Wir haben ein Zeichen gesetzt, wie man auch in diesen Zeiten effektiv bauen kann“, sagte Steffen Herzer heute beim Richtfest für das Projekt Marina Garden. Mit „wir“ meint der Oberbauleiter die Firma Dreßler als Generalauftragnehmer und den Bauherren, die tschechische Unternehmensgruppe CTR. Wenig später wurden nach dem Richtspruch die obligatorischen Nägel eingeschlagen. Dann schwebte die Richtkrone unter dem Beifall der geladenen Gäste in den Himmel. Und dann war Zeit für Speisen und Getränke – inszeniert vom Team des Nachbarn Citybeach.
Im Sommer 2017 hatte Dirk Peters, Direktor des Rotterdamer Architekturbüros Barcode, Rathaus Pieschen den Entwurf mit den markanten vier Gebäuden und deren geschwungenen Fassaden öffentlich präsentiert. Mit dieser Idee für hatten die Architekten den städtischen Wettbewerb für die Gestaltung von Marina Garden gewonnen.
Herausforderungen des Sieger-Entwurfs
Sechs Jahre später konstatierten Petr Albl und Steffen Herzer: „Uns hat dieser Entwurf vor viele Herausforderungen gestellt. Geschwungene Fronten, sehr viel Glas in der Fassade, die Farbvorschläge. Aber wir haben gemeinsam viele gute Lösungen dafür gefunden.“ Die weitere Planung hatte dann das Dresdner Architekturbüro Knerer und Lang übernommen.
Petr Albl ist Ingenieur und Projektleiter für das Gebiet Deutschland der tschechischen Unternehmensgruppe CTR. Steffen Herzer verantwortet als Oberbauleiter der Firma Dreßler Bau das gesamte Baugeschehen auf dem Areal zwischen Puschkinplatz und Elbufer. Die Onlinejournale Pieschen Aktuell und Neustadt Geflüster haben zwei Tage vor dem Richtfest mit den beiden beim einem Baustellenrundgang gesprochen.
Innovationen für nachhaltige Wohnqualität
„Der Entwurf der Architekten aus Rotterdem ist aufgrund der großen Glasflächen sehr klimaanfällig“, erläuterte Petr Albl. Bis zu 90 Prozent der Fassaden bestehen aus Glas. Darum wurde in allen 210 Wohnungen eine innovative Deckenkühlung eingebaut. In einem Kreislauf sorgen Grundwasser und in Zisternen gesammeltes Regenwasser, das in den roten, unter Putz gelegten Leitungen an der Decke fließt, für eine Kühlung von oben.
Dadurch werden 27 Tonnen CO2-Emmissionen pro Jahr und 50 Prozent der Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Kühlsystemen eingespart, betonte Albl. Kühltechnik auf den Dächern hatte die Denkmalschutzbehörde untersagt. „Das kannten wir bereits von unserem Bauprojekt an der Frauenkirche“, meinte er.
Auch die Farbgestaltung wurde mehrfach getestet, bis man geeignete Farbtöne gefunden hat, die die Sonneneinstrahlung nicht verstärken. „Technik schlägt Optik“, brachte Albl das Ergebnis auf einen kurzen Nenner. Er ist voll des Lobes über die Kooperation mit seinem Generalauftragnehmer Dreßler Bau. Oberbauleiter Steffen Herzer gibt die Komplimente gern zurück. Die enorme Preissteigerung infolge des Ukrainekrieges haben beide Seiten vor große Herausforderungen gestellt, meinte er. Beton, Holz, Stahl – plötzlich hatten sich die Preise verdoppelt. „Da mussten beide Partner Zugeständnisse machen. Das hat sehr gut funktioniert“, sagte Herzer.
Petr Albl legt vor allem Wert auf die Nachhaltigkeit des gesamten Bauprojektes. Sein Unternehmen habe schon sehr früh in die Themen energetische Effizienz und niedrige Betriebskosten investiert. Das mache die Wohnungen angesichts gestiegener Energiekosten auf dem Markt besonders konkurrenzfähig. Man hoffe nun darauf, dass die SachsenEnergie ihre Zusagen zur emmissionsfreien Wärmeerzeugung auch einhalten werde.
Bemerkenswert für das gesamte Projekt sei das Verhältnis zwischen bebauter Fläche und den Freiräumen. Das sei in Dresden konkurrenzlos, meinten Albl und Herzer. Der großzügige Innenhof werde begrünt. Das Gebäude, in dem jetzt die Bauleitung residiert, wird abgerissen. Für die Fische in den beiden Aquarien im großen Beratungsraum werden noch Interessenten gesucht.
Zwischen den Wohngebäuden und dem Elbufer entsteht eine breite, landschaftlich gestaltete Grünfläche, die gleichzeitig als Retentionsfläche dient. Auch ein Spielplatz ist dort vorgesehen. Erschlossen wird das Areal von der Leipziger Straße aus. Zwischen Puschkinplatz und Elberadweg wird eine neue Verbindung für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Auf der anderen Seite führt eine Stichstraße, die auch als Feuerwehrzufahrt dient, in das neue Wohngebiet.
Im Frühjahr beginnt die Vermarktung der Wohnungen in den beiden Gebäuden, die an das „Malteser“ Grundstück grenzen. Für 106 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern werden Käufer gesucht. Alle Wohnungen, so der Bauherr, verfügen über Loggien oder Terrassen und eine schöne Aussicht. Die Quadratmeterpreise beginnen bei 4.950 Euro. 21 Wohnungen werden als Sozialwohnungen vermietet. Die Wohnungen in den anderen beiden Gebäuden will CTR zunächst selbst bewirtschaften, meinte Albl. Das könne sich aber bei einem lukrativen Kauf-Angebot auch ändern. Im Frühjahr 2024 soll das gesamte Marina-Garden-Projekt, das die CTR-Gruppe 2019 von Regine Töberich übernommen hatte, abgeschlossen sein.
Marina Garden ist das fünfte Bauträgerprojekt der Investmentgruppe CTR in Dresden. Auch die Residenz am Zwinger und die Wohnungen am Wall I und II hat CTR errichtet.