Föngeräusche, laufendes Wasser, ein Rasierapparat und das Schnipp-Schnapp der Haarschneidescheren – betritt man den Frisör- und Barbershop „Look at me“ auf der Leipziger Straße 34 wird man von einer geschäftigen Geräuschkulisse empfangen. Passend dazu schwebt frischer Shampooduft in der Luft. Auf vielen der Drehstühle, die vor großen Spiegeln platziert sind, haben Kunden platzgenommen und erwarten ihre neue Frisur. Um sie verteilt liegen die bereits abgeschnittenen Haare, die normalerweise im Müll landen. Seit Anfang des Jahres hat sich das durch „Hair help the Oceans“ geändert.
Hair help the Oceans
Haare können Fette optimal aufsaugen. Eine Eigenschaft, die sie auch nach dem Schneiden nicht verlieren und die sie zu einem natürlichem Reinigungsmittel gegen Verschmutzungen in Gewässern machen. Das Unternehmen „Hair Help the Oceans“ sammelt Haare aus teilnehmenden Frisörsalons in ganz Deutschland und stellt daraus Haarmatten her. Diese werden im Meer oder in anderen Gewässern eingesetzt, um Öle, Treibstoffe und auch Sonnenmilchreste aus dem Wasser zu filtern. Insbesondere in Häfen oder in der Nähe von Fabriken sind sie nützlich. 2019 kamen sie aber auch zum Einsatz, als bei Mauritius ein Frachter auf Grund lief und mehrere Tonnen Öl verlor. „Bisher werden jährlich Tonnen an Haarresten von ca. 83.000 Friseursalons in Deutschland im Restmüll entsorgt, da nur wenige Haare für Perücken geeignet sind“, berichtet das Unternehmen auf seiner Homepage. Dabei ist die Saugfähigkeit der Haare nicht zu unterschätzen. 8 Kilogramm Haare können bis zu 8 Kilogramm Öl aufnehmen.
Haarmatten
Aber wie kann man sich eine solche Haarmatte eigentlich vorstellen? Grundsätzlich wird zwischen zwei Varianten unterschieden: Kurze Haare werden in einer Art Stoffsack zusammengepackt und so ins Wasser gelassen. Lange Haare werden verfilzt, sodass eine kleine Matte aus Haaren entsteht. Diese sind ca. 15 cm breit und 20 cm lang und können bis zu 8 Mal wiederverwendet werden.
Look at me
In einer Fernsehsendung hatte Aileen Schulz, Inhaberin des Frisörsalons „Look at me“, bereits vor Jahren zum ersten Mal von der Aktion gehört. „Damals gab es das Ganze aber nur in Südfrankreich“, erklärt sie. 2021 wurde sie auf „Hair help the Oceans“ aufmerksam, meldete sich Ende des Jahres an und sammelt nun mit ihrem Team seit Januar 2022 geschnittene Haare. „Unsere Kunden finden es super und zeigen immer wieder großes Interesse daran, wie das Ganze funktioniert“, freut sich die Ladenbesitzerin. In extra Behältern werden die Haare gesammelt, bis ein Frisörsalon 9 Kilogramm zusammen hat. Dann werden sie abgeholt, sagt sie und fügt hinzu. „Seit Januar haben wir schon 4 Pakete gefüllt und bis zum nächsten dauert es nicht mehr lange“.
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