Thema: Stadtbezirksbeirat

Stadtbezirksbeirat stimmt für dreijähriges DVB-Pilotprojekt „On-Demand-Verkehr“

Die Dresdner Verkehrsbetriebe wollen mit bedarfsabhängigen kleinen Busshuttles auf Abruf den bestehenden Linienverkehr durch ein flexibles Angebot ergänzen. Ein entsprechendes Pilotprojekt für die Dauer von drei Jahren wurde am Dienstag im Stadtbezirksbeirat Pieschen präsentiert. Mit dem Angebot sollen „Mobilitätslücken geschlossen werden“, sagte Matthias Jung vom Stadtplanungsamt, bevor er an Hannes Lieberoth übergab, der als Gruppenleiter Verkehrsplanung bei den Dresdner Verkehrsbeitrieben (DVB) für das Thema zuständig ist. Der Stadtbezirk Pieschen ist neben der Neustadt und Klotzsche eines der drei Gebiete für das Pilotprojekt, das damit rund 125.000 Einwohner Dresdens erfasst.

Smartphone-App und Software steuern Fahrgastrouten

Die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung würden für die Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs völlig neue Wege eröffnen, erläuterte Lieberoth. Der On-Demand-Verkehr mit kleinen MOBIshuttles sei ein Mobilitätsangebot, welches ohne festen Linienweg und ohne festen Fahrplan funktioniere. „Die Fahrgäste geben Ihren Fahrtwunsch per Smartphone-App oder telefonisch bekannt. Eine Routing-Software ermittelt auf Grundlage der vorhandenen Fahrtwünsche die Fahrtwege der Kleinfahrzeuge, die zum Einsatz kommen. Fahrgäste mit ähnlichen Fahrzeiten und -wegen werden in einem Fahrzeug gebündelt. On-Demand-Verkehr ist somit ein Bindeglied zwischen dem linienbasierten ÖPNV und dem Individualverkehr“, erklärte der Verkehrsexperte die Funktionsweise des neuen Angebotes. Ziel sei es, den den Zehn-Minuten-Dresden-Takt weiter auszubauen. „Egal wann, egal wo – nach spätestens zehn Minuten Wartezeit steht ein öffentliches Mobilitätsangebot zur Verfügung“, schildert er die Vision des Projektes. Die vielfältigen kleinräumigen ÖPNV-Erschließungsdefizite für insgesamt 16.300 Einwohnerinnen und Einwohner im gesamten Stadtgebiet könnten mit On-Demand-Verkehren beseitigt werden. Geplant sei der Einsatz von Shuttles mit 5 Sitzplätzen. Einige Fahrzeuge würden für die Mitnahme von Rollstühlen oder Kinderwagen geeignet sein und zum Einsatz kommen, wenn es entsprechende Anmeldungen gebe.

Voll integriert in DVB-Angebot

Lieberoth verwies auch auf den Unterschied des DVB-Angebotes zu bekannten privat initiierten On-Demand-Betrieben wie etwa Uber oder Clevershuttle. Diese seien nicht in das Nahverkehrsnetz integriert. Das MOBIshuttle dagegen werde als ein in den städtischen Nahverkehr voll integriertes System funktionieren. Dazu gehöre auch, dass zum Beispiel Monatskarten und andere Tickets auch für das MOBIshuttle gelten sollen. Und wenn die gewünschten On-Demand-Route einen Anschlusspunkt an ein bestehendes Linienangebot habe, werde diese in die Gesamtfahrzeit integriert und die Fahrgäste können umsteigen. „Die tarifliche Integration und selektive Steuerung der Nachfrage in Ergänzung zum Linienverkehr ist in Verbindung mit einem innovativen On-Demand-Verkehr bisher einzigartig in Deutschland“, betonte Lieberoth.

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Linien 73 und 76 sollen bestehen bleiben

Die Ausführungen stießen bei den Stadtbezirksbeiräten auf Unterstützung, aber auch auf Skepsis. So bei Michael Meyer-Venecia (AfD), der aus seiner Erfahrung al Taxifahrer berichtete und große Zweifel an den zugesagten Fahrzeiten der Shuttles hat. Rolf Jörg Poppe (AfD) wollte vor allem wissen, auf welcher Basis die Zahlen für die Nutzungsprognosen und die Finanzierung beruhen. Dazu, so Lieberoth, gebe es eigene Erhebungen, aber auch Erfahrungswerte aus Leipzig, Berlin, Hamburg und mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen, wo ähnliche Projekte bereits seit einigen Jahren realisiert würden. Christoph Böhm (CDU) wollte wissen, ob die On-Demand-Lösung möglicherweise dazu führen kann, dass der Betrieb auf der Buslinie 73 eingestellt wird. Das, so Böhm, wäre verheerend, wenn nach drei Jahren Pilotprojekt nicht nur der On-Demand-Verkehr entfalle, sondern auch die Buslinien 73 und 76.

Die Auslastung der Buslinie 73 ist auch im vierten Jahr ihres Betriebes von den angestrebten täglichen 500 Fahrgästen weit entfernt, erführ Pieschen Aktuell auf Nachfrage bei den Verkehrsbetrieben. Waren es bei einer Erhebung 2018 rund 250 Fahrgäste pro Tag, wurden 2020 rund 310 tägliche Fahrgäste gezählt.

Ein Ergänzungsantrag von Maurice Devantier (Linke), während der Pilotphase weder die Linie 73 noch die Linie 76 (Haltepunkt Pieschen – JVA Hammerweg) einzustellen, fand mit 8 Ja-Stimmen, bei 4 Enthaltungen und 5 Nein-Stimmen eine Mehrheit. Für die Durchführung des dreijährigen Pilotprojektes von 2022 bis 2024 stimmten dann 10 Beiräte, bei zwei Gegenstimmen und 5 Enthaltungen. Bevor die Vorlage vom Stadtrat beraten und beschlossen wird, diskutieren auch die Stadtbezirksbeiräte in der Neustadt und in Klotzsche über das neueste DVB-Projekt.

2 Kommentare zu “Stadtbezirksbeirat stimmt für dreijähriges DVB-Pilotprojekt „On-Demand-Verkehr“

  1. Paul sagt:

    Ich bin gern mit der 73 gefahren – jetzt meide ich sie zu den Hauptverkehrszeiten. Einfach zu voll. Gestern früh, 7:30 vom Wilden Mann: 22 Fahrgäste. Manchmal passen nicht alle rein. Wie soll die Linie (gerade unter Corona) mehr Fahrgäste generieren? Mit diesen kleinen Bussen – unmöglich

  2. Gerda Kočí sagt:

    ich würde oft und gern mit der 73 zu und nach Veranstaltungen in der Weinbergkirche fahren. leider ist der Heimweg nicht mit der 73 möglich. dann fährt die Linie nicht mehr. ich muß also auf andere Weise den Weg organisieren. die Weinbergkirche sieht mich deshalb kaum noch. schade für alle Beteiligten.