als Weinprinzessin durfte ich die Menü-begleitenden Weine an die Gäste ausschenken. Und zum anderen die Jungweinprobe von Frédéric Fourré und Alexandre Dupont de Ligonnès auf der Kötzschenbroder Straße 9 im April 2024. Jungweinproben oder Jahrgangspräsentationen bieten eine wunderbare Gelegenheit, nahezu alle Weine eines Winzers in kleinen Mengen und zum kleinen Preis zu probieren.
Wie wird sich dein Leben denn nun verändern? Bleibst du dem Wein treu?
Das Weinhoheiten-Ehrenamt ist wunderschön, aber auch sehr zeitaufwändig. Ich bin glücklich, meine Freizeit nun auch wieder zur freien Verwendung zu haben. Aber natürlich wird sich in meinem Leben auch weiterhin viel um den Sächsischen Wein drehen. Ich plane einen Teil meiner neu gewonnenen Freizeit mit Weingästeführungen, Moderationen oder im Weinausschank zu verbringen.
Vielen Dank für das Interview, viel Glück und Erfolg auf deinem weiteren Weg!
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