Für das Gebiet des Stadtbezirksamtes Dresden-Pieschen, dem seit 1990 die nordwestlichen Stadtteile Mickten, Übigau, Kaditz, Trachau, Trachenberge, Pieschen selbst und der westliche Teil der Leipziger Vorstadt zugeordnet sind, listet das Dresdner „Straßenverzeichnis 2017“ insgesamt 420 Straßen und Wege sowie zwölf Plätze auf. Einer der Plätze ist der heutige Alexander-Puschkin-Platz. Angelegt um 1895, hatte er 1898 den Namen „Erfurter Platz“ erhalten.

A. S. Puschkin (1799-1837), Gemälde des russischen Porträtmalers Orest Adamowitsch Kiprenski (1782-1836), geschaffen 1827. Quelle: Archiv K. Brendler
Vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurde der Erfurter Platz umbenannt. Namenspate wurde der russische Nationaldichter Alexander Sergejewitsch Puschkin. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Boris Godunow“ (1825) und „Eugen Onegin“(1833). Letztgenanntes wurde vom russischen Komponisten Peter Tschaikowski (1846–1893) als Oper vertont.
Das einzige Haus am Platz ist die große und einst prächtige Villa, die sich der Holzgroßhändler und Sägewerkbesitzer Carl Ernst Grumbt (1840–1917) in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre hatte erbauen lassen. Das Gebäude „orientiert sich an dem Baustil der italienischen Renaissance […]und ist baugeschichtlich sowie künstlerisch bedeutend“, heißt es in der Denkmalliste für die Leipziger Vorstadt. Den Platz flankieren sowohl das denkmalgeschützte Haus „Zum Deutschen Ritter“ (Leipziger Straße Nr.22), eines der „bemerkenswertesten historisierenden Gebäude des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Dresden“, als auch die 1928 fertiggestellte Wohnanlage der um 1870 gegründeten Dresdner Fleischerinnung (Erfurter Straße Nr.1-13).

Die Villa Alexander-Puschkin-Platz Nr.1 ist baugeschichtlich sowie künstlerisch bedeutend. Foto: K. Brendler
Mit der Umbenennung des Erfurter Platzes in Alexander-Puschkin-Platz hat es folgende Bewandtnis: Am 15. September 1947 gründete sich im Hygienemuseum die Ortsgruppe Dresden der „Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion“. Noch im November desselben Jahres wurde im Hause Emser Allee Nr. 24 (heute Goetheallee, Dresden-Blasewitz) das „Haus der Sowjetkultur“ eröffnet. Zwei Jahre später, am 17. Mai 1949, übergab Dresdens Oberbürgermeister Walter Weidauer (1899–1986) als neues „Haus zum Studium der Sowjetkultur“ die am Erfurter Platz gelegene Grumbt‘sche Villa. Noch im Jahr der Übergabe wurde anlässlich des 150. Geburtstages Alexander Puschkins auch der Erfurter Platz umbenannt.

Bis Herbst 2024 werden in Nachbarschaft zur „Grumbt-Villa“ (offizielle Bezeichnung des Denkmals) vier fünfgeschossige Gebäude mit 210 Wohnungen entstehen. Foto: K. Brendler
Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 gelangte das umgangssprachlich auch „Puschkinhaus“ genannte Grundstück der Grumbts in die Hände seiner Erben. Diese fanden einen Käufer, der es in den Folgejahren für rund zwei Millionen Euro umfassend saniert und im März 2013 wieder verkauft hatte. Ob es zu einer weiteren Bebauung des Alexander-Puschkin-Platzes – auf dem Eckgrundstück Leipziger Straße / Erfurter Straße kommt, ist derzeit Gegenstand der Beratungen über die Zukunft des Areals am Alten Leipziger Bahnhof, das sich von der Eisenbahnstraße bis an die Erfurter Straße erstreckt.
Unmittelbar hinter der Villa aber, sozusagen auf ehemaligem Firmengelände des Carl Ernst Grumbt, baut gegenwärtig die CTR-Gruppe mit Marina Garden ein „ganz neues und überwiegend grünes Wohnareal“. Generalunternehmer für die Umsetzung des Projektes ist die Dreßler Bau.

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