Frédéric Fourré und die Kunst des Weinbaus

Auf die richtige Balance kommt es an. Was schon Aristoteles und nach ihm zahlreiche mehr oder weniger profunde Ratgeber konstatierten, gilt auch für einen guten Wein. Verrät Frédéric Fourré. Und der muss es wissen – schließlich ist er seit fast fünfzehn Jahren Winzer und betreibt gemeinsam mit seiner Frau Amrei Niessen einen kleinen Weinberg in Radebeul.

Im Wein steckt jede Menge Arbeit

Dort wachsen auf 2,5 Hektar insgesamt zwölf Rebsorten. Was normalerweise niemand so zerstückelt anlegen würde, ist in Sachsen Normalzustand. Zumindest seit der nicht immer von beispielhafter Kompetenz geprägten Landwirtschaftspolitik der DDR. So kommt es, dass Frédéric trotz der kleinen Anbaufläche mit einem breiten Sortiment aus hauptsächlich Weißweinen und Sekt aufwarten kann.

Im Savoir Vivre ist hin und wieder der Wein von Frédéric Fourré in den Regalen vertreten. Der Winzer gibt hier auch gelegentlich Weinverkostungen. Foto: Elisabeth Renneberg

Im Savoir Vivre ist hin und wieder der Wein von Frédéric Fourré in den Regalen vertreten. Der Winzer gibt hier auch gelegentlich Weinverkostungen. Foto: Elisabeth Renneberg

Die Arbeit an allen von ihnen beginnt schon im Frühling mit dem Schneiden. Die Reben müssen reduziert werden, damit die, die bleiben, mehr Geschmack haben. Später gilt es dann, die Triebe ins Spalier zu flechten und je nach Rebsorte auch zu entblättern. Nun heißt es warten und auf günstiges Wetter zu hoffen. Perfekt ist es, wenn viel Sonne scheint, aber auch genügend Regen fällt, um die Trauben zu nähren und möglichst langsam reifen zu lassen.

Im Herbst beginnt die Lese. Weil das Zeitfenster hier recht eng ist, ist das der einzige Arbeitsschritt, für den Frédéric und Amrei ein paar zusätzliche Hände benötigen. Freundinnen und Freunde wie auch Kundinnen und Kunden sind gern bereit, mit anzupacken, zumal sie dafür mit zwei gemeinsamen Mahlzeiten belohnt werden. Für die Trauben geht es dann weiter nach Schloss Proschwitz, das sie erst als fertigen Wein wieder verlassen.

Die perfekte Mischung

Ungefähr 20.000 Flaschen produziert das Weingut Fourré jährlich, wobei neben den eigenen auch die Trauben von drei weiteren Winzern verarbeitet werden. Viele der fertigen Weine sind Cuvées oder eine Mischung von gleichen Rebsorten aus unterschiedlichen Teilen des Weinbergs. Denn die jüngeren Stöcke auf dem Plateau bringen einen ganz anderen Geschmack hervor als die am Steilhang, die teilweise über 70 Jahre alt sind.

Mit Sachverstand und Experimentierfreude wird daran gearbeitet, die perfekten Kombinationen herauszufinden, mit eben der richtigen Balance aus Restsüße und Säure. Ein Wein, bei dem das besonders gut gelungen ist, ist der Chimäre de Saxe, ein Cuvée aus 85 Prozent Grauburgunder und 15 Prozent Blanc de Noir. Der wird nicht nur in Weinfachgeschäften und auch schon den ersten Supermärkten verkauft, sondern ist besonders auf Weinfesten beliebt und wird gleichermaßen gern in Restaurants und Luxushotels getrunken.

Der Chimäre de Saxe von 2017 beinhaltet die selben Rebsorten wie der von 2019, schmeckt aber viel reifer. Foto: Elisabeth Renneberg

Der Chimäre de Saxe von 2017 beinhaltet die selben Rebsorten wie der von 2019, schmeckt aber viel reifer. Foto: Elisabeth Renneberg

Allerdings nur in ausgewählten. „Wenn ein Restaurant unsere Weine anfragt, gehen wird dort erst einmal essen“, erklärt Frédéric. „Dann schauen wir, ob das Essen schmeckt und die Leute nett sind. Es muss zu uns passen.“ Die Ansprüche sind hoch, vor allem an die eigene Arbeit. Und auch wenn das mal bedeuten kann, dass ein Jahrgang aussetzen muss, zahlt sich die Taktik aus.

Von Paris nach Pieschen

Den bisherigen Erfolg sieht das in Pieschen ansässige Paar als gute Grundlage für weitere Pläne. Ein eigenes Weingut mit Keller soll den Umfang der Herstellung noch etwas vergrößern und auch den ersten Rotwein ermöglichen. Am Knowhow mangelt es jedenfalls nicht – Amrei ist nicht nur studierte Weinbäuerin, sondern hat auch schon Erfahrung im Weinkeller gesammelt.

Frédéric hingegen kann auf eine lange Zeit als ausgebildeter Sommelier zurückblicken; zuerst in Frankreich und dann im Dresdner Taschenbergpalais. Dass der gebürtige Pariser überhaupt hierher übersiedelte, liegt daran, dass seine damalige Frau ein Engagement als Balletttänzerin an der Semperoper hatte. Über einen Bekannten kam er dann in Berührung mit dem Weinbau und machte sich schließlich 2007 als Winzer selbstständig.

Nun hat für ihn in dem mittlerweile längst vertrauten Metier eine weitere Saison begonnen. Zwischen den Reben wehen letzte Schneeflocken, grasen Schafe und rollt ein Kinderwagen. Amrei und Frédéric sind bereit für den nächsten Jahrgang.

3 Meinungen zu “Frédéric Fourré und die Kunst des Weinbaus

  1. Torsten sagt:

    Schön, auch solche Geschichten hier zu lesen. Gehört nicht zu meinen Lieblingsweinen (sorry) aber ist immer wieder schön, beim Tag des offenen Weinguts/Weinfest dort im Garten zu sitzen. Und von dem Haus und kleinen gemütlichen Garten direkt an der Pillnitzer, in dem FF beim Elbhangfest ausgeschenkt wird, erst gar nicht sprechen. Weiter so. Davon lebt Dresden.

  2. „… seit der nicht immer von beispielhafter Kompetenz geprägten Landwirtschaftspolitik der DDR.“- Was dies mit Frédéric Fourrés Weinbau zu tun hat, erschließt sich mir absolut nicht. In 15 Jahren kann man diesen Zustand der vielen Traubensorten ändern, so man will. (Die Ree benötigt drei Jahre bis zu ersten Lese!) Und im Übrigen waren es die „Hobbywinzer, die große Teile der verweisen Weinberge nach jahrzehntelanger Brache durch die Reblaus wieder aufgerebt haben. Und meist haben sie das nach ihren Vorstellungen und ihrem Geschmack getan.

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