„Wir stehen doppelt im Schlauch“. Die Puppenspieler Randi und Grigorij Kästner-Kubsch sind nicht nur von der Corona-Pandemie betroffen, sondern auch von den Ungereimtheiten zur Zukunft ihres August-Theaters. „Bis Ostern wird es keine Vorstellungen geben“, sind sie sicher. Da ist der neue Mietvertrag für die Räume im Rathaus Pieschen nur ein schwacher Trost. Er ist zunächst bis Mai 2021 befristet. Die Sanierung des Rathauses Pieschen soll dagegen frühestens im August 2021 beginnen.
Das besagt die jüngste, von Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) vorgelegte, Beschlusskontrolle zu dem Vorhaben. Sie dokumentiert, dass die Sanierung des Rathauses Pieschen nun umgeplant wurde. Nach öffentlichen Protesten und einem Stadtratsbeschluss musste sich die Verwaltung von dem Vorhaben verabschieden, aus der Spielstätte des Theaters im Rathaus Pieschen Büroräume zu machen.
Dass es überhaupt dazu kam, liegt auch an den Pieschener Stadtbezirksbeiräten, die im April 2019 den Sanierungsplänen zugestimmt hatten. Dabei hatten diese sich darauf verlassen, dass die mündlichen Zusagen des Leiters des Stadtbezirksamtes und des Vertreters des Hochbauamtes ausreichen würden, um die Zukunft des August Theaters zu sichern. Ein schriftlicher Ergänzungsantrag zu der Sanierungsvorlage hätte den weiteren Fortgang dagegen in andere Bahnen lenken können. So folgten eine Kündigung der Theaterräume, eine Onlinepetition dagegen und viel Einsatz der Theaterunterstützer, um die Zukunft des Theaters zu sichern.
Inzwischen sind die Planungen an die Forderung angepasst worden, die Spielstätte des Theater zu erhalten. Um dies mit minimalem finanziellen Aufwand umzusetzen, wurden bauliche Anpassungen vorgenommen, heißt es in der Beschlusskontrolle. Gesamtkosten: 30.000 Euro. Der erforderliche Umbau eines Nebengebäudes würde weitere 70.000 Euro kosten. Der für April geplante Baubeginn werde sich auf den August 2021 verschieben.
Für die beiden Puppenspieler ist noch unklar, wo sie während der Bauphase ab August auftreten werden. „Darum können wir im Moment auch für die Zeit nach dem Lockdown nicht planen“, sagt Grigorij Kästner-Kubsch. Die Alternativen sind dünn gesät, ebenso die Ansprechpartner, mit denen man über ein längeres Gastspiel reden könnte. Zudem leiden die Theaterleute, wie auch viele andere Selbständige im Freistaat Sachsen, unter der schleppenden Auszahlung der Corona-Hilfen. Aus der Novemberhilfe habe es bisher nur einen Abschlag gegeben. „Ich verstehe nicht, warum das nicht funktioniert“, sagt er. Die Hoffnung haben die beiden nicht aufgegeben. Wir lassen uns regelmäßig neue Sprüche für unsere Tafel am Rathaus einfallen. Damit wollen wir zeigen. „Wir sind noch da.“
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