„Die Altersfürsorge“, so schrieb der „Dresdner Anzeiger“ im Oktober 1928, „ist besonders in unserer Zeit schwerster wirtschaftlicher Verhältnisse ein wichtiges Gebiet kommunaler Wohlfahrtspflege.“ Dass auch die Stadt Dresden sich ihrer Verpflichtung in dieser Beziehung bewusst war, „ …dafür setzte das neue städtische Altersheim auf der Industriestraße in Trachau ein sichtbares Zeichen.“ Am 7. November vor 95 Jahren wurde es seiner Bestimmung übergeben.
Eng verbunden ist seine Geschichte mit dem in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre einsetzenden Ausbau des Liniennetzes der Straßenbahn, den Neubau eines zentral gelegenen Straßenbahnhofes mit großer Reparaturhalle eingeschlossen. So hatte 1925 die „Städtische Straßenbahn“ für den Bau eines solchen ein Grundstück an der Friedrichstädter Waltherstraße erworben. Nach relativ kurzer Bauzeit konnte der vom Stadtbaurat Paul Wolf (1879-1957) entworfene, damals größte und modernste Dresdner Straßenbahnhof am 5. Oktober 1926 seiner Nutzung übergeben werden.
Noch im Jahr seiner Inbetriebnahme beriet am 14. Oktober 1926 die Stadtverordnetenversammlung u.a. auch die „Anfrage“ der Straßenbahndirektion, ihr zwei an den Straßenbahnhof grenzende Altersheime für Verwaltungs- und Wohnzwecke zu überlassen.
Dem stimmten die Stadtverordneten zu und beschlossen, für das Städtische Hohenthalhaus (Hohenthalplatz) sowie das Haus der Duckwitzstiftung (Friedrichstraße), zuzüglich dem der Güntz’schen Asylstiftung (Große Plauensche Straße), ein neues Altersheim in der Vorstadt Trachau zu bauen.
Der Entwurf des Altersheimes stammt vom Stadtbaurat Paul Wolf, von 1922 bis 1945 Leiter des Städtischen Hochbauamtes. In seinen Händen lag auch die Oberbauleitung. Die Planung sah eine Gesamtanlage von acht zweistöckigen Häusern im Pavillonsystem vor. Ferner ein besonderes Gebäude mit Saal an der Nordseite der Anlage sowie ein Verwaltungsgebäude mit angegliedertem Küchenbetrieb. Die einzelnen Häuser werden durch einen überdachten Laubengang miteinander verbunden und eine Parkanlage umschließen.
Im Frühjahr 1927 begannen die Bauarbeiten. Aufgrund des abschüssigen Geländes waren zunächst Erdbewegungsarbeiten notwendig, um die Höhenunterschiede anzugleichen. Zwei Jahre später eröffnete am 7. November 1928 Dresdens Oberbürgermeister Bernhard Blüher sechs der geplanten acht Wohnpavillons und das Verwaltungsgebäude des neuen Altersheimes.
Schon im Laufe des Monats Oktober 1928 hatten die Bewohner des alten Güntz- sowie des Hohenthalheimes vom neuen „Heim der Alten“ in Trachau Besitz ergriffen. Das Duckwitzheim, so ein Beschluss des Stadtrates, wurde als Altersheim weitergeführt.
Als Referenz an das Hohenthalhaus, hervorgegangen aus dem 1849 von Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal (1784-1856) gestifteten und 1890 neu erbauten Armenkrankenhauses der Friedrichstadt, führte von 1929 bis 1932 das neue Altersheim auch den Namen „Güntz- und Hohenthalheim“, das nordöstliche Gebäude die Bezeichnung „Hohenthalhaus“.
Ende des Jahres 1928 waren von den 300 Plätzen der neuerbauten Anlage, die Baukosten betrugen 1.7 Millionen Mark, bereits 296 und zwar an 170 Frauen, 57 Männer und 37 Ehepaare vergeben. Der siebente Wohnpavillon wurde 1931 und der achte 1937 fertiggestellt. Das Gebäude an der Nordseite der Anlage kam nicht zur Ausführung.
Die „Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse“ widmete in der Ausgabe am 10./11. November 1928 dem neuen Altersheim einen halbseitigen Beitrag. Dort heißt es unter anderem:
„Von der Straßenbahn wie vom nahegelegenen Eisenbahn-Haltepunkt Trachau bequem zu erreichen, liegt das Heim ganz frei. Von drüben her schauen die waldigen Hänge der Trachenberge und der Lößnitz herüber. […] An der Industriestraße steht das Zentralverwaltungsgebäude, in dem neben Verwaltungsräumen auch eine Krankenabteilung mit besonderem Bad, eine Barbierstube und Wohnungen für die Oberin, das Hauspersonal und die leitenden Beamten untergebracht sind. Den Eingang schmückt ein vom Graphiker und Bildhauer Friedrich Brodauf (1872-1939) geschaffenes ‚plastisches Kopfbild‘ des Justus Friedrich Güntz (1801-1875), dessen Namen das Heim trägt.“ Letztgenannter war Eigentümer und Herausgeber des „Dresdner Anzeiger“, aus dessen Einkünften er 1856 eine Stiftung, die Güntz-Stiftung, finanzierte. Die Deckung der Baukosten für das neue Altersheim erfolgte auch aus den Stiftungsüberschüssen von 1924-1926 und folgender Jahre.
Das „Güntzheim“, versehen mit den modernsten technischen und hygienischen Einrichtungen, erfüllte die ihm zugedachte Aufgabe als Altersheim nur siebzehn Jahre. Da nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) zu den Schwerpunktaufgaben des
städtischen Gesundheitswesens auch die Seuchenbekämpfung gehörte, folgte der Stadtrat am 4. September 1945 einer Empfehlung des Dezernates Gesundheitswesen und beschloss, im „Güntzheim“ ein Infektions- und Seuchenkrankenhaus einzurichten.
Die Bewohner des Altersheimes fanden im ehemaligen Kurhotel Sendig (Bad Schandau), zuletzt Gauschule der NSDAP, und im Schloss Hermsdorf bei Dresden, 1944/45 zum Teil Lebensmittellager der Wehrmacht, eine neue Unterkunft. Die Verlegung vollzog sich in Etappen. Im Sommer 1946 war sie abgeschlossen.
Damit begann die zweiundsiebzig Jahre währende Geschichte des Städtischen Krankenhauses Dresden-Neustadt, dem damals jüngsten kommunalen Krankenhaus der Stadt. Seit dem 1.Januar 2017 ist es nun als „Neustadt /Trachau “ einer der vier Standorte des Städtischen Klinikums Dresden.
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Es bleibt zu hoffen, dass diese 72-jährige Epoche der Gesundheitsbetreuung nach der Bürgerbefragung nicht endet und die Kraft und Engagement der Angestellten für das Klinikum im Dresdner Norden ausreicht, um hier weiter gute medizinische Versorgung anzubieten.
Der Wille der Beschäftigten scheint ungebrochen…
Dankeschön dafür!!