Dass sich eine Bar als Kulisse nicht nur für alkoholische, sondern auch für literarische Ergüsse hervorragend eignen kann, hat das TresenLesen seit 2015 hinlänglich bewiesen. Nun kommt auch Pieschen in den Genuss dieser speziellen Art von Kneipenkultur – die Lesebühne ist aus der Neustadt hierher gezogen, und zwar ins Rausch.
Literatur ganz ungezwungen
Der Betreiber des Restaurants auf der Bürgerstraße habe sich gleich dafür begeistern können, dem TresenLesen jeden zweiten Mittwoch im ungeraden Monat Obdach zu gewähren, erzählt Anne Es, langjährige Organisatorin der Veranstaltungsreihe, die sie damit in ihr eigenes Wohnviertel geholt hat, nachdem die Bar 100 als Spielstätte wegfiel.
Nun kann es weitergehen mit der offenen Bühne, die literarisch Ambitionierte dazu einlädt, in ungezwungenem Ambiente selbst verfasste Texte vorzutragen. Jeweils zehn Minuten steht ihnen die Aufmerksamkeit des „in der Regel wohlwollenden“ Publikums, wie Anne versichert, zur Verfügung, obendrein gibt‘s ein Freigetränk. Mitmachen kann nach Anmeldung jede und jeder, die oder der Lust hat; dem Genre oder Thema sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Umgekehrt profitieren natürlich auch die Gäste vom eintrittsfreien Spektakel, das sie finanziell lediglich mit einer Spende in den Hut würdigen dürfen. Die wiederum geht an eine gemeinnützige Organisation, die sich im Laufe des Abends vorstellt und meistens Kinder unterstützt.
Im neuen Kapitel in der Geschichte des TresenLesens fehlt nicht der treue Kreis aus Stammlesenden und -hörenden, er erweitert sich bei jeder Veranstaltung durch neue Gesichter. „Für mich ist es immer wieder spannend, neue Personen zu sehen und zu hören“, erzählt Anne, für die die Lesebühne ein Herzenprojekt ist.
Das OrgaTeam Anne und Flo: inspiriert und inspirierend
Übrigens nicht das einzige. Zum Beispiel initiiert und bereichtert sie auch literarische Abende, die sich thematisch einschlägiger, aber nicht weniger spannend um Erotik drehen. Zum Beispiel am Valentinstag in der Ateliergemeinschaft von Ricardo Schwarz und Ingolf Herrmann in der Leisniger Straße. Dazu noch die Fotografie als Hobby und schon entsteht ein prima Ausgleich zum Job in der Neurologie, mit dem Anne aber auch sehr zufrieden ist.
Wer hingegen beruflich gern ganz in die Welt des Schreibens eintauchen möchte, ist die andere Hälfte des TresenLesen-Teams: Flo Durden, der die Leseabende moderiert und sich seit 2015 neben seiner handwerklichen Tätigkeit auch selbst als Autor versucht. Mehrere Bücher, die sich auf die eine oder andere Art mit der Suche nach dem Selbst beschäftigen, sind bereits seiner Feder entsprungen.
An Ideen mangelt es Flo jedenfalls nicht. „Und wenn ich doch mal keine mehr hab, reicht es, einen Spaziergang zu machen“, verrät er. Neben Menschen ist es auch die Natur, die dabei hilft. Gut, dass der Schriftsteller in Klingenberg lebt und so den Wald direkt vor der Haustür hat. Mindestens zum Lesen wagt er sich aber doch in die Stadt. Das nächste Mal ist er am 22. Februar im Rausch zu hören, wo er aus seinem neusten Buch vorlesen wird, untermalt von Musik von Remo Devago.
Was Anne und Flo zu so einem guten Team macht, ist mindestens das gemeinsame Anliegen, das sie hinter dem TresenLesen sehen: Leute inspirieren und ermutigen, ihren Ideen freien Lauf zu lassen. Ob schon länger am Schreiben oder ganz neu, ob das Resultat humorvoll, tragisch, historisch oder lyrisch ist – „Jeder Abend ist so verschieden wie die Autorinnen und Autoren“, und genau das macht es ja so schön.
TresenLesen – offene Lesebühne
- jeden zweiten Mittwoch im ungeraden Monat
- nächster Termin: 8. März 2023
- im Rausch, Bürgerstraße 36
- Kontakt und Anmeldung unter dresdentresenlesen@web.de
2 Kommentare zu “TresenLesen: Offene Lesebühne jetzt in Pieschen”
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Ich finde die Idee sehr gut, insbesondere wenn das heißt, dass der Laden dafür die Events mit dem unsäglichen Musikwummern bis früh um zwei an den Wochenenden ein bisschen zurückfahren würde.
Ich war über das Abfeuern von Raketen am Samstag um 0 Uhr verwundert. Hat die Kinder und den Hund und vermutlich die halbe Nachbarschaft geweckt. Fand ich doof.