Die Clubkultur in der Landeshauptstadt Dresden ist massiv bedroht. Clubs – als kreative und soziale Orte – verschwinden zunehmend von der Bildfläche. Die SPD-Fraktion im Stadtrat setzt sich darum für eine Bestandanalyse und die Aufnahme des Clublebens in den Kulturentwicklungsplan der Stadt ein. Der entsprechende Antrag wird derzeit in allen Stadtbezirken und Ortschaften vorgestellt und diskutiert. Im Stadtbezirksbeirat Pieschen erläuterte am Dienstagabend SPD-Stadtrat Vincent Drews das Anliegen seiner Fraktion. Im Stadtbezirk Pieschen ist das Clubleben eher rar, mit der Chemiefabrik und dem Puschkin gebe es aber zwei unter den jungen Leuten stadtweit bekannte Einrichtungen, sagte er.
Bereits vor Corona sei die Clublandschaft in Gefahr geraten. Ein hohes Maß an Gentrifizierung und Verdichtung habe die Toleranz für ein kreatives Umfeld sinken lassen. Hinzu kämen steigende Mietpreise und Betriebskosten sowie wachsende Forderungen an den Brand- und Lärmschutz. In Corinazeiten seien Clubs waren die Ersten gewesen, die schließen mussten und die Letzten, die ihre Tore wieder öffnen durften – trotz Hygienekonzepten und eigenen Testinfrastrukturen. Zahlreiche Clubs hätten das nicht überlebt. Statistiken gehen davon aus, dass 20 bis 40 Prozent der Clubs dauerhaft in Gefahr sind.
Antrag der SPD-Fraktion: Dresden für junge Menschen attraktiver machen: Clubkultur retten
Clubs werden zumeist privatwirtschaftlich betrieben. Im Gegensatz zu Theatern und Opernhäusern werden sie bei der strukturellen Kulturförderung nicht berücksichtigt. Das sei falsch, denn Clubs seien die ersten Anlaufstellen für junge Kreative, Keimzellen für den künstlerischen Nachwuchs, der erste Bühnenerfahrungen macht.
Clubs sind auch ein wesentlicher Standortfaktor für die Entscheidung junger Menschen, in Dresden zu leben oder zu studieren. Wenn Clubs verschwinden, verschwinden auch die Jungen oder sie werden auf die Straße getrieben, zeigte sich Drews sicher. In der Diskussion verwies Michael Meyer-Venecia (AfD) auf seine Erfahrungen als Taxifahrer und bis in den nächsten Tag hinein ausgiebig feiernde junge Leute, die in einem Zustand waren, dass er ihre Mitnahme ablehnte. Da zeige die Clubkultur ihre negative Seite. Drews erwiderte, dass man die verschiedenen Lebensentwürfe der jungen Leute tolerieren sollte. Dem stimmten Franziska Lordick (Grüne) und Rebecca Overmeyer (SPD) zu. Letztere arbeitet an der TU Dresden und verwies darauf, dass ein vielfältiges Freizeitangebot, zu dem auch die Clubs gehören, wichtigen Einfluss auf die Entscheidung junger Menschen hätten, wenn es um den Studienort gehe. Hier konkurriere Dresden nicht mit dem Umland, sondern mit anderen großen Uni-Standorten wie Berlin, Hamburg oder München. Christoph Böhm (CDU) äußerte die Befürchtung, dass die Bestandsaufnahme der Clublandschaft und deren regelmäßige Aktualisierung zu einem bürokratischen Mehraufwand für die ohnehin stark eingespannten Clubbetreiber werden könnte. Zudem sollten für diese Erhebung keine externen Dienstleister beauftragt werden. Am Ende stimmten 10 Beiräte dem SPD-Antrag zu, 8 enthielten sich.
In ihrer Sitzung am Dienstag entschied der Stadtbezirksbeirat auch über drei Anträge zur Projekteförderung. Den Bericht dazu gibt es hier.
Berichte aus dem Stadtbezirksbeirat Pieschen – eine Leistung der Redaktion von Pieschen Aktuell im Auftrag des Stadtbezirksamtes Pieschen der Landeshauptstadt Dresden.