Gestern wurde der 145. Oberschule und dem Gymnasium Pieschen, in der Aula des Schulcampus, der Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ verliehen. Die beiden Schulen veranstalteten ein Kulturfest auf ihrem gemeinsamen Campus am Tage der Titelverleihung. Es gab „Kulinarische Spezialitäten aus aller Welt“ und die Schülerinnen und Schüler präsentierten, was sie über die letzten Monate erarbeitet hatten.
Was ist eine „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“?
Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ ist eine Initiative, die sich deutschlandweit und darüber hinaus für eine gerechte und diskriminierungsfreie Bildung einsetzt. Es bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, aktiv gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung einzustehen und sich für eine tolerante und vielfältige Gemeinschaft einzusetzen. Die Teilnahme am Netzwerk ist nicht nur ein symbolisches Bekenntnis, sondern auch eine Verpflichtung, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um Diskriminierung und Vorurteile in der Schule und im schulischen Umfeld zu bekämpfen.
Um Teil dieses bedeutenden Netzwerks zu werden, müssen Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrkräften und der Schulleitung einen klaren Beschluss fassen, in dem sie sich in einer anonymen Wahl gegen Rassismus und Diskriminierung aussprechen. Mindestens 70 Prozent müssen für eine Teilnahme stimmen.
Außerdem muss ein Pate gefunden werden. Ein Pate ist eine bekannte Persönlichkeit, die das Engagement der Schule vertritt. Die Aufgabe des Paten besteht darin, die Teilnehmer bei der Umsetzung von Projekten zu unterstützen und als Ansprechpartner für Fragen und Anliegen zur Verfügung zu stehen. Es können lokale Persönlichkeiten wie Politiker, Künstler oder Sportler angesprochen werden. Der Campus hatte sich für eine Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel und dem medien- und filmpädagogischen Verein „Objektiv e.V.“ engagiert. Intendant Joachim Klement hielt eine Ansprache.
Das Engagement der Schülerschaft
Seit 2021 setzten sich beide Schulen unabhängig voneinander für eine Teilnahme ein. Schülerinnen und Schüler gehen in die unterschiedlichen Klassen und klären ihre Mitschüler über das Projekt auf. „Wir haben Reden gehalten darüber, was Schule ohne Rassismus ist. Und was Rassismus überhaupt bedeutet“, sagt eine Schülerin des Gymnasiums. Elena Domingo, Lehrkraft an der 145. Oberschule, erzählt, es habe viele Fragen gegeben und es wurde angeregt diskutiert. In einem Rap-Workshop schreiben die Oberschüler mit Rapper Matondo Castlo Songs gegen Diskriminierung. „Zeig Courage, habe Spaß, komm wir kämpfen gemeinsam gegen Hass.“ heißt es in einem ihrer Texte. Der Theaterclub inszeniert ein Stück. An der Oberschule entsteht ein Projekt im Schülerrat. Und im Gymnasium wird ein GTA (Ganztagsangebot) gegründet. Ein Schüler der Oberschule findet: „Die Schule profitiert von dem Projekt jetzt schon soweit, dass eine viel tolerantere Atmosphäre herrscht.“
Das Projekt sensibilisiert Schüler- und Lehrer*innen für Diskriminierung im Schulalltag. Dabei werden auch eigene Ausgrenzungsstrukturen von den Jugendlichen aufgedeckt. Zwischen den beiden Schulen kommt es offenbar immer wieder zu Ausgrenzung aufgrund der unterschiedlichen Schulformen. Um ein neues Verständnis füreinander zu entwickeln, werden zukünftig gemeinsame Projekte zum Thema Antirassismus und Diskriminierung organisiert. Eine Lehrerin betont: „Das Netzwerk ‚Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage‘ bietet uns eine immense Unterstützung. Bei Fällen von Mobbing oder Rassismus können wir gemeinsam mit Vertretern Lösungsansätze erarbeiten.“ Um den Schüler*innen eine anonyme Kommunikationsmöglichkeit zu bieten, wird bald ein Kummerkasten eingeführt, über den sie Nachrichten an die Lehrerschaft schicken können.
Eine neue Generation
Die Pride Flag prangt stolz und kompromisslos über der Eingangshalle des Gymnasiums. Beim Eintreten wird deutlich, es ist nicht nur eine Schule die sich gegen Hass und Diskrimierung einsetzt. Es ist eine beeindruckende Generation an jungen Menschen, die kämpft für eine gerechte und inklusive Gesellschaft. „Wir wollten bei uns nicht nur Rassismus thematisieren. Sondern auch andere Formen der Diskriminierung, wie Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Ableismus.“, so eine Schülerin. Antirassismus, der andere Minderheiten ausschließt, widerspricht seinem eigentlichen Ziel der Gleichberechtigung für alle.
Eigentlich ist das Projekt ja auch gar kein Projekt und der Titel ist kein Preis für die erfolgreiche Teilnahme: „Das ist nur der Anfang. Der Titel soll uns nicht belohnen, sondern uns an den Leitfaden erinnern, für den wir uns bei der Wahl entschieden haben.“
145. Oberschule, Gehestraße 2, 01127
Gymnasium Pieschen, Erfurter Straße 17, 01127
4 Meinungen zu “Campus Gehestraße: Titelverleihung „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“”
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Tolle Worte, bei denen ich mich frage, ob diese wirklich die aktuellen Alltagsprobleme der Jugendlichen widerspiegeln. Die Bundesrepublik befindet sich einer der größten Krisen seit ihrem Bestehen, was die Zukunftsaussichten nicht unbedingt rosig erscheinen lässt. Auch ist das Bildungssystem im Freistaat entgegen allen Sonntagsreden immer noch unterfinanziert. Und auch die ganzen Überfälle von Jugendlichen auf Jugendliche, die fast tagtäglich vorkommen, sind besorgniserregend.
Zur Regenbogenflagge: Wenn diese vor 15… 20 Jahren gehisst worden wäre – Hätte man sagen können: Hut ab!. Aber jetzt, wo diese allgegenwärtig geworden ist, ist das für mich nur billiger Gratismut.
Meiner Meinung nach geht es bei der Aktion nicht darum, die größte Krise der Bundesrepublik zu lösen (welche auch immer gerade gemeint sein mag), den Bildungsetat aufzustocken oder Jugendkriminalität zu unterbinden. Warum also dieses Whatabout?
Auch heute gibt es noch mehr als genug Menschen, die sich durch eine bunte Flagge in ihrer sexuellen Identität bedroht fühlen (oder was immer die Motivation für deren Abneigung/Hass ist), so dass das Eintreten für mehr Toleranz durchaus auch Courage braucht. Oft und gerade auch in so engen gesellschaftlichen Verbänden, wie es Schulklassen nun mal sind.
@S… Ja ich fühle mich in meiner sexueller Identität bedroht, aber nicht von irgendwelchen Rassisten, sondern von denen, die auf der Seestraße „aktiv“ waren.
@L Danke, dass Sie meine Feststellung bestätigen, auch wenn es mir für Sie persönlich natürlich Leid tut! Aber Selbstvertrauen kann man lernen. Toitoitoi!