Zum Finale gab es am Mittwoch Gulasch mit Klößen und Rotkohl. Said Dokins, der seit dem 2. November bei Sonne und Regen und Wind die 80 Meter lange Rückwand der Citybeach-Sommerterrassen gestaltete, musste nur noch mit wenigen Strichen sein Kunstwerk vollenden. Jetzt lobte er erst einmal Laila Terpe, die Köchin. Die studierte Kunsthistorikerin und die Künstlerin Evelyna Schubert sind die Dresdner Musen des Streetart-Künstlers aus Mexiko-City. Evelyna und Said kennen sich bereits seit mehreren Jahren, von verschiedenen Projekten in Sachsen. Nach einem Telefonat sind die beiden Frauen kurz entschlossen nach Wien gefahren, um Said auf dem Festival „Calle Libre“ („Freie Straßen“) zu treffen. In der Apollogasse 20 hat er den Giebel eines vierstöckigen Hauses gestaltet.
Und dort, in den Gesprächen wurde plötzlich klar, dass ein besonderer und schon länger gehegter Wunsch von Said Wirklichkeit werden könnte. „I want a wall in dresden.“ Laila wusste genau, wo eine solche Wand zu finden ist. Sie ist die Lebensgefährtin von Citybeach-Chef Frank Weißbach. Die Rückwand der Sommerterrasse, ein Schallschutz-Bau zwischen Citybeach und Arcotel Hafencity war genau das richtige Objekt für den Streetart-Künstler. Er sagte zu. So fügte sich eins zum andern.
Die Sache mit den Musen kann man ruhig wörtlich nehmen. Laila und Evelyna versorgten Said mit dem nötigen Input. Der Fluss, der jeden Tag ein anderer ist, das zerstörerische Hochwasser, die dazu gehörenden Markierungen an den Häusern, Regen und Sonne. Said kannte Dresden bereits und hatte hier zum Beispiel mit dem Fotografen Leonardo Luna die Eröffnung der Ostrale 2018 gestaltet. Auch die Frauenkirche und die Semperoper waren schon Gegenstände ihrer heliografischen Kunst gewesen.
Die Elbe war etwas Neues. Ein Welt voller Gegensätze. Gut und Böse, Schön und Hässlich. Ruhig und Stürmisch. Said Dokins ließ sich von Heraklit, einem griechischen Philosophen der Antike, inspirieren. Identität und Differenz, Bestehendes und Wechsel. Said nennt zwei von vielen überlieferten Fragmenten des Heraklit, die ihn hier beschäftigt haben. „Die Sonne ist an jedem Tag wieder jung“ und „Man kann nicht zwei mal in denselben Fluss steigen“. Und er spannt einen weiten Bogen bis in die Gegenwart. Was mach die Pandemie mit den Menschen? Sind sie noch die gleichen wie zuvor? Was macht Gewalt mit den Opfern? Sind diese dann noch die gleichen? Eine Frage, mit der er im Alltag in Mexiko immer wieder konfrontiert wird.
Zehn Tage hatte Said Zeit, seine Ideen an die Wand zu bringen. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von den beiden Citybeach-Mitarbeitern Jan und Edwin. Sie halfen beim Grundieren der Mauer, beim Ausmessen, beim Farbe beschaffen und mischen und übernahmen am Ende auch die mühselige Reinigung der Hebebühne. Übernachtung und Frühstück hatte Florian Stühmer, General Manager des Arcotel Hafencity zugesagt. Auch an den Gesamtkosten von rund 13.000 Euro beteiligt sich das Hotel.
Einen Entwurf für sein Werk hatte Said Dokins im Kopf. Citybeach-Chef Frank Weißbach verließ sich darauf. „Ich habe vorher keine Muster gesehen, kannte aber einige seiner Werke“, sagte er und fügt hinzu. „Jetzt bin ich sehr glücklich und froh, dass alles so gut geklappt hat“. Und so war in zehn Tagen „Tres soles y un rio“ entstanden. Drei Sonnen und ein Fluss. Die Morgensonne, die Mittagssonne und die Abendsonne und immer die Elbe. Und Said hat jetzt seine Wand in Dresden.
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3 Kommentare zu “„Tres soles y un rio“ – Said Dokins hat jetzt in Dresden seine Wall am Citybeach”
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Tolle Aktion! Damit wird dieser bauliche Frevel (eine 7 Meter hohe Mauer als Lärmschutz für eine bereits vor Bebauung bestehende ‚Feierlocation‘) zumindest optisch ungemein aufgewertet.
das ist soo hübsch
Wollen wir wetten, wie lange es dauert bis minderbemittelte Mitmenschen diese wieder vollschmieren, taggen?