„Wie wichtig die Stimme ist, merken viele erst, wenn sie nicht mehr da ist“, sagt Luise Straßheim. Die Pieschenerin arbeitet nicht nur als Logopädin, sondern ist selbst Sängerin. Als Gesangstrainerin lädt sie regelmäßig in ihr Wohnzimmer in der Rehefelder Straße ein – analog und digital. So mancher Stimme hat sie so schon zu mehr Volumen verholfen, auch über die Grenzen Dresdens hinaus.
„Das wichtigste“, sagt Luise „ist das Atmen. Damit fängt alles an.“ Sie holt tief Luft und legt die Daumen unter die Achseln, an den oberen Rippenbogen. Dann atmet sie ein und weitet den Brustkorb. „Wenn wir den ganzen Körper einsetzen, können wir den Hals entlasten“, erklärt sie. „Und es hilft sich selbst zu spüren.“ Mit spitzen Lippen lässt sie nun die Luft entweichen, auf den Laut „fffffffff“. Das dauert eine Weile, denn es geht um einen gleichmäßigen Luftstrom. „Um die Stimmlippen zum Schwingen zu bringen, brauchen wir einen bestimmten Anblasedruck.“ Der könne aber nicht durch Pressen im Hals erzeugt werden, er muss leicht und kontinuierlich durch den Atem entstehen. Und zu guter Letzt: Die bewusste Entspannung des Brustkorbs nicht vergessen.
Große Töne
Luise Straßheim kennt das aus Erfahrung: die Stimme ist belegt und kratzig, nach einer Erkältung will einfach kein klarer Ton mehr heraus. „Es gibt da Übungen, um vorzubeugen oder die Stimme wieder in Gang zu bekommen.“ Mit Stimmproblemen kommen nicht nur Sängerinnen und Sänger aus Dresden und dem Umland zu ihr, sondern auch Menschen mit Sprechberufen. „Auch die gesunde Stimme braucht gelegentlich Unterstützung“, weiß Luise. Um kraftvoller zu klingen, voluminöser – oder länger. Oder eben nach einer langwierigen Erkältung nicht länger tonlos bleiben.
Luise greift dann auf Tricks wie diesen zurück: Sie taucht demonstrativ einen Strohhalm in ein Glas mit Wasser und lässt sanft Blubberblasen aufsteigen, indem sie ein „leises U“ hineinsingt. Es darf nicht übersprudeln. „Lena Meyer-Landruth hat kürzlich verraten, dass sie sich auch so auf Auftritte vorbereitet“, sagt Luise zwinkernd. „Die Technik wende ich sowohl in der Logopädie, als auch im Gesangstraining an.“ Aber Kniffe wie diese sind natürlich nicht alles. Bis zum hohen C bedarf es Wissen, Konzentration – und Fleiß. Denn die Stimme will geübt sein.
„Als Kind wollte ich Sängerin oder Krankenschwester werden“, verrät Luise lächelnd. Nach der Schule ließ sie sich an einer Privatakademie in Gesang und Songwriting ausbilden und entschied sich dann für die Ausbildung zur Logopädin. Sie veröffentlichte unter dem Namen „Luise“ drei eigene CDs und hegte den Wunsch, auch andere Menschen stimmlich zu schulen. Diesen erfüllte sie sich schließlich mit der „Stimm-Schmiede Luise“. Mittlerweile arbeitet sie in einer Logopädie-Praxis in Radebeul – und ist selbstständig als Coachin tätig. Parallel dazu treibt sie eigene Musikprojekte voran. „Ich wollte eine Lücke füllen und ganzheitlich arbeiten. Mir ist sowohl die pathologische und anatomische Betrachtung der Stimme vertraut, als auch die sängerische, kreative.“
Mehr singen, weniger reden
Die Pandemie schob bei Luise den Unterricht im digitalen Raum an. In ihrem Wohnzimmer empfängt sie Menschen analog und via Livestream, häufig sogar hybrid. „Einmal hat eine Schülerin vom Autobahnrastplatz aus an einem Gesangs-Bootcamp teilgenommen“, erinnert sie sich. Gemeinsam singen, das ginge mit Bildschirm auch auf große Distanz. Und auch hier bleibt das stolze Gefühl, seine Stimme vor anderen erhoben zu haben. Auf TikTok und Instagram gibt Luise Tipps zum Nachmachen, wie der stimmstarke Auftritt gelingen kann – unter der Dusche und bei der Party. „Jeder Mensch kann singen lernen, braucht aber einen eigenen Zugang“, ist sie überzeugt. „Es ist an mir herauszufinden, was hilft. Wie schaffe ich es, dass sich eine kraftvolle Stimme genauso leicht anfühlt wie eine leise?“
„Mein Motto ist: Mehr singen, weniger reden!“, sagt Luise. Sie wolle Techniken an die Hand geben, die letztlich zum gewünschten Erfolg führen. Dazu gehört auch, Ängste zu nehmen und das Selbstvertrauen zu stärken. Nicht zuletzt wolle sie die Freude am Sprechen und Singen verbreiten.
„Horch, Luise singt wieder!“
Dieser geht sie regelmäßig selbst auf Bühnen nach. Zu einem Hofkonzert lud sie 2021 die Nachbarschaft ein. Als Dankeschön für die vielen Übungsstunden Wand an Wand. „Viele freuen sich aber richtig, wenn sie mich durch die Wände singen hören“, weiß sie. „Sie legen dann die Hand ans Ohr: ‚Horch, Luise singt wieder.'“ Zum Schluss gibt Luise noch eine letzte Übung mit auf den Weg: Mit entspanntem Kiefer ein Summen erzeugen, bis es in den Wangen kribbelt und dabei sanft mit den Fäusten den Brustkorb abklopfen. Das regt an, kann Schleim lösen und macht locker – auch alle Umstehenden.
Das nächste Gesangs-Bootcamp startet am 15. Februar 2023
Ein Kommentar zu “Luise singt – und lehrt”
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