Gastronomen zwischen Verzweiflung und Zuversicht – Polizei verstärkt Kontrollen

Um 19.45 Uhr wird abkassiert. Um 20 Uhr müssen die Gäste gehen. Egal, ob in der „Lindenschänke“ oder im „Landstreicher“. Die Einhaltung der Corona-Regeln wird kontrolliert. Uwe Engert, der mit seiner Frau Andrea die „Lindenschänke“ an der Elbe in Mickten betreibt, hat das schon mehrfach erlebt. Zuerst seien Mitarbeiter vom Gesundheitsamt inkognito dagewesen. Dann habe es Kontrollen mit Gesundheitsamt, Ordnungsamt und Polizei gegeben. Zweimal innerhalb einer Woche. „Dabei wurden nicht nur unsere Unterlagen kontrolliert, sondern auch alle Gäste“, sagte Engert und findet es richtig, dass die Einhaltung der Auflagen überprüft wird.

Polizei verstärkt Kontrollen

Im „Zum Landstreicher“ in der Kötzschenbroder Straße geht Klaus Schiemann selbst sehr streng mit der Prüfung der Dokumente um. „Mir reicht nicht der Impfausweis. Ich möchte auch noch ein weiteres Dokument sehen, das mit dem Namen im Impfausweis oder im Genesenenbescheid übereinstimmt“, erzählt er. Auf die seit Montag geltende Beschränkung der Öffnungszeit bis 20 Uhr müsse man sich eben einstellen. „Wir haben die Gäste, die Tische bestellt hatten, angerufen. Sie kommen jetzt eben schon um 17 Uhr statt um 19 Uhr“, meint er. Da würden die meisten mit viel Verständnis reagieren. Heute wollten noch acht Gäste eine Gänsekeule haben. „Abholen ist ja möglich, wir sind ja nicht um 20 Uhr hier weg“, sagt der Gastronom. Ohnehin biete er seine Gerichte auch zum Mitnehmen an.

Derweil hat die Polizeidirektion Dresden verstärkte Kontrollen angekündigt. „Im Fokus der stichprobenartigen Kontrollen stehen die FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr sowie die Ausgangsbeschränkungen ab 22 Uhr bis 6 Uhr des Folgetages für sogenannte Hotspot-Gebiete. Weiterhin richtet sich der Blick der Kontrollen auf gastronomische Einrichtungen und deren begrenzte Öffnungszeiten zwischen 6 Uhr und 20 Uhr sowie auf Geschäfte“, erklärte heute Polizeipräsident Jörg Kubiessa. 50 Polizisten seien dafür täglich im Einsatz.

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2G-plus? – Kommt nicht in Frage!

Uwe Engert hofft, dass es nun nicht noch weitere Einschränkungen gibt. Zum Beispiel 2G-Plus. „Das kommt für uns nicht in Frage“. Diese Ansage hat er schon von vielen Gästen bekommen. Die Argumente der Gäste sind für ihn einleuchtend. „Wir sind geimpft oder genesen und tragen eine Maske.“ Wer jetzt nach der Arbeit oder wenn die Kinder im Bett sind noch in ein Testcenter gehen soll, hat nichts mehr vom Abend, meinen selbst die Stammkunden. Die Begrenzung der Öffnungszeiten bis 20 Uhr seien wirtschaftlich eine Katastrophe. „Wir prüfen jetzt noch einige Tage, wie sich der Umsatz entwickelt und entscheiden dann, wie und ob wir geöffnet bleiben“, schildert Engert die Lage. „Wenn die Gäste nicht kommen, machen wir zu“.

Wirtshaus Lindenschänke

Der Winterbiergarten von Uwe und Andrea Engert musste nach einer Woche wieder schließen. Foto: W. Schenk

15 Beschäftigte, Miete und Nebenkosten müssen bezahlt werden. Völlig unklar sei zudem, mit welchen Corona-Hilfen die Gastronomen rechnen können, sagt er. Dabei hat sich das Gastronomen-Paar viele Gedanken darüber gemacht, wie es nach dem Sommer unter Corona-Bedingungen weitergehen kann. Um allen, die nicht so gern im Gastraum sitzen möchten, ein Angebot zu machen, wurde am 11. November der Winter-Biergarten eröffnet. Gerade mal eine Woche konnte er betrieben werden.

„Petit Frank“ startet Advents-Menü vorfristig

Das Team vom Mole-Spätkauf & Bistro hat zunächst die gastronomische Reißleine gezogen. „Kein Ausschank und keine Bewirtung“, betonte Christian Gierth. Den Einzelhandel, das heißt Getränkemarkt und Dinge des täglichen Bedarfs, gebe es jedoch weiterhin ohne Einschränkungen für alle. Auch die Öffnungszeiten bleiben vorerst unverändert – täglich von 17 – 00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen 14 – 00 Uhr. „Wir werden, wie auch im letzten Winter, die Entwicklung beobachten und unsere Öffnungszeiten dem Bedarf anpassen“, meinte Christian Gierth.

Mole Spätkauf und Bistro

Christian Gierth vom Mole-Team: Kein Ausschank und keine Bewirtung. Foto: W. Schenk

Während im „Brauhaus Watzke“ noch geprüft wird, wie mit den verkürzten Öffnungszeiten umgegangen wird, hat Frank Ollhoff, Inhaber des „Petit Frank“ in der Bürgerstraße, mit seinem Team bereits reagiert. Wir machen eine Stunde früher auf, damit ausreichend Zeit bleibt, um das Menü zu genießen, sagt er. „Um die Zeit sind wir sowieso schon da.“ Bis jetzt hätte noch niemand seine Bestellung storniert. „Darüber haben wir uns sehr gefreut.“ Die Einnahmen von den Touristen würden nun jedoch fehlen. Da zahle es sich aus, dass rund 80 Prozent der Gäste aus Dresden und Umgebung kommen.

Das erst für Dezember geplante ToGo-Adventsmenü wird es bereits ab diesen Donnerstag geben, kündigte er an. Damit wolle man auch ein Angebot für alle Ungeimpften und diejenigen machen, die sich im Gastraum mit anderen derzeit nicht so wohl fühlen. „Die Buchungen laufen gut. Es ist ein Glück, dass wir arbeiten können und nicht zumachen müssen“, sagte er und fügt hinzu. „Auch diesen Lockdown werden wir gemeinsam überstehen.“

Ein Kommentar zu “Gastronomen zwischen Verzweiflung und Zuversicht – Polizei verstärkt Kontrollen

  1. Regina Ritter sagt:

    Nun schon zum zweiten Male mussten wir in unserem Lieblingslokal, dem Spitzwegerich absagen. Jedesmal erwischte uns eine andere Variante der Einschränkung.
    Es ist auch für uns Gäste sehr frustrierend und wir leiden mit dem gesamten Team mit.

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