Nein, leise muss es nicht sein, wenn Pantomimen eine Vorstellung geben. Von Musik vom Band (sehr beliebt) über undefinierbare Geräusche bis hin zum lautmalerischen Mix von Motorrad, Auto und sogar Wind reichte die Bandbreite dessen, was die Besucherinnen und Besucher der Eröffnungsgala des 38. Internationalen Pantomime Theater Festival mit den Ohren mitnahmen. Das Hauptaugenmerk allerdings galt den Körpern, die sich auf der Bühne im Theaterhaus Rudi bewegten – und dabei die große Bandbreite modernen Bewegungstheaters zeigten. Tanz, Artistik, Slapstick, klassische Pantomime: das war sehr kurzweilig und sollte ja auch nur einen Ausblick auf das geben, was jeweils abendfüllend bis zum kommenden Sonntag noch geboten wird.
Auf der Bühne, jeweils in mehr oder minder kurzen Ausschnitten, sah man nacheinander die Acts der kommenden Tage. Mit einer wahren Geschichte (Une histoire vraie) mit GatoSA aus Portugal ging’s los. Der Ausschnitt natürlich zu kurz, um den ganzen Plot zu verstehen, aber die Andeutungen zeigten bereits: das Thema geflüchteter Menschen in Kriegszeiten braucht keine Worte, um unter die Haut zu gehen. [Vorstellung am 10.11. um 19 Uhr]
Igor Mamlenkov ist Autor und Darsteller im Ein-Personen-Stück BARDAK der Domovoi Theatre Company aus Gordola in der Schweiz. Gruselig-schön sieht er aus, aber man lernt den kauzigen Kobolt schnell lieben. Humor und Ironie auch der nur kurzen Szene lassen erahnen, dass es tragikomisch zugeht bei der Suche auf Antworten auf die existentiellen Fragen der Zeit. [Vorstellung am 9.11. um 19 Uhr]
Zwischenakt: ein kurzer Einblick in die Ergebnisse des Workshops vom vergangenen Wochenende, den Rafael Degar und Patricia Vázquez von Teatro Súbito aus Mexiko gegeben haben. Die Show war eine Hommage an den Film Metropolis (Maria in den Katakomben). Respekt und viel Beifall für das Ergebnis!
Nicht die last generation, sondern die Derevo next generation war dann am Start. Ein Tag im Leben, den Spiegel vor die Augen der Zuschauer:innen gehalten vom Nachwuchs. Das war ganz großes Kino, auch wenn Großmeister Loriot die Abfolge von mananana – ba dee bedebe ganz sicher ein wenig eher auf den Punkt gebracht hätte. Aber die Beiden hatten ihren Spaß, und die Zuschauer auch.
Aus Estland kommt die Theatergruppe Giraffe Royal – mit ordentlicher Musik, die jedem Kanzlerdoppelwumms zur Ehre gereichen würde. Das dreiköpfigen Ensemble mit Stanislav Warkki (der schon vor Beginn der Gala den hereinströmenden Leuten den Clown gab) sowie Anna Warkki und Larisa Lebedeva entführt mit Clownerie, Pantomime und Tanz in eine mystische Welt. Und dass der Clown in seiner Aufführung auf die warm-up-Phase zurückgreifen konnte, war geschickt eingefädelt. oder wie das heißt. [Vorstellung am 11.11. um 20 Uhr]
Das Teatro Subito hatte die weiteste Anreise, sie kommen aus Mexiko. Und sie zeigten bei der Gala, dass man auch ohne alles auskommt – ihre Kostüme und das MakeUp bewahren sie sich auf für den abendfüllenden Auftritt. Also gab’s minimalistische Zutaten für die Misión Secreta, wie das brrr brrr fürs Motorrad und das Säuseln für den Wind. Wie ein sich nicht öffnender Fallschirm klingt, wird nicht verraten – aber: es wurden keine Artisten gequält bei dem Auftritt, und es standen auch am Ende des Abends alle heil auf der Bühne… [Vorstellung am 12.11. um 11 Uhr – auch für Kinder ab 6]
2 Kommentare zu “Nachdenkliches und Kurzweiliges bei Pantomimen-Gala”
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