Thema: Meine Corona Geschichte

„Es nervt, dass keine Festivals stattfinden“ – erzählt von Robert Lange

Für mich war die Zeit, als ich im Dezember in Quarantäne war, sehr positiv. Da habe ich das Malen wieder angefangen. Das letzte Mal habe ich im März gemalt. Wegen Corona habe ich auch viel Beschäftigung draußen gesucht. Ich habe mich getraut, mit Farbe zu malen, an der Staffelei. Vorher habe ich immer nur Bleistiftzeichnungen auf Papier gemacht. Jetzt war es die Leinwand und es sind echt schöne Bilder geworden.

Ich mache bei einem Ehrenamtsprojekt mit. Bei einer Veranstaltung war die Presse dabei und es wurde ein Artikel über mich geschrieben. Dadurch habe ich eine Arbeitsstelle gefunden. Das war toll. So hatte ich auch während der ganzen Lockdownzeit zu tun, also Ablenkung. Und ich muss keine Angst haben, den Arbeitsplatz zu verlieren. Das mit der Arbeit ist eine große Sache für mich, weil ich schon so lange zu Hause war. Das macht mir richtig Spaß und ich hab was zu tun.

Im vergangenen Jahr, am 20. April, hatte ich einen Autounfall. Ich habe mich zweimal überschlagen, bevor ich mit dem Auto auf der Wiese gelandet bin. Ich stand unter Schock, konnte mich aber noch allein abschnallen und aussteigen. Dann kamen die Polizei und der Krankenwagen. Ein Polizist hat mir unterstellt, dass ich überhaupt nicht angeschnallt gewesen wäre. Das war ein Riesentheater mit der Versicherung und so weiter. Ich hatte sogar eine Gerichtsverhandlung. Ausgerechnet den Termin für die Verhandlung hab ich verpennt. Da klingelte früh um 9 Uhr das Telefon und mein Anwalt hat mich gefragt, wo ich denn bleibe, es würden alle im Gerichtssaal auf mich warten. Zuerst hab ich gefragt, ob ich noch kommen kann, aber soviel Zeit hatten die anderen nicht. Da hab ich dann meine Aussage tatsächlich am Telefon machen können und der Richter hat mir geglaubt. Ich habe Recht bekommen. Das ist noch das Beste.

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He/Ro in Tante Ju am 9. Januar


Es nervt mich, dass schon so lange keine Konzerte mehr stattfinden, keine Festivals. Und Clubbesuche sind auch nicht möglich. Das ist schlimm für mich. Auf einem Festival war ich letzten Sommer. Aber Festival mit Hygienekonzept? Nee, das geht irgendwie nicht.

Auch die Ausgangsbeschränkungen waren blöd. Um 10 Uhr zu Hause sein, da kam ich mir vor wie in der Schule. Genauso wie die Einschränkung auf den 15-Kilometer-Umkreis. Meine Kumpels und ich, wir wohnen soweit auseinander. Party machen untereinander dürfen wir auch nicht. Das fehlt extrem. Auf der anderen Seite hatte ich durch die ganzen Einschränkungen viel Zeit, am Haus meiner Eltern einiges zu reparieren. Auch auf dem Hof war viel zu tun.

Diese Corona-Geschichte hat Robert Lange (33) erzählt. Aufgeschrieben hat sie Maxi Luise Kabella.

AUFRUF: IHRE CORONA-GESCHICHTEN

Angaben über die Zahl der am Covid-19-Virus erkrankten und verstorbenen Einwohnerinnen und Einwohner in Stadtbezirk Pieschen werden nicht erhoben. Die Statistik liefert nur stadtweite Daten.

Wir möchten statt dessen gern Ihre Geschichten und Erlebnisse aus dem vergangenen Jahr und den kommenden Monaten hier veröffentlichen. Was hat Sie beschäftigt, woran sind Sie verzweifelt, was hat Ihnen Mut gemacht, was hätten Sie anders gemacht? Homeoffice, E-Learning, Corona-Einmalhilfen, Mundschutz, Notbetreuung, Systemrelevanz, Intensivstation, Isolation, Quarantäne und viele weitere Stichworte haben das Leben anders werden lassen.

Schreiben Sie Ihre kurze oder längere Geschichte auf und schicken sie diese an redaktion[at]pieschen-aktuell.de. Teilen Sie uns eine Mail-Adresse oder Telefonnummer mit, falls es Rückfragen gibt. Gern können Sie auch ein Foto mitschicken – samt Autorenangabe.

 

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