Etwa 80 Interessierte haben gestern Abend am Bürgergespräch zur Zukunft des Städtischen Klinikums teilgenommen. Während der gut 90 Minuten schwankte die Zahl immer wieder einmal. Fragen wurden per Mail oder über Facebook gestellt. Am Tag danach hatten bereits mehr als 6.000 Nutzerinnen und Nutzer die Facebook-Seite mit der Videoaufzeichnung besucht.
„Wir haben eine Konzeption erarbeitet, von der wir überzeugt sind, dass sie nachhaltig trägt“, betonte Gesundheitsbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Linke) in ihrer Einleitung. Die anderen Teilnehmer in der Runde, Marcus Polle (kaufmännischer Direktor) , Tobias Lohmann (kommissarischer medizinischer Direktor), und Petra Vitzthum (Pflegedirektorin) saßen in einem schmucklosen weißen Raum im Halbkreis um den Moderator, der seine Aufgabe gut meisterte, dessen Name aber leider nicht eingeblendet wurde. Polle präsentierte dann die Eckpunkte des Campus-Konzeptes für das Städtische Klinikum, das am 22. März in einer Pressekonferenz vorgestellt worden war. Wir haben hier ausführlich darüber berichtet.
Ein Bürgergespräch ist eine völlig unverbindliche Form der Bürgerbeteiligung. Im Gegensatz zur Einwohnerversammlung muss es nicht ausgewertet und die Schlussfolgerungen im Stadtrat behandelt werden. Das soll jedoch nachgeholt werden. Der Petitionsausschuss des Stadtrates hatte Ende März die Onlinepetition „Schließung des Krankenhauses Neustadt verhindern. Gesundheitsversorgung im Dresdner Norden sicherstellen!“/„Ablehnung des präferierten Zukunftsszenarios „Campus Konzept“ für das Städtische Klinikum Dresden (Schließung von 97 % stationärer Bereiche am Standort Neustadt/Trachau)“ behandelt.
Eine Entscheidung über die Petition wurde vertagt, bis der Stadtrat über einen interfraktionellen Antrag, ein Zweitgutachten zur Restrukturierung des Städtischen Klinikums einzuholen, entschieden hat. Außerdem wird die Stadtverwaltung gebeten, „eine Bürgerbeteiligung in Anlehnung an Paragraf 11 der Bürgerbeteiligungssatzung durchzuführen“. Dieser Paragraf regelt die Durchführung einer „Bürgerwerkstatt und Mediation“. Gesundheitsbürgermeisterin Kaufmann habe bereits signalisiert, dass sie dieser Empfehlung des Petitionsausschusses folgen werde, erklärte Pieschen Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger (Grüne), die Mitglied im Petitionsausschuss ist.
Weder das angestrebte Zweitgutachten noch die Bürgerbeteiligung wurden gestern Abend erwähnt. Die Gesprächspartner verteidigten die Stadtratsvorlage. Überraschende neue Erkenntnisse gab es nicht. Mehrfach wurde darauf verwiesen, dass die Bausubstanz am Standort Trachau einer modernen medizinischen Versorgung mit ständig wachsenden technischen Anforderungen im Wege stehe. „Es war keine einfache Entscheidung. Die Emotionen sind völlig normal und verständlich“, betonte Lohmann, selbst lange Zeit Medizinischer Direktor am Standort Trachau. Aber, so meinte er, bevor die neu konzipierten Zentren in zehn bis fünfzehn Jahren in Friedrichstadt zusammenwachsen, werden sie auch am Standort Trachau entwickelt. So wird zum Beispiel 2021/22 die 6. Medizinischen Klinik (Kardiologie) vom Campus Weißer Hirsch zunächst mit der 5. Medizinischen Klinik in Trachau zusammengeführt und hier weiter entwickelt, bevor dann später die Leistungen am Standort Friedrichstadt konzentriert werden. Diese Campus-Bildung sei langfristig aus medizinischer Sicht die richtige Entscheidung, so Lohmann.
„Wir haben uns zuerst mit den Inhalten beschäftigt, dann erst mit den bauliche Anforderungen und den Zahlen“, betonte dann auch Polle noch einmal. Als städtisches Unternehmen sei für das Klinikum die schwarze Null das Ziel, nicht die Gewinnmaximierung. Pflegedirektorin Vitzthum versicherte, dass das medizinische Fachpersonal und die Beschäftigten in der Pflege in die Erarbeitung des Zukunftskonzepts einbezogen waren. Das werde auch in den weiteren Realisierungsschritten des Konzeptes so sein, betonte sie.
Befürchtungen, die Notversorgung am Standort Trachau könnte künftig nicht gewährleistet sein, trat Mark Frank, Leiter der Notfallmedizin, entgegen. „Wir haben die gesamte Situation ausführlich analysiert, auch die Fahrzeiten quer durch die Stadt“, erklärte er. Laborleistungen würden auch weiter in Trachau verfügbar sein. Ob die geplanten zehn Betten am Ende zu viel oder zu wenig sind, werde die Erfahrung zeigen, sagte er. Sie würden vor allem für die Fälle benötigt, wo nicht sofort eine eindeutige Diagnose möglich sei. Das wäre aber die Ausnahme.
Polle blickte dann noch voraus in die nächsten fünf Jahre. Am Standort in Friedrichstadt würde das Haus P saniert und erweitert und ein Funktionsgebäude für Labordiagnostik und die Pathologie errichtet. Auf dem Weißen Hirsch entstehe ein Neubaufür das Zentrum für Psychische Gesundheit. Die Finanzierung für diese Projekte sei bereits gesichert.
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