Ein Schwimmbad-Neubau in Pieschen ist möglich. Das Areal rings um das Sachsenbad kann so geordnet werden, dass es hier Platz für eine Schwimmhalle mit sechs 25-Meter-Bahnen gibt – sogar an zwei verschiedenen Standorten. Das ist ein Ergebnis der Stesad-Studie zur Zukunft des Sachsenbades, die heute, drei Tage vor dem Bürgerforum, vorgestellt wurde. „Auf der Einwohnerversammlung im November 2020 ist deutlich geworden, dass es ein großes Interesse daran gibt, dass das Sachsenbad in städtischer Hand bleibt und nicht an einen privaten Investor verkauft wird. Ich habe darum der Stesad den Auftrag erteilt, das zu prüfen und verschiedene Varianten zu berücksichtigen“, erklärte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) heute bei der Präsentation der Ergebnisse, die eigentlich zum 31. März vorliegen sollten. Die „Entwicklungsstudie Sachsenbad“ umfasst 115 Seiten, die Anlagen zur Studie noch einmal 60 Seiten. Die zugesagte Veröffentlichung auf der Homepage der Stadt Dresden ist bisher nicht erfolgt. Interessierte können die Dokumente hier einsehen (siehe Info-Kasten)
„Die Zeit war knapp, aber es ist eine vernünftige Basis für eine Entscheidung entstanden“, sagte Stesad-Geschäftsführer Axel Walther. Als Partner für die Erarbeitung der Studie hatte man sich die Experten des Architekturbüros Hahn und Kollegen mit ins Boot geholt. Diese zeichneten bereits für die erste Stesad-Studie zum Sachsenbad im Jahr 2009 verantwortlich.
Die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ kritisierte die späte Veröffentlichung der Prüfergebnisse. „Wir sind enttäuscht, dass die Stesad-Studie zum Sachsenbad erst jetzt veröffentlicht wurde und fast keine Zeit vor dem Bürgerforum am 19. April bleibt, die Studie auszuwerten und zu diskutieren. Der Bürgerinitiative ist es nun kaum möglich, noch Meinungen von Bürgerinnen und Bürger zu den Konzepten einzuholen“, erklärte Dorothea Becker von der Bürgerinitiative.
Walther präsentierte fünf Varianten, die geprüft und bewertet wurden.
Variante 1: Basis Szenario
Die Variante lehnt sich an das von den privaten Investoren vorgelegte Konzept an, das in der Verkaufsvorlage für das Sachsenbad beschrieben ist. Demnach sind im Erd- und Untergeschosse Restaurant, Café, Bar sowie ein Clubbereich geplant. Spa und Wellness-Bereich mit Sauna, Fitnessstudio und Massage-Angeboten sollen ebenfalls im Erdgeschoss und in einem Anbau Platz finden. Im 1. und 2. Obergeschoss ist ein großflächiger Co-Working-Bereich vorgesehen. Im Dachgeschoss ist Platz für ein Yoga-Studio. In einem offenen Innenraum mit einem lichtdurchfluteten Haupthof soll ein Wasserspiel an die Geschichte des Hauses erinnern. Die Gesamtkosten für die Investition werden mit 16.6 Millionen Euro beziffert.
Sie würden höher liegen, als in dem Angebot des privaten Investors. Dafür, so Walther, könne es verschiedene Gründe geben. Der Bieter konnte nur mit Baupreisen von 2018 rechnen, die Stesad mit Kosten von 2022. Hinzu kämen Ausschreibungskosten für öffentliche Auftraggeber. „Wir würden auf jeden Fall raten, in einem möglichen Kaufvertrag die Investitionsverpflichtungen genau zu fixieren“, sagte Walther.
Variante 2: Gesundheitsbad Szenario
Die Variante 2 folgt dem von der Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ erarbeiteten Konzept eines Gesundheitsbades. Das Schwimmbecken würde erhalten und in einen flachen und einen tieferen Bereich gegliedert. Dort könnte gesundheitsförderndes Baden mit Schwerpunkt auf Therapien, Wassergymnastik, Baby- und Kleinkinderschwimmen und Seniorenschwimmen stattfinden.
In den weiteren Räumen seien Arztpraxen, Therapie- und Fitnessräumen sowie ein Wellnessbereich mit Saunalandschaft vorgesehen. Lager- und Technikflächen kämen ins Untergeschoss. Auf 21,9 Millionen Euro Gesamtkosten kommen hier die Experten.
Variante 3: Gesundheits- und Schwimmbad Szenario
Mit der Variante 3 bringt die Stesad zum ersten Mal die Idee ins Spiel, an der Wurzener Straße in Pieschen ein neues Schwimmbad zu errichten. Es könnte nördlich an das Sachsenbad angebaut werden und bietet Platz für sechs 25-Meter-Bahnen. Dafür müssten die dort befindlichen drei Tennisplätze neu angeordnet werden. Für diese Variante sei ein B-Plan-Verfahren erforderlich, für das etwa drei Jahre benötigt würden. Im April 2019 hatte sich der Stadtrat mit dem Beschluss über das Bäderkonzept 2030 für den Neubau eines Kombi-Bades aus Schwimmhalle und Freibad für die Einwohner in Pieschen und der Neustadt ausgesprochen. Die Städtische Bäder GmbH erhielt den Auftrag, diesen Neubau in ihre Investitionspläne ab 2o25 einordnen. Jetzt gibt es erstmals eine konkrete Standort-Idee, nachdem sich das Bahngelände an der Harkortstraße als nicht realisierbar erwiesen hat.
Für das Sachsenbad selbst gelte hier die Variante 2, ergänzt durch einen Verbindungsbau zum Neubau. Neben der Neuordnung der Tennisplätze ist hier auch der Rückbau des Blockheizkraftwertes der SachsenEnergie eine Voraussetzung. Durch den Verbindungsbau steigen die Kosten für das Sachsenbad-Gebäude auf 21,9 Millionen Euro. Der Neubau der Schwimmhalle wird mit 11,6 Millionen Euro veranschlagt. Gesamtkosten für Variante 3: 33,5 Millionen Euro.
Variante 4: Perspektiv Szenario
Diese Variante nimmt das gesamte Areal rings um das Sachsenbad mit in den Blick: Sportplatz, Tennisplätze und mögliche Bauflächen für den Wohnungsbau, die durch die Neusortierung der Grundstücke entstehen.
Das Gesundheitsbad könnte unter Beibehaltung der historischen Baustruktur auch Platz für andere Angebote bieten. Als Beispiele werden die Puppenspieler vom August Theater genannt, oder Unterrichtsräume für das Heinrich-Schütz-Konservatorium. Der zusätzliche Zuschussbedarf für diese Einrichtungen sei aber nicht im städtischen Haushalt eingeplant. Neben den Tennisplätzen müsste hier auch der Sportplatz neu geordnet werden. Dann entstünde an der Wurzener Straße auch Platz für Wohnungsbau an zwei Standorten. Gesamtkosten: 34,3 Millionen Euro.
„Wir haben der Perspektivvariante der Stesad den Titel ‚Stadtteilmotor Sachsenbad‘ gegeben, weil mit der Wasserfläche als Gesundheitsbad und den zusätzlichen Nutzungen – also für den Sport, für das Heinrich-Schütz-Konservatorium, für einen Stadtteiltreff – dem Sachsenbad eine aktive Rolle für die positive Entwicklung des ganzen Stadtteils zukommen kann“, erklärte Dorothea Becker von der Bürgerinitiative Sachsenbad. Das sei eine Rolle, für die das Sachsenbad geschaffen wurde und für die die Bürgerinnen und Bürger seit der Schließung gekämpft haben, betonte sie.
Variante 5: Schwimmbad Neubau Szenario
Die Variante 5 bringt eine weitere Option für einen Schwimmhallen-Neubau ins Spiel. Dieses Mal wird ein vom Sachsenbad unabhängiger Neubau direkt an der Wurzener Straße vorgeschlagen. Auch dafür müsste der benachbarte Sportplatz neu geordnet werden. Ausserdem bekäme der örtliche Fußballverein ein neues Funktionsgebäude.
Die Experten listen eine Reihe von Vorteilen dieses Szenarios auf: repräsentative Lage, gute Auffindbarkeit, Nachverdichtung im städtischen Kontext, Nutzung bereits vorhandener städtebaulicher Strukturen, gute ÖPNV-Anbindung. Wegen eines notwendigen Bebauungsplan-Verfahrens sei auch hier von einem Zeithorizont von mindestens drei Jahren für dessen Erarbeitung auszugehen. Kosten für den Neubau: 13,8 Millionen Euro.
Für den Neubau könnte der Erlös aus dem Verkauf des Sachsenbades eingesetzt werden, sagte Walther. „Ich habe eine deutliche Präferenz für die Variante 5“, antwortete er auf die Frage nach seinem Favoriten. „Ein wirtschaftlicher Betrieb ist in keinem der betrachteten Szenarien möglich“, betonte Walther die Konsequenzen für den städtischen Haushalt. Jährliche Zuschüsse der Stadt in einer Höhe bis zu 435.000 Euro wären erforderlich.
Baubürgermeister Kühn wollte sich dagegen noch nicht festlegen. Am 28. April werde der Bauausschuss des Stadtrates über die Verkaufsvorlage zum Sachsenbad beraten und dabei sowohl die Ergebnisse der Stesad-Studie als auch des Bürgerforums am 19. April einbeziehen. Am 12. Mai soll dann der Stadtrat entscheiden.
Bürgerinitiative ruft zur Teilnahme am Bürgerforum auf
Offensichtlich warte die Verwaltung auch auf die Empfehlung des Bürgerforums, meinte Becker zu dem Umstand, dass es noch keine klare Präferenz im Rathaus gibt. „Wir hoffen, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner trotz der Corona bedingten Einschränkungen am Bürgerforum am Montag, 19. April, in der Messe teilnehmen und die Chance nutzen, über die Zukunft des Sachsenbades mitzudiskutieren“ rief Becker dazu auf, diese erstmalig in Dresden mögliche Form der Bürgerbeteiligung zu nutzen.
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