Die Puppenspieler Randi und Grigorij Kästner-Kubsch kehren mit ihrem August Theater an ihre alte Spielstätte im Rathaus Pieschen zurück. Ein Mietvertrag über fünf Jahre gibt ihnen vorläufige Planungssicherheit. Seit drei Wochen haben sie die Schlüssel. Ursprünglich hieß es, dass der Wiedereinzug in die ehemaligen Ratsherrenstuben erst nach Abschluss der gesamten Rathaus-Sanierung erfolgen sollte. Das wäre voraussichtlich 2024 gewesen. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) habe sich dafür eingesetzt, dass es früher geht, meinte Grigorij Kästner-Kubsch. Wegen des Baulärms dürfe man aber wochentags nicht vormittags spielen. Darum werde man bis zum Abschluss der Sanierung die Vormittagsveranstaltung im Kulturhafen Pieschen spielen. Vom dortigen Team sei man die vergangenen beiden Jahre herzlich aufgenommen und unterstützt worden.
Die Bühne und die Zuschauertribüne stehen bereits wieder als Rohbau. Regale für die Lagerung der verschiedenen Bühnenausstattungen sind auch schon aufgebaut. Jede der etwa 30 Inszenierungen erfordere eine andere Ausstattung, erklärt Randi Kästner-Kubsch. Dennoch habe man auf Lager und Büro im Keller verzichtet. „Mein Büro ist jetzt überall da, wo ich mein Laptop hinstellen kann“, meinte Ehemann Grigorij.
Das kleine Theater-Café ist noch nicht wieder eingeräumt. Hier werden künftig 20 Stühle und Bistrotische das Mobiliar ergänzen. Sie sind eine Dauerleihgabe von Uwe Sochor, Inhaber von „Mein Frankreichladen“. Er benötigt die Möbel nach dem Umzug in sein neues Geschäft in der Oschatzer Straße nicht mehr.
Wegen der Sanierung des Rathauses musste das August Theater vor zwei Jahren ausziehen. Damals hatte die Stadtverwaltung den Wiedereinzug zugesichert, nachdem die geplante Kündigung der Räume nach öffentlichen Protesten zurückgezogen werden musste. Jetzt sind die Wände frisch gestrichen, die Sanitärräume erneuert und nun auch barrierefrei. Allerdings sind sie für Rollstuhlfahrer unerreichbar, weil es keinen barrierefreien Zugang in das Theater gibt. Die geplante Hebebühne am Hintereingang zum Theater „kann aus Kostengründen leider erst später errichtet werden“, erklärte ein Rathaussprecher auf Anfrage des Onlinejournals Pieschen Aktuell und fügte hinzu. „Die Ursachen liegen vor allen Dingen in den Kostensteigerungen wegen der hohen Inflation. Es musste nach Einsparpotentialen gesucht werden, ohne den Bauablauf insgesamt zu gefährden. Die Nachrüstung der Hebebühne kann technisch ohne Probleme jederzeit erfolgen“.
Neu im Zuschauerraum wird die Königsloge sein. Dort befinden sich zwei exklusive Sitzplätze, von denen aus man über die Köpfe aller Zuschauer hinweg das Geschehen auf der Bühne verfolgen kann. Umgestellt wurde auch das Ticketsystem. „Wir müssen nun keine Ticketgebühren mehr an den Bereitsteller der Software zahlen“, meinte Kästner-Kubsch.
Mit seiner Frau Randi sitzt er zwischen Kisten und Stühlen auf der Bühne. „Für uns ist das jetzt in Ordnung. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir vorzeitig wieder einziehen können“, sagen die beiden. Zwischenzeitlich hätte sie sich schon gefragt, ob sie sich den Umzug noch einmal antun wollten. Aber: „Puppenspiel ist unser Lebensinhalt und die großartige Solidarität der Pieschener, als die Kündigung im Raum stand, haben den Ausschlag dafür gegeben, weiter zu machen“. Außerdem habe man die Hoffnung nicht aufgegeben, in den kommenden Jahren Nachfolger für das Puppentheater zu finden, meinten Randi und Grigorij Kästner-Kubsch.
Am 23. September soll die Wiedereröffnung des Puppentheaters gefeiert werden. Die Pläne für „August zieht um“ sind schon weit gereift. Von der Interimsspielstätte im Kulturhafen in der Leisniger Straße geht es mit den letzten Umzugskisten und Pauken und Trompeten – dafür sorgt ein Spielmannszug – zum Rathaus Pieschen. Die Kartons – sie werden speziell bemalt sein – sollen im wiedereröffneten Theater ein besonderes Bühnenbild ergeben. Ab 24. September beginnt dann der reguläre Spielbetrieb.
Fünf Tage später feiern Randi und Grigorij Kästner-Kubsch ein ganz besonderes Jubiläum: „40 Jahre Theater mit Puppen“. Aber das Besondere ist, dass sie die 40 Jahre gemeinsam auf der Bühne gestanden haben. Mit einem privaten und nicht subventionierten Theater. „Wir wollen das zusammen mit den Leuten feiern, die wir in dieser Zeit mehr als nur einmal gesehen haben“, erzählen die beiden Puppenspieler. Zuvor gibt es aber noch viel Arbeit in der alten und neuen Spielstätte – und weitere Aufführungen in der Theaterscheune Zschoner Mühle und bei August auf Tour im hohen Norden.
August Theater
Bürgerstraße 63
Telefon: 0 351 – 33 22 02 93 mit Anrufbeantworter
E-Mail: info@august-theater.de
>> zum Spielplan und den Tickets
Ein Kommentar zu “Wieder zurück: August Theater startet im Rathaus Pieschen in die neue Saison”
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Es ist wunderbar, dass Randi und Grigorij Kästner-Kubsch durchgehalten haben und wieder einmal Mut, Zuversicht und Tatkraft an den Tag legen um ins alte Rathaus Pieschen zurück zu ziehen. Dazu auch ein herzliches Dankeschön an alle großen und kleinen Helferlein!