Seit Anfang März herrscht am Konkordienplatz in Pieschen ein reges Kommen und Gehen. Ziel ist der neue Büchertauschschrank. Eingerahmt von zwei Hochbeeten hat er der tristen Rückseite des Trafohäuschens zwar keinen Glanz, aber doch einen schönen Sinn verliehen. Sarah Morwinski freut sich, dass das Angebot so gut angenommen wird. Die Referentin im Büro des BUND Sachsen, das sich seit August 2019 in der Bürgerstraße befindet, hat das Projekt begleitet. Erste Ideen wurden in der Projektwerkstatt des Stadtteilfonds für die Stadtteile Pieschen-Süd und Mickten geboren, dann brachte die junge Frau das Thema mit einem Projektantrag zur Entscheidungsreife. 2.400 Euro Fördergelder bewilligte der Stadtteilbeirat, der über die Vergabe der Mittel aus dem Stadtteilfonds entscheidet. Täglich werden nun Bücher für Kleine und Große getauscht.
Der Tauschschrank ist eines von zwölf Projekten, die trotz Corona im vergangenen Jahr erfolgreich umgesetzt werden konnten. Die Bewässerung der essbaren Hecke im Geh8 Kunstraum und Ateliers, der Veranstaltungskalender (hieran ist auch das Onlinejournal Pieschen Aktuell beteiligt), der Bauwagen der Kulturwerkschule auf dem Grundstück an der Ecke Leipziger Straße / Ecke Pettenkoferstraße, der Schaukasten der St. Markus Kirche oder Bodenproben im Aprikosengarten gehören ebenfalls dazu. Genau 17.846,83 Euro flossen in die Förderung der bewilligten Projekte.
Im Mai hatte der Verein Pro Pieschen. unter dessen Dach der Stadtteilfonds angesiedelt ist, im Stadtbezirksbeirat über die Mittelvergabe Rechenschaft abgelegt. Panja Lange präsentierte damals die Zahlen. Seit Mai 2020 berät sie die Antragsteller zu ihren Projekten und kümmert sich um die gesamte Abrechnung. 32.129,17 Euro konnten nicht ausgegeben werden. Wegen der Corona-Einschränkungen mussten einige Projekte abgesagt werden, andere – wie zum Beispiel auch der Veranstaltungskalender – brauchten deutlich weniger Mittel, als ursprünglich eingeplant.
Dennoch bewerteten die Stadtbezirksbeiräte die Arbeit des Stadtteilfonds für die Stadtteile Pieschen-Süd und Mickten als Erfolg. Das sieht auch Pro-Pieschen-Vorsitzende Heidi Geiler so. Sie hat viel Kraft in den Aufbau des Stadtteilbeirates und des Stadtteilfonds investiert und sich mit Panja Lange eine fachkundige Unterstützung geholt. „Allein war das nicht mehr zu schaffen“, sagte sie. Gerade die Betreuung der Projektförderung sei sehr zeitintensiv. „Für Antragsteller, die nicht regelmäßig mit der Projektförderung zu tun haben, sind die Hürden sehr hoch“, schätzt Panja Lange ein. Da müssten viele Barrieren überwunden werden. Außerdem, so ist sie überzeugt, brauche es mindestens zwei Jahre, bis sich die Möglichkeit der Förderung von kleineren und größeren Projekten herumspricht. Während Vereine da noch eher Erfahrungen hätten, sei es bei Privatpersonen oder spontan gebildeten Initiativen meist das allererste Mal, dass sie mit öffentlichen Geldern ihre Ideen umsetzen. Damit nicht schon ein Blick in die Antragsformulare die guten Ideen scheitern lässt, nimmt sich Panja Lange die Zeit, um gemeinsam mit den Antragstellern die Hürden aus dem Weg zu räumen.
Für die mehr als 500.000 Euro, die dem Stadtbezirk insgesamt zur Verfügung stehen, gibt es keine vergleichbare Beratung. Bisher wirbt der Stadtbezirk auch nicht offensiv um Anträge. Damit die Mittel nicht verfallen, fließt ein großer Teil in den Ausbau von Spielplätzen oder in Baumpflanzungen. Auf diesem Weg hat das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft sein Budget mit Geldern aus dem Verfügungsfonds des Stadtbezirksbeirates deutlich aufgebessert.
Stadtteilbeirat wird neu gewählt
Doch zurück zum Stadtteilbeirat für Pieschen-Süd und Mickten. Im Juli tagt der 2019 gewählte Beirat ein letztes Mal. Die Amtszeit ist abgelaufen. Im September wird neu gewählt. Bis zum 24. August können sich interessierte Anwohner formlos bewerben. Zehn Sitze sind auf diese Weise zu vergeben.
- Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren
- Seniorinnen oder Senioren ab vollendetem 60. Lebensjahr
- Bewohnerin oder Bewohner mit Migrationshintergrund
- Bewohnerin oder Bewohner mit Behinderung
- Ladenbesitzerin oder Ladenbesitzer
- Freiberuflerin oder Freiberufler
- zwei nicht näher spezifizierte Personen
- zwei vom Stadtbezirksbeirat Pieschen entsendete Personen
Hinzu kommen berufene Mitglieder wie der Leiter des Stadtbezirksamtes, Vertreter von Kultureinrichtungen sowie von Religionsgemeinschaften.
„Es gibt schon erste Interessensbekundungen“, sagt Heidi Geiler. Sie hofft aber auch darauf, dass sich „Neulinge“ für die Mitarbeit im Stadtteilbeirat bewerben. Die Neuwahl des Stadtteilbeirates findet am 8. September statt. Am Vorabend ist eine Neuauflage der Ideenwerkstatt für die Projektförderung geplant.
Heidi Geiler und Panja Lange könnten sich gut vorstellen, dass es nach dem Büchertauschschrank weitere Ideen für die Belebung des Konkordienplatzes gibt. Hier müssten auch die verschiedenen Ämter mit ins Boot, meinte die Pro-Pieschen-Chefin. Vielleicht kann aus dem, Trafohäuschen noch ein bisschen mehr werden. Sarah Morwinski würde sich da noch eines ganz besonders wünschen: Dass die Wildpinkler sich nicht ständig rechts und links neben den Büchertauschschrank an die Wand stellen. In der Neustadt hat es vor einigen Jahren mal eine Aktion für mehr Sauberkeit gegeben. Da wurden „Falschpisser“-Fliesen an viele Hauswände geklebt.
Ein Kommentar zu “Projektförderung im Stadtteil: Ideen und Mitmacher gesucht – Stadtteilbeirat wird neu gewählt”
Das könnte Sie auch interessieren …
Die Radio-Initiative Dresden hat den Tod ihres langjährigen Mitglieds Peter Rother bekannt gegeben. Der Lyriker, Autor und Moderator >>>
Wenn am Heiligen Abend die Geschenke verteilt, die Lieder gesungen und die Gedichte aufgesagt worden sind, dann haben auch die Weihnachtsmänner >>>
Mit freundlicher Unterstützung des Dresdner Kinokalenders präsentieren wir die Kinotipps der Woche für den Stadtbezirk Pieschen. >>>
Nachdem am Mittwoch der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im zweiten Wahlgang wiedergewählt wurde, hat er am Donnerstagmorgen >>>
Wem gehört die Dresdner Carolabrücke? Eigentlich ja allen Dresdnern, wenn die Brücke noch stehen würde. Ein Teil ist von allein eingestürzt, >>>
Gefällt mir sehr gut die Initiative mit dem Bücherschrank.
Aber hätte man nicht vorher das Graffiti entfernen können?