Im Zentrum des Vereinsraums stehen zwei massive Tische mit dem Logo des deutschen Tischfußballverbundes (DTFB). An einem der Tische steht Henry und über den anderen Tisch gelehnt ist Robert. Sie daddeln hier nicht herum. Sie arbeiten am Ballgefühl des Torwarts, an der Ballkontrolle im Mittelfeld, an einer effizienterer Ballannahme der Puppen in der Sturmreihe.
Robert und Henry spielen für den 1. TSV Dresden in der ersten Mannschaft und trainieren für die nächsten Begegnungen in der Landesliga. Henry spielt nach eigenen Angaben schöner, aber Robert sei effizienter. Beide lachen zwar, trainieren aber auch weiter.
Den Verein gibt es seit sieben Jahren. Sechs begeisterte Männer und Frauen hatten sich zuvor bei Kicker-Abenden in den Neustädter Kneipen kennengelernt. In der Groove Station, im Rosis oder Pawlow gab es regelmäßig Abende, die zum Bier und Daddeln einluden. Sie teilten den Anspruch, das lustvolle Kneipengekicke auf eine leistungsorientierte Ebene zu bringen und gründeten 2015 den ersten Tischfußballverein in Dresden. 2018 zog der Verein in die Großenhainer Straße 61 in Pieschen.
Vereinstraining für das nächste Level
„Der Leistungsgedanke spiegelt sich im Spiel wider“, sagt Robert, der ein sicherer Kandidat für die Qualifikation um die Deutsche Meisterschaft ist. Durch das gezielte Training hat er sein Spiel „auf das nächste Level gebracht“. Mit der ersten Mannschaft des Vereins spielt Robert in der höchsten Mitteldeutschen Liga gegen Mannschaften aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
„Du musst in der Liga die Schwächen deines Gegners schnell analysieren und dann gnadenlos da reinballern“, beschreibt Henry die Facetten des Wettkampf-Kickerns. „Es geht nicht darum, den schönsten Schuss zu machen. In der Liga geht es um Effizienz im Spiel“, erweitert Robert die Unterscheidung zwischen Kneipe und Liga und animiert Henry, das gleich einmal praktisch mit zwei Schüssen am Tisch zu demonstrieren.
Der erste Schuss, den Henry vormacht, ist ein schöner Schuss. Dabei passt er den Ball mit dem Torwart über die Bande in den Sturm. Dort vollführt die gesamte Sturmreihe erstmal ein paar Tik-Taks: sie schieben sich den Ball hin und her, ohne Raum zu gewinnen. Per Hacke geht der Ball nach rechts Außen. Von dort tippt Henry den Ball mit der Schuhspitze der Puppe an. Die weiße Kugel kullerte am Torwart vorbei über die Linie und plumpst leise ins hölzerne Nichts. Der Schuss grenzt an ein Kunstwerk und wird von Henry umgehend kritisiert: „So ein Schuss ist unnötig. Das ist Kneipenkickern. Daddeln! Hauptsache auffallen.“
Dann macht er den effizienten Schuss vor: Kaum ist der Ball in die Mitte des Tisches gerollt, findet eine der Puppen die Lücke. Der Ball wandert zügig in den Sturm. Kurzes anvisieren und KLACK – dieses unnachahmliche Geräusch, wenn das Runde ins Eckige donnert.
Lust auf Leistung nach der Vereinskrise
Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge oder symbolische Einnahmen aus Turnieren, die im Vereinsraum ausgerichtet werden. Ausnahmsweise kommen Tischvermietungen oder Schiedsrichter-Aufträge hinzu. Der Ausbruch und Verlauf der Corona-Krise führte somit wenig überraschend „kurz vor den Untergang“ berichtet Henry. Die Anzahl der Mitglieder sank von 35 auf 20 und alle anderen Einnahmen blieben auch aus.
Inzwischen sind das Training und die Vereinstätigkeiten wieder voll angelaufen. Die Regelmäßigkeit des Trainings tut dem eigenen Spiel und dem Verein gut. Die Ziele bleiben dabei klar gesteckt und beinhalten sowohl konkrete Pokale als auch nachhaltige Vereinsarbeit: „Die Mitteldeutschen Meisterschaften, dann die Deutschen Meisterschaften sind klar Ziele“, sagt Robert und Henry ergänzt „Weitermachen wie bisher. Weiter Leute für den Sport begeistern.“ Darum öffnet der Verein seine Räume gern zum monatlichen Monster DYP. „Jeder, der Bock hat zu Kickern, ist herzlich eingeladen bei uns mitzuspielen. Egal wie gut oder weniger gut ihr seid“, machen die beiden Mut.
1.Tischfussball Verein Dresden
Großenhainer Str. 61
Vereinstraining ist jeden Dienstag und Donnerstag 17:30 – 20 Uhr
Anmeldung über tfvdresden@gmail.com
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