Flohmarkt und Puppentheater, Fotos aus der Wendezeit und Künstlerinnen und Künstler, die in ihre Ateliers einluden. Am Sonnabend durch Pieschen zu bummeln, war eine lohnende Angelegenheit. Auf dem privaten Eckgrundstück an der Ecke Konkordienstraße / Torgauer Straße herrschte reges Kommen und Gehen bei der Premiere von „Rosa’s Flohmarkt“. Namensgeberin Rosa ist eine Hündin, sie gehört zu Christin, Pascal und Richard, die den Markt organisiert haben. Ein Teil der Artikel stamme aus verschiedenen Beräumungen oder von Freunden, anderes wartete schon lange im Keller, um endlich wieder ans Licht zu kommen, erzählten Pascal und Richard. Christin hat sich dem Recyclen von Kleidung verschrieben. Vielen Kleidungsstücken haucht sie mit Batiktechniken ein neues Leben ein.
„Batik ist wieder in“, ist sie überzeugt. Die Muster auf einigen Kleidern und T-Shirts erinnern an Tausendfüßler. „Das ist ein schönes Tier. Es zeigt einem, dass man Schritt für Schritt die Dinge in Angriff nehmen sollte“, erzählt Christin. Dann unterhält sie sich mit Carmen, die gerade auf dem Heimweg von der Arbeit vorbeischaut. „Ich schätze es sehr, wenn Sachen mit einer neuen Idee wiederbelegt werden“, sagt sie. Dann seien sie nicht so leblos, wie aus dem Regal im Geschäft. Dann einigt sie sich mit Christin auf einen Preis für die vier Kleidungsstücke, die nun eine neue Eigentümerin gefunden haben. René Plath und Chris Steffen Hofmann, die Veranstalter von „Orgel ist bunt“, haben das Grundstück für den Markt zur Verfügung gestellt. Sie unterhalten die Kinder mit Puppentheater und sorgen für Getränke und kleine Speisen. Am 30. Juli soll „Rosa’s Markt“ zum zweiten Mal stattfinden.
Wenige Meter weiter hängen hunderte Fotos rings um den Konkordienplatz. Immer wieder schauen Passanten vorbei und zeigen auf die Fotos, speziell auf die, die der Fotograf Lothar Lange in den Jahren 1990 bis 1994 in Pieschen aufgenommen hat. Dann werden Erinnerungen hervorgekramt an die alten Zeiten. Der Blick auf die Fotos zeigt, wie umfassend der Verfall der Häuser und Wohnungen zur Wendezeit war. Da bleibt der beliebte Satz „Es war ja nicht alles schlecht in der DDR“ förmlich im Halse stecken.
Die Aktionen rings um den Konkordienplatz gehören zu den Initiativen, mit denen Anwohnerinnen und Anwohner gemeinsam mit Geschäftsleuten die Lebensqualität dort und in der Oschatzer Straße verbessern möchten. Sie sind noch ganz am Anfang, der Verein Pro Pieschen bietet den verschiedenen Akteuren für ihre Bemühungen ein gemeinsames Dach.
In der Gehestraße kann man sich davon überzeugen, wie aus einem brachliegenden Bahngelände ein Viertel voll Leben werden kann. Von den Investitionen in den Schulstandort und in den Grünzug Gehestraße hat auch der Verein Geh8 Kunstraum und Ateliers profitiert. Der ehemalige Hinterhof ist jetzt mit seinem Sommergarten ein beliebter Treffpunkt geworden. Am Sonnabend gab es hier mit den „open studios“ eine weitere Premiere. Mit und ohne Führung konnte man die Künstlerinnen und Künstler in ihren Ateliers besuchen, ihre Kunstwerke begutachten, ins Gespräch kommen und bei Bedarf auch ein großes oder kleines Kunstwerk erwerben. Neu ist der Werkraum.
Das ist ein kleiner Ausstellungsraum, in den man in Corona-Zeiten auch durch ein großes Schaufenster gucken konnte. Am 2. Juli gibt es hier die Vernissage zu Heinz Schmöllers „Loops“. Der Bildhauer und Videokünstler ist einer der Atelier-Mieter im Geh8. Während Geh8- Vereinschef Paul Elsner Besucherinnen und Besucher durch das Gebäude führt, erzählt Vorstandsmitglied Michael Merkel davon, dass aus der Premiere der „open studios“ eine jährliche Veranstaltung werden soll.
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