Spielplatz Pestalozziplatz

Sanierung des Spielplatzes Pestalozziplatz: Eine lange und teure Geschichte

Die Sanierung des Spielplatzes am Pestalozziplatz soll im März 2023 beginnen und innerhalb von drei Monaten bis Ende Mai abgeschlossen werden. Das teilte die Stadtverwaltung jetzt mit. Ursprünglich waren die Arbeiten für das dritte Quartal 2022 geplant, mussten jedoch „wegen Kapazitätsengpässen für Leistungen und Materiallieferungen des Auftragnehmers und seiner Nachauftragnehmer“ verschoben werden.

Wenn es bei den Zusagen bleibt, finden die Querelen um die Sanierung des Spielplatzes doch noch ein gutes Ende. Und wie sich im Laufe der Debatten herausstellte, auch ein deutlich teureres Ende.

2017: Petition lieferte den Anstoß

Im November 2017 hatte Daniel Grimm, einer der Anwohner am Pestalozziplatz, mit seiner Petition „Pestalozziplatz: Kindgerechte Neugestaltung Spielplatz, Sportplatz und Grünfläche“ 291 Unterstützer gefunden und eine Debatte angestoßen, die sowohl im Stadtbezirksbeirat und als auch im Petitionsausschuss Gehör fand. Im Ergebnis hatte 2018 das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft, das für die 219 Spielplätze in Dresden zuständig ist, neue Spielgeräte angekündigt. 2019 war dann klar, dass die Mittel dafür nicht zur Verfügung standen. Der Stadtbezirksbeirat sprang ein und bewilligte aus dem 2019 erstmals zur Verfügung stehenden eigenen Budget einen Betrag von 10.000 Euro für die Anschaffung der Spielgeräte.

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2020: Sanierungsbedarf wird korrigiert

Bevor die Geräte aufgebaut werden sollten, erfolgte 2020 eine erneute Überprüfung der Beschaffenheit des Spielplatzes. Festgestellt wurden „erhebliche Verschleißspuren und deutliche Defizite hinsichtlich des Spielwerts der Anlage“. Für eine nachhaltige Sanierung und Erhöhung der Nutzbarkeit des Spielplatzes sei eine komplette Erneuerung des Fallschutzbelages erforderlich. Zudem müsste der Spielbereich neu geordnet werden. Die Kosten für den Umbau und neue Spielgeräte bezifferte das zuständige Amt auf 68.500 Euro.

Mit diesen Ergebnissen konfrontiert, forderte der Stadtbezirksbeirat Ende 2020 eine Bürgerbeteiligung, um bei den Anwohnern und den Schülerinnen und Schülern des Pestalozzi-Gymnasiums Ideen für die Gestaltung der Fläche einzusammeln und zu diskutieren. Dafür wurden 3.500 Euro bewilligt. Wegen der Corona-Pandemie fand dieses Prozess online statt.

2021: Neue Planung nach Bürgerbeteiligung

Im November 2021 wurden die Ergebnisse im Stadtbezirksbeirat vorgestellt: Beliebt bei den Nutzern seien die Schaukeln, jegliche Sitzgelegenheiten und die Tischtennisplatten. Gefragt seien mehr Bewegungsangebote und Gelegenheiten zum Sitzen und für die Kommunikation. Weniger genutzt würden dagegen die Pyramiden, die inzwischen auch kein guten Bild mehr abgeben. Diese Hinweise waren in die weitere Planung des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft eingegangen. Der Rückbau von Geräten, die Neuanordnung eines Klettergerätes, der Bau von Bodentrampolinen und mehr Sitzgelegenheiten und die Aufbereitung des Pavillons und der vorhandenen Sitzgelegenheiten und Papierkörbe würde weitere 89.000 Euro kosten.

Der Stadtbezirksbeirat bewilligte auf seiner Novembersitzung 2021 diese Mittel aus seinem Budget und hörte die Zusage der zuständigen Mitarbeiterin, dass die Arbeiten im 2. Quartal 2022 realisiert werden.

2022: Statt Sanierung neue Kosten

Statt dessen wurde das Amt im Juni 2022 erneut im Stadtbezirksbeirat Pieschen vorstellig. „Das Ergebnis des Baugrundgutachtens habe schadstoffbelastetes Material zum Vorschein gebracht, welches entfernt werden müsse“, heißt es nun in einer weiteren Vorlage. Das belastete, in Chemnitz entwickelte, Material wurde 2004 eingebaut und sei nicht mehr reparaturfähig, da die Firma nicht mehr bestehe und das Material nicht mehr hergestellt werde. Durch den hohen Anteil an Kohlenstoff sei das Material Deponieklasse II, es habe aber für den Nutzer keinen Schaden verursacht, da das Material gebunden sei. Da das Material nicht ersetzbar sei, müsse die betroffene Fläche komplett ersetzt werden. Außerdem, so die Vorlage, müsse durch die „dynamische Entwicklung der Energie- und Baupreise die Kostenberechnung angepasst werden“. Das entstandene Defizit zu ursprünglichen Planung belaufe sich auf 57.000 Euro.

Die Stadtbezirksbeiräte reagierten betroffen und verärgert über die Zwickmühle, die ihnen da präsentiert wurde. Jetzt die Gelder zu verweigern hätte eine weitere Verzögerung bedeutet, da man die fertigen Planungen noch einmal hätte anpassen müssen, um die 57.000 Euro einzusparen. Mit 16 Ja und einer Nein-Stimme wurde das Geld bewilligt. Und wieder hörten die Beiräte die Ankündigung, dass nunmehr im 2. Quartal 2022 die Arbeiten endlich beginnen würden. Daraus wurde jedoch nichts. Lieferengpässe und zu wenig Ressourcen bei den beauftragten Firmen wurden als Grund genannt.

Jetzt blicken die Beiräte, die Anwohner und Schülerinnen und Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums mit großer Spannung dem März 2023 entgegen. Hoffentlich schneit es nicht.

 

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Eine Meinung zu “Sanierung des Spielplatzes Pestalozziplatz: Eine lange und teure Geschichte

  1. Schweesdo Onie sagt:

    Das ist in dieser Ausführlichkeit ein sehr interessanter Einblick in Entscheidungs- und Realisierungsabläufe.
    (Aber ehrlich: 5einhalb Jahre sind in dieser Stadt doch wirklich flott- könnte nicht einer der Anwohner gegen die Sanierung klagen? Z.B. wegen Baulärms oder erhöhter Lärmbelastung durch stärkere Nutzung der zukünftig unwiderstehlich attraktiven Fläche? Auf 10 Jahre sollten wir doch kommen können!)

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