Am Konkordienplatz in Pieschen startete heute die Bewässerungskampagne „Dresden gießt“. Seit drei Jahren wird in verschiedenen Stadtteilen die Bewässerung von Bäumen durch Anwohnerinnen und Anwohner gefördert. Im vergangenen Jahr stand über die Sommermonate erstmals ein großer Wassertank vor dem Trafohaus am Konkordienplatz und wurde fleißig von den Bewohnern genutzt. Leonore Adler wohnt in der Nachbarschaft und macht mit bei der Gießinitiative in Pieschen. Sie hat beobachtet, dass die Bäume auf dem Spielplatz in den Pieschener Melodien dringend Wasser benötigen und das Amt für Stadtgrün das allein nicht schafft. Immer mittwochs wird sie nun mit Nachbarn aus dem Haus und anderen Interessierten die Bäume auf dem Spielplatz gießen. Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft wird, wie im vergangenen Jahr, den Wassertank regelmäßig auffüllen.
„Im vergangenen Jahr haben Gießinitiativen in vielen Dresdner Stadtteilen Bäume bewässert und damit dem Stadtgrün geholfen, die lange Dürreperiode zu überstehen. Der Regen in diesem Frühjahr kann nicht drüber hinwegtäuschen, dass im Zuge des Klimawandels Hitze und Trockenheit zunehmen. Besonders in dicht bebauten und bewohnten Städten bedroht der Klimawandel die Bäume und steigert gesundheitliche Belastungen für die Bewohnerinnen und Bewohner“, erklärte Peter Skyba von der Initiative „Dresden gießt“. Wir sind ein loses Netzwerk ohne Bürokratie. „Das ist unser Erfolgsgeheimnis“, meinte er. Darum funktioniere das Engagement der Anwohnerinnen und Anwohner auch so gut.
Die aktuellen Regenfälle und das frühlingshafte Grün sollten nicht über den Ernst der Lage hinwegtäuschen. „Das Thema Stadtbäume muss dauerhaft auf der Tagesordnung bleiben. Einerseits brauchen wir Menschen den Schutz der Bäume, um in Dresden sicher und gesund leben zu können – andererseits brauchen die Stadtbäume unseren Schutz. Das bedeutet Klimaanpassung und Klimaschutz, denn auch Bäume bzw. der Baumstand haben Grenzen der Anpassungsmöglichkeiten, was Hitze und Trockenheit angeht“, sagte Louise Hummel-Schröter, Vorstandsmitglied des BUND Dresden und Akteurin bei „Dresden gießt“.
Für einen alten Baum sind 400 Jungbäume als Ersatz notwendig
Passend zum heutigen Tag des Baumes veröffentlichte die Universität Dresden neue Forschungsergebnisse. Um die Umweltleistungen eines Altbaumes zu ersetzen, sind etwa 400 Jungbäume notwendig. Dies fand der Dresdner Forstwissenschaftler Andreas Roloff bei seinen Forschungen zu den sogenannten „Methusalembäumen“ heraus. Weil dies eine gewaltige Summe ist, habe der Wissenschaftler, der über eine große Expertise zu alten Bäumen verfügt, mehrmals und mit unterschiedlichen Methoden seine Ergebnisse überprüft. „Doch am Ende blieb es dabei: Um die Wirkungen eines Altbaumes mit einem Kronendurchmesser von etwa 20 Metern hinsichtlich seiner Umweltleistungen wie Luftfilterung, Beschattung, Kühlung und CO2-Speicherung zu ersetzen, braucht man zirka 400 Jungbäume“, betonte Andreas Roloff.
„Auch mir war das Verhältnis in diesem Ausmaß so nicht bewusst“, sagt Roloff. „Dies macht aber umso deutlicher, wie viel mehr wir Altbäume in unserer Umgebung achten und pflegen müssen und sie nicht leichtfertig fällen dürfen, um beispielsweise Baufreiheit zu schaffen“. Die derzeit bei Fällungen angeordneten Ersatzpflanzungen von ein bis drei Jungbäumen hätten da allenfalls eine Alibifunktion, warnte er.
Andreas Roloff, ehemaliger Direktor des Instituts für Forstbotanik und Forstzoologie sowie des Forstbotanischen Gartens in Tharandt und mittlerweile als Seniorprofessor an der TU Dresden, forscht seit vielen Jahren zu den Themen Baumalterung, Baumarten, Baumpflege sowie Trockenstress-Reaktionen und -Anpassung insbesondere in Siedlungsgebieten. „Mittlerweile können wir elf baumbiologische Eigenschaften definieren, welche die Lebenserwartung eines Baumes beeinflussen. Je mehr eine Baumart davon in sich vereinen kann, desto älter kann er theoretisch werden – wenn Bedingungen, Standort und Baumpflege stimmen und der Baum vor allem nicht vor seiner Zeit gefällt wird“, erklärt Roloff.
6 Kommentare zu “„Dresden gießt“ will Stadtbäumen beim Überleben helfen – Unterstützer gesucht”
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eine wirklich tolle aktion!
sollte man mal auf der gehestr. am gemeinschaftsgarten u. dem daneben befindlichen spielplatz publik machen. dort lassen die eltern ihre kinder mit dem wasser spielen. gräben werden gegraben u. viel wasser sinnlos verschwendet. klar macht es den kindern spaß die pumpe zu betätigen. aber dann doch bitte in gießkannen u. ringsrum gießen! es stehen genug büsche/ bäume rum! so lernen die kinder auch gleich das wasser wertvoll ist! es ist unerträglich diese verschwendung zu sehen u. wenn man was sagt ist man gleich ein kinderfeind!
Ernst gemeinte Frage: wird das Wasser hier „verschwendet“? Es kommt per Pumpe aus dem Boden und fließt genauso wieder dorthin zurück, wenn es durch die Gräben fließt. Viel verdampfen wird da sicher auch nicht, oder?
Ist mit der im Artikel erwähnten „Auslauftülle“ eigentlich die provisorisch zerteile Plastikflasche gemeint oder der Auslaufhahn für den IBC-Container? Falls letzteres der Fall wäre, würde ich auch in diesem Jahr einen Auslaufhahn sponsern. Vorausgesetzt er „sucht“ sich im Herbst nicht wieder ein neues Zuhause.
Denn wie auf dem Bild dargestellt ist, ist die Wasserentnahme so eher eine Tortour als ein Vergnügen.
Grundsätzlich wären für die Zukunft Überlegungen bezüglich (privater) Regentonnen für jedes Haus und die Nutzung des Regewasser der alten Trafostation eine Überlegung wert. Vielleicht wäre das auch einmal eine Idee für den Stadtteilfond.
Gut wäre es, wenn auch auf anderen Plätzen (z. B. Leisniger Platz) so ein Wassertank aufgestellt wird. Schließlich gibt es in vielen Straßen Bäume zu gießen.
Ein ordentlicher Auslaufhahn wäre schon praktisch. Ansonsten zerteile ich gerne wieder eine Plastikflasche, so wie letztes Jahr. Hatte es mir von einer Doku über Nepal abgeguckt, wo sich die Menschen so an der oft einzigen Quelle weit und breit ihr Wasser in die Behälter füllen ;-) Das wäre auf jeden Fall praktischer, als ganz ohne. Da geht so viel daneben!
Hinsichtlich der „Wasserverschwendung“ gebe ich ihnen vollkommen Recht. Von daher würde ich einen entsprechenden Auslaufhahn sponsern und irgendwann zwischen Mittwochabend und Donnerstagvormittag am Container anschrauben.