Sieben Planungsteams für das Areal am Alten Leipziger Bahnhof haben sich gestern mit ihren Entwürfen der Öffentlichkeit gestellt. Das Stadtplanungsamt hatte zu einer „Gläsernen Werkstatt“ eingeladen. „Das ist etwas ganz Besonderes. Die Anonymität der Planer wurde in Abstimmung mit der Architektenkammer Sachsens aufgehoben. Dadurch war eine direkte Diskussion zwischen den Architekten und Landschaftsplanern mit den interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern möglich“, erklärte gestern Björn Teichmann bei einem Presserundgang im Plenarsaal des Dresdner Rathauses. Teichmann kommt vom Leipziger Büro für urbane Projekte, das im Auftrag der Stadt den gesamten Beteiligungsprozess moderiert.
Von 10 bis 17 Uhr standen Vertreter der Planungsteams für Fragen und Erläuterungen zur Verfügung. 130 bis 140 Menschen hätten die Gelegenheit genutzt, um sich intensiv mit den Ideen für das Areal auseinanderzusetzen. „Die Rückmeldungen waren sehr qualifiziert. Das hat uns etwas überrascht“, reagierte Björn Severin vom Büro rheinflügel severin, das gemeinsam mit Rehwaldt Landschaftsarchitekten einen der Entwürfe erarbeitet hat. Der Rahmen sei für einen solchen Austausch sehr gut organisiert, fügte er hinzu.
An allen Präsentationsständen konnten die Besucherinnen und Besucher ihre Ideen und Anmerkungen – sortiert nach Schwerpunkten – auf Pinnwänden hinterlassen. Der gute Bezug zum Elbufer wurde gelobt, Grünstreifen entlang der Leipziger Straße oder ein Fußweg entlang des Bahndamms gewünscht. Begrünte Dächer und Fassaden, ein Fahrradparkhaus, der Einsatz nachhaltiger Rohstoffe und eine größere Fläche für den Skaterpark waren weitere Themen, die die Besucher bewegten, ebenso wie eine größere Vielfalt bei der Gestaltung der Wohngebäude. Oft wurde auch der Erhalt des Wagenplatzes thematisiert. Der ist in den Vorgaben für die Planungsbüros nicht mehr vorgesehen.
Da jedoch noch viel Zeit bis zur Umsetzung der Pläne verstreichen wird, können die Nutzer des Wagenplatzes noch hoffen. Und vielleicht ergibt sich am Ende doch noch eine Möglichkeit, den Wagenplatz auf dem Areal zu erhalten. Oftmals fanden sich auf den kleinen Post-it-Zetteln auch Wünsche nach durchgehenden Beziehungen zwischen Neustadt, Areal am Alten Leipziger Bahnhof bis zum Elbufer oder der Anbindung Pieschens an das Areal – zum Beispiel über die Verlängerung des Grünzuges Gehestraße bis hinein in den neu geplanten Stadtteil.
Am Abend haben die Planungsbüros ihre Entwürfe unter Einbeziehung der tagsüber gewonnenen Anregungen, Ergänzungen und Kritiken präsentiert und mit dem Publikum diskutiert.
Bis Januar bleibt nun für die sieben Planungsbüros Zeit, ihre Entwürfe zu vertiefen, zu präzisieren und zu überarbeiten. Dann will das Preisgericht einen Siegerentwurf krönen. Er soll im März gemeinsam mit den anderen Arbeiten noch einmal der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Vor dem Plenarsaal gab es die Möglichkeit, sich zum Beteiligungsprozess insgesamt und zur Gläsernen Werkstatt zu äußern. Neben dem Lob über die Möglichkeit, mit den Fachleuten ins Gespräch zu kommen, wurde auch der Wunsch geäußert, den Menschen, die tagsüber arbeiten müssen, eine Möglichkeit der Beteiligung einzuräumen.
Für Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) ist die Entwicklung des Areals am Alten Leipziger Bahnhof eine „einmalige Chance“ für eine moderne Stadtentwicklung. Das gewählte Verfahren mit einer breiten und transparenten Bürgerbeteiligung habe es so in Dresden noch nicht gegeben, betonte er.
Nur auf einen kleinen grünen Zettel an der Pinnwand stand was dringend benötigt wird, Wohnfläche. 👌 Alle anderen Zettel sind Wunschzettel, wie immer.
Bis zur „Gläsernen Werkstatt“ war es ein langer und intensiver Weg. Stadträte, Vertreter der Fachämter, die 12 Eigentümer und 12 Bürgerinnen und Bürger (darunter Vertreter des Akteursnetzwerkes Alter Leipziger Bahnhof und des Vereins Pro Pieschen) haben in fünf Sitzungen die Kriterien erarbeitet die Grundlage für die Auslobung des Wettbewerbes waren. Teilweise waren die Interessen sehr unterschiedlich und es wurde intensiv um einen Kompromiss gerungen. Das machte es notwendig den geplanten drei Sitzungen zwei weitere hinzufügen, was nicht einfach war, da ein Wettbewerb Zeitpläne hat. Der Kern der Auseinandersetzung drehte sich um den Erhalt einer nennenswerten Grünfläche auf der einen Seite und von Bruttogeschossfläche auf der anderen Seite. Alle mussten aufeinander zu gehen. Das Akteursnetzwerk und Pro Pieschen haben im Vorfeld der Sitzungen zu Infoveranstaltungen eingeladen und die Meinungen der Bürger mitgenommen die insbesondere den Erhalt des Grüns auf dem Areal, bezahlbarer Wohnraum mit der Möglichkeit für genossenschaftlichen Bau und Baugemeinschaften. Das was @Edgar in seinem Beitrag als Wunschzettel abqualifiziert wird von den Planungsbüros ernst genommen und in die weiteren Überlegungen einbezogen. Ob davon alles berücksichtigt werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Und was ich sagen kann: hier hat die Stadtverwaltung einen wirklich guten Prozess von Bürgerbeteiligung intiiert. Natürlich gibt immer etwas zu verbessern, aber das geht nicht nur in Richtung Stadtverwaltung sondern das geht auch an uns selber. Mischen wir uns mehr und konstruktiv ein, denn letztlich ist es unsere Stadt, unser Stadtteil!
Dem hinzuzufügen ist, dass unser Stadtteil mit ProPieschen u.a. in Sachen Bürgerbeteiligung sehr gut aufgestellt ist – deshalb an dieser Stelle einmal Danke für dieses Engagement!