Wegen „übler Nachrede“ im Internet musste die „Büromöbel Experte GmbH“ mit Sitz in Mickten seit 2022 Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent hinnehmen. Einfach ausgedrückt, haben Kriminelle dafür gesorgt, dass der Onlineshop eines der größten Büromöbel-Online-Händler Deutschlands mittels millionenfacher dubioser Links bei der Suchmaschine Google schlecht bewertet wurde. Der Shop rutschte bei Suchergebnissen nach verschiedenen Schlüsselbegriffen weit nach hinten. Onlinehändler investieren erhebliche Manpower und Finanzen in gute Platzierungen in den Ergebnislisten der größten Suchmaschine. Vergangenen Woche präsentierte Paul Eilfeld, Geschäftsführer des Büromöbel-Onlinehändlers die Ergebnisse einer langen Ursachensuche.
„Am Anfang fiel das nicht weiter auf, da wir über viele Jahre hinweg unseren Online-Shop so stabil entwickelten. Zum Jahreswechsel 2022/2023 fuhren wir ein fast dreimonatiges Software-Update durch und hatten daher auch eine geringere Sichtbarkeit bei Google eingeplant“, erläuterte Eilfeld. Erst nach zwei Google-Updates im August und Oktober sei unserem Online-Marketing-Mitarbeiter aufgefallen, dass aufgrund der enorm gesunkenen Umsatzzahlen hier etwas nicht stimmen konnte. Zwei auf Suchmaschinenoptimierung spezialisierte Agenturen konnten den Fehler nicht finden.
Erst die Erinnerung an einen Vortrag zum Thema Cyber-Kriminalität von der Agentur Berlinaten führte die Büromöbel-Händler auf den richtigen Weg. „Mit Agenturchef Lars Weber haben wir den passenden Experten gefunden“, sagte Eilfeld. Weber kam relativ schnell zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Umsatzrückgang nicht um einen natürlichen Verlauf handelte, sondern dass hier massiv von außen eingegriffen wurde.
„Wir haben festgestellt, dass die Webseite x-fach komplett kopiert wurde – lediglich die Links auf Bilder wurden beibehalten“, erklärte Weber. Dies interpretierte der Google-Algorithmus so, als würden dubiose Seiten auf die Bilder im Büromöbel-Shop verlinken. Der Algorithmus habe das Unternehmen schlechter bewertet, im Ergebnis rutschte es von hart erarbeiteten ersten Plätzen nach hinten, erläuterte Weber den Hergang. Diese negative Suchmaschinenopitmierung (SEO) könne man im Darknet kaufen – zum Bespiel würden für 1.250 US-Dollar rund 50 Millionen negative Links generiert. „Solche Angriffe im Netz verursachen einen unermesslichen Reputationsschaden und werden oftmals von Mitbewerbern gebucht – größtenteils in asiatischen Ländern. Von dort aus werden Webseiten gehackt und Lücken im System gesucht, die dann mit Software und schadhaften Links bestückt werden“ so die Rechercheergebnisse des Berlinaten-Chefs. Aber es seien nicht nur die Links, hinzu kämen die abertausenden künstlichen Zugriffe, die dafür sorgen, dass der Server langsamer wurde. Auch dies registriere der Google-Algorithmen.
Kriminalpolizei Dresden ermittelt
Was hat das Unternehmen dagegen unternommen? Als ersten Schritt baute man nun über den Anbieter Cloudflare eine digitale Firewall auf, die dafür sorgt, dass unbekannte Seiten keine Zugriffe mehr bekommen. Noch während des Einrichtens dieser Lösung fiel auf, dass von einem Server in Stockholm die komplette Seite kopiert wurde. Womöglich bietet sich hier auch ein Ansatz für Ermittler. Eilfeld hat darum Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Fall liegt aktuell beim Kommissariat 33 Fälschung IuK der Kriminalpolizeiinspektion Dresden. Auch wurde der Schaden der Allianz-Cyber-Versicherung gemeldet. Wie erfolgreich dies ist, stehe aber noch in den Sternen.
Nach unseren Erfahrungen wollen wir andere Online-Händler jetzt warnen und empfehlen, rechtzeitig in die richtige Technik zu investieren, erklärte Eilfeld, warum man das Thema öffentlich macht. Die ergriffenen Maßnahmen hätten inzwischen Erfolge erzielt. Allerdings hätten sich die Umsatzeinbußen und die Investitionen in die Fehlersuche und die neue Technik auf rund 700.000 Euro aufsummiert. „Wenn ein Ladengeschäft von außen mit Farbe besprüht wird oder in ein solches eingebrochen wird, dann sieht man den Schaden sofort – bei Online-Geschäften sieht man dies leider, wenn überhaupt, meist erst später. Für manche kann das dann zu spät sein. Wir sind froh, dass wir gemeinsam die Kurve gerade noch so bekommen haben“, waren sich Eilfeld und Weber einig.
Büromöbel Experte GmbH
Washingtonstraße 16/16a
Dresden-Mickten
One thought on “Micktener Onlinehändler wehrt sich erfolgreich gegen Cyber-Kriminelle”
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Vor allem, dass es auch Unternehmen trifft, die eigentlich nicht klassiche IT-Unternehmen sind.
In der IT Branche müssen (leider) oftmals jährlich sechs- bis siebenstellige Beträge investiert werden, um einfach weiterhin zukunftsfähig und sicher zu bleiben. Der Endkunde wundert sich dann, warum er Gebühren oder höhere Preise zahlen muss, ohne einen für ihn sichtbaren Mehrwert zu haben. Ist eine sehr schwere Argumentation die man da manchmal hat.