Unter der Überschrift „Gedenkstein auf dem Franzosenfriedhof“ veröffentlichte „Die Union“ im November 1983 einen Beitrag des Dresdner Heimatforschers und Kunsthistorikers Bernd Hünlich (1943-1992). „Die Union“ erschien von 1946 bis 1991 als Tageszeitung der CDU in der DDR. Dort heißt es unter anderem:
„Die Ereignisse des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 berührten Dresden zwar nicht direkt, aber bereits nach den Siegen der deutschen Armeen im August und der ersten Septemberhälfte des Jahres 1870 ergab sich die Notwendigkeit, plötzlich Zehntausende gefangen genommener französischer Soldaten im Hinterland unterbringen zu müssen.“

Der Gedenkstein der Begräbnisstätte für die 1871 verstorbenen französischen Soldaten. Foto K. Brendler
Und weiter: „So wurde auch die Haupt- und Residenzstadt Dresden zum Endpunkt solcher Transporte. Der erste traf am 16. September 1870 ein. Den Ankommenden dienten zunächst die damals noch östlich der Hauptstraße stehenden Kasernen der Dresdner Garnison als Unterkunft. Nachfolgende Transporte mit Tausenden Gefangenen wurden in dem […] leicht zu überwachenden Elbbogen zwischen Kaditz und Übigau auf der Flur des letztgenannten Dorfes in einem Barackenlager untergebracht.“
Die völlig unzureichenden hygienischen Bedingungen im Übigauer Barackenlager sowie der strenge Winter 1870/71 und nicht zuletzt das Elbehochwasser in der zweiten Februarhälfte 1871 forderten den Tod von insgesamt 116 französischen Kriegsgefangenen. Auf dem 1862 angelegten Kaditzer Friedhof an der Serkowitzer Straße wurden sie beigesetzt. Seitdem wird dieser Friedhof von den Einheimischen auch „Franzosenfriedhof“ genannt.

Für die Sanierung wurde der Gedenkstein zeitweise abgebaut. Foto: K. Brendler
Der 1872 durch eine französische Stiftung errichtete und 1999 auf Initiative des ehrenamtlichen Denkmalpflegers Dr. Manfred Dreßler (1931-2013) rekonstruierte Gedenkstein trägt in französischer Sprache eine Inschrift. Ins Deutsche übersetzt lautet sie: Zum Gedächtnis der 1870/71 verstorbenen französischen Soldaten. Errichtet von ihren Landsleuten. R.I.P. (Requiescat in pace – Ruhe in Frieden).
„Auch angesichts der Millionen Toten in den beiden Weltkriegen des Jahrhunderts“, so Bernd Hünlich in seinem 1983 verfassten Beitrag, „sollte uns die Sprache des Gedenksteins nicht unberührt lassen.“ Eine Mahnung, die auch heute, im 21. Jahrhundert, aktueller denn je ist.

Die Begräbnisstätte ist seit dem Jahre 2000 als „Militärische Gedenkstätte“ ausgewiesen. Foto K. Brendler
Für Sonntag, den 10. Juli 2022, 11.00 Uhr lädt die Laurentiusgemeinde Dresden-Trachau zur Wiedereinweihung des sanierten und neu aufgestellten Denkmals auf dem Friedhof an der Serkowitzer Straße ein.
„Es ist dem Engagement von Romain d‘Eprésmesnil zu danken, dass nicht nur das Denkmal saniert, sondern zudem die Namen der Verstorbenen auf Tafeln verewigt werden konnten. In Anwesenheit des Mäzens und von Vertretern der französischen und deutschen Kriegsgräberfürsorge, der französischen Botschaft in Berlin und der Bundeswehr wird der Verstorbenen gedacht und im Gebet unsere Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung unter den Völkern zum Ausdruck gebracht“, heißt es in der Einladung der Laurentiusgemeinde.

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