Am Freitag werden die Straßenbahnen im Depot bleiben. Foto: J. Frintert

DVB präsentiert stolz 30 Dicke

Am Vormittag haben die DVB-Vorstände Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert gemeinsam mit einem Vertreter des Wirtschaftsministeriums und Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) verkündet, dass die Flotte der neuen Stadtbahnwagen nun 30 Bahnen umfasst.

Am 21. Dezember 2023 erhielt der 30. neue Stadtbahnwagen vom Typ NGT DX DD seine Zulassung für den vierwöchigen Probebetrieb mit Passagieren und wurde gleich darauf in Dienst gestellt. Damit sind alle 30 beim Fahrzeughersteller Alstom (ehemals Bombardier) bestellten Stadtbahnwagen vor dem Jahresende 2023 bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) angekommen und einsatzbereit. Hemmersbach und Seiffert lobten ihr engagiertes Team und die gute Zusammenarbeit mit dem Hersteller Alstom (vormals Bombardier).

Gewaltiger Kraftakt

Verkehrsbürgermeister Kühn betont, dass es ein Kraftakt war, die Bahnen zu beschaffen und für das Dresdner Schienennetz zuzulassen. Jetzt gelte es die Infrastruktur in Dresden fit zu machen. Rund 80 Prozent des Gleisnetzes seien schon für die „Dicken“ geeignet, aber es gebe eben noch Engstellen, zum Beispiel auf der Freiberger, der Kesselsdorfer und der Königsbrücker Straße. Stephan Berger vom Sächsischen Wirtschaftsministerium sagt, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Dresden eine Erfolgsgeschichte sei und erinnert an die ersten Niederflur-Bahnen vor 28 Jahren.

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DVB-Vorstand Seiffert hob hervor, dass es richtig war auf die neuen Bahnen zu setzen, die mehr Passagiere befördern können. Man sei in diesem Jahr bei 165 Millionen Fahrgästen und damit sogar über dem Vor-Corona-Jahr 2019. Auch erinnerte er an die Ausstellung des Prototypen im Verkehrsmuseum, zu der immerhin rund 20.000 Besucher gekommen seien. „Da haben wir wichtige Hinweise für die Gestaltung bekommen“, sagt er heute. Auch er dankt den Mitarbeitern, insbesondere den Fahrern, immerhin haben die für die neuen Bahnen noch einmal die Schulbank drücken müssen.

Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn, Stephan Berger, Leiter Abteilung Mobilität im Wirtschaftsministerium und DVB-Vorstände Lars Seiffert und Andreas Hemmersbach. Foto: J. Frintert

Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn, Stephan Berger, Leiter Abteilung Mobilität im Wirtschaftsministerium und DVB-Vorstände Lars Seiffert und Andreas Hemmersbach. Foto: J. Frintert

2019 bestellt – 2023 erstmals durch Pieschen

Die 30 Stadtbahnwagen wurden nach europaweiter Ausschreibung im August 2019 bestellt und anschließend in Görlitz und Bautzen hergestellt. Davon sind 21 als Einrichtungsfahrzeuge ausgeführt und 9 entstanden als Zweirichtungsfahrzeuge mit einer Fahrerkanzel an jedem Fahrzeugende und Türen auf beiden Seiten. Zur Ausschreibung gehörte auch ein Wartungsvertrag, der die hohen Qualitätsstandards der DVB für ihre Fahrgäste langfristig sichert.

Stand heute haben von den 30 nach Dresden gelieferten Wagen alle 21 Einrichtungsfahrzeuge ihren Probebetrieb erfolgreich absolviert. Am 24. November 2023 gab es die Serienzulassung auch für die Zweirichtungswagen. Drei davon sind ebenfalls schon mit dem Probebetrieb fertig.

Die NGT DX DD werden aktuell auf den Linien 2, 3 und 10 eingesetzt. Im Juni 2023 fuhren die neuen Wagen auf der Linie 3 erstmals nach Pieschen. In Zukunft sollen weitere hinzukommen. Rund drei Viertel des Dresdner Liniennetzes sind bereits für den Einsatz der neuen Stadtbahnen vorbereitet. Jedoch fehlen für die nachfragestärkste Linie 7 noch Abschnitte auf der Kesselsdorfer Straße und Königsbrücker Straße. Hier hoffen die DVB auf einen zügigen Ausbau der Straßenzüge.

Insgesamt 787 DVB-Fahrer dürfen den neuen Wagen fahren. Das sind nahezu alle Stammkräfte sowie Dispatcher, Mitarbeiter Fahrzeugservice oder Fahrberechtigte aus Verwaltung und Technik.

Im Rahmen der Ausschreibung von 30 Fahrzeugen besteht für die DVB die Möglichkeit, weitere zehn Fahrzeuge dieses Typs zu ordern. Drei Wagen wurden bereits bestellt, sie kommen im Sommer 2024 nach Dresden. Über sieben weitere Stadtbahnen laufen Gespräche mit dem Freistaat Sachsen.

Mehr Platz und Komfort

Das neue Fahrzeug ist mit 2,65 Metern 35 Zentimeter breiter als die bisher in Dresden eingesetzten Stadtbahnwagen. Mit 43,5 Metern stellt die Neue keinen Längenrekord auf. Doch finden im geräumigen Innenraum mehr Fahrgäste als in den bisher in Dresden fahrenden Wagen Platz, nämlich bis zu 290. Auf jede Seite passen jeweils zwei Sitzplätze. Dazwischen bleibt genügend Abstand, so dass im Gang Fahrgäste aneinander vorbeikommen. In den Multifunktionsbereichen gibt es vier statt wie bisher zwei Stellplätze für Rollstühle oder Kinderwagen. Bis zu sechs Türen ermöglichen ein schnelles und sicheres Ein- und Aussteigen. An den Türen sind innen und außen große LED-Leuchtstreifen angebracht. Leuchten sie grün, ist ein Zu- bzw. Ausstieg noch möglich, bei Rot lohnt sich der Sprint zur Tür nicht mehr.

Vier der neuen Bahnen hatten die DVB zum Pressetermin frisch herausgeputzt. Foto: J. Frintert

Vier der neuen Bahnen hatten die DVB zum Pressetermin frisch herausgeputzt. Foto: J. Frintert

Neben großen Panoramafenstern sorgen eine LED-Ambientebeleuchtung, die sich mit ihrem Farbton der Tages- und Jahreszeit anpasst, sowie die helle Innenverkleidung für eine angenehme Atmosphäre im Wagen. Es gibt mehr Informationsmonitore als bisher und sie sind von allen Plätzen gut sichtbar. Neu ist der Einsatz von Klimaanlagen für den Fahrgastraum, die in Abhängigkeit des CO2-Gehalts im Innenraum Frischluft zuführen. Die neue Stadtbahn verbraucht im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen etwa 15 Prozent weniger Elektroenergie für Heizung, Klimatisierung und Beleuchtung. In allen 30 Fahrzeugen ist WLAN-Technik für Fahrgäste vorgerüstet. In 21 Wagen ist das kostenlose WLAN bereits aktiv, die fehlenden neun Wagen bekommen ihre Zugänge bei der nächsten technischen Wartung.

Förderung über EFRE

Die Kosten pro Fahrzeug belaufen sich auf etwa 4,2 Millionen Euro. Das gesamte Investitionsvolumen einschließlich Herstellung, Service und langfristiger Wartung beträgt rund 197 Millionen Euro. Für den Kauf der 30 Stadtbahnen reicht der Freistaat Sachsen 93,4 Millionen Euro Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie Landesmitteln an die DVB aus. Für den Kauf der drei Optionsfahrzeuge erhalten die DVB Fördermittel des Freistaates Sachsen aus dem Landesinvestitionsprogramm, über die Beschaffung weiterer sieben Wagen laufen Gespräche zwischen den DVB und dem Freistaat.

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3 Meinungen zu “DVB präsentiert stolz 30 Dicke

  1. Fidelkarsto sagt:

    „Die neue Stadtbahn verbraucht im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen etwa 15 Prozent weniger Elektroenergie für Heizung, Klimatisierung und Beleuchtung.“

    Da stellt sich mir doch sofort die Frage, wie hoch den der Anteil des Energiebedarfs für Heizung, Klimatisierung und Beleuchtung am Gesamtenergiebedarf einer Bahn ist.

    Ohne diese Angabe sagt der angegebene „Einspareffekt“ von 15% nur wenig über die tatsächliche Energieeinsparung aus, oder?

    Die zweite offene Frage ist die der Anschlussverwendung der „alten“ Bahnen. Diese Frage wird in den wenigsten Presseartikeln über neue Fahrzeuge geklärt.

    Warum nur?

  2. René sagt:

    Ist immer wieder schön wie man aus guten Nachrichten immer wieder nur Kritiken rausziehen kann. Echt schlimm. Die Welt ist nur noch negativ und am hinterfragen.

    Die alten Bahnen, also ich meine die ganz alten eckigen sind von 1995 und später. Da war das mit das mit dem energiesparen noch nicht so doll. Glühlampen wurden auch erst wesentlich später durch LED ersetzt. Hast du vor knapp 30 Jahren noch mit Kohle und Holz geheizt isses heute vielleicht Solar und Wind.

    Und alte Bahnen, die guten alten Tatras zum Bsp gingen zum Großteil nach Osteuropa und wurden dann eben nach zig Jahren aufn Buckel auch mal als Ersatzteillager benutzt oder verschrottet. Eine Bahn hält im Schnitt um die 25-30 Jahre. Die läuft ja auch zig Kilometer ab. Meisten steht das in einschlägigen Fachmagazinen die du zum Bsp am Bf Neustadt in dem Buchladen siehst. Da steht sowas immer drin. Da hol ich mir die immer und bin gut versorgt. Normale Medien schreiben darüber eher selten. Warum auch ?

    Einfach mal freuen das die Neuen da sind und ernergiesparender sind. Zumal sie gut laufen. Fahre täglich mit denen ;)

  3. torsten sagt:

    Knapp 200 Mio € für die Bahnen plus die erforderlichen Umbauten an den Gleisanlagen. Da stellt sich schon die Frage, ob ein Umbau/Refurbishment der alten Bahnen, wie es andere Städte wie Frankfurt oder München übrigens auch gemacht haben, nicht im Sinne der Vermeidung von Steuerverschwendung effizienter gewesen wäre.

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