Der im Februar geplante Baustart für neue Gleise und barrierefreie Haltestellen in der Großenhainer Straße verzögert sich um mindestens einen Monat. „Grund ist ein Rechtsstreit im Vergabeverfahren der Bauleistungen“, erläuterte DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach gestern auf einer Pressekonferenz zu Bilanz 2020 und Aussicht 2021 der Dresdner Verkehrsbetriebe. Das Vergabegericht werde frühestens Ende Januar entscheiden. Dann könnten die Arbeiten eventuell im März beginnen. „Diese Verzögerung macht uns nicht glücklich“, betonte Hemmersbach mit Blick auf die Verknüpfung der Arbeiten mit dem Straßen- und Tiefbauamt und anderen beteiligten Bauherren.
Die Dresdner Verkehrsbetriebe wollen in der Großenhainer Straße zwischen Conradstraße und Trachenberger Platz in zwei großen Bauabschnitten ihre gesamte Infrastruktur sanieren. In diesem Jahr sind die Arbeiten zwischen der Conradstraße und der Einmündung Riesaer Straße nach der Haltestelle Liststraße geplant. „Die Gleise am Großenhainer Platz sind so verschlissen, dass die Straßenbahnen hier nur 1o Stundenkilometer fahren können“, sagte DVB-Sprecher Falks Lösch. Mit der Erneuerung der Gleise sollen die Abstände von Gleismitte zu Gleismitte von derzeit 2,50 auf drei Meter erweitert werden, um den Betrieb der neuen breiteren Stadtbahnwagen zu ermöglichen. Sie sollen auf der Linie 3 eingesetzt werden. Überdachte Wartebereiche und elektronische Fahrgastanzeigen gehören ebenfalls zum Umfang des Bauprojektes. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis zum Jahresende andauern und von wechselnden Umleitungen für die Straßenbahnen begleitet. Für den zweiten großen Bauabschnitt, der dann bis zum Trachenberger Platz reicht, seien die Planungsunterlagen bereits bei der Landesdirektion eingereicht. Hier soll es 2022 oder spätestens 2023 weiter gehen.
Wenig Verständnis zeigten die beiden DVB-Vorstände Hemmersbach und Lars Seifert für den Aufruf von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD), die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs weiter zu reduzieren. „Es gibt genügend Platz in unseren Fahrzeugen. Wir haben umfangreich in Hygienemaßnahmen und Sicherheit für die Fahrgäste investiert“, betonte Seifert. Eine weitere Reduzierung der Fahrgastzahlen „ist nicht unser Geschäftsmodell“, sagte er auf der Online-Pressekonferenz. Diese Kritik richtete er auch an Aufrufe einiger Institutionen, die im vergangenen Jahr dazu aufgefordert hatten, auf die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu verzichten. Gut angekommen sei bei den Fahrgästen, dass an Haltestellen alle Türen in Bussen und Bahnen geöffnet würden. Somit müsse niemand die Türöffner betätigen und die Fahrgasträume werden gleichzeitig durchgelüftet.
Mit rund 2,7 Millionen Euro sind die zusätzlichen Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten im vergangenen Jahr zu Buche geschlagen. An den Endhaltestellen wurden in Bussen und Straßenbahnen vor allem die Haltegriffe, aber auch Sitze desinfiziert. Diese Kosten seien nicht vom ÖPNV-Rettungsschirm abgedeckt worden, sagte Finanzvorstand Hemmersbach. 13,9 Millionen Euro erhielten die Verkehrsbetriebe aus Rettungsschirm als Verlustausgleich. Das reichte nicht ganz, um den Rückgang im Ticketverkauf um fast 16 Millionen Euro auszugleichen. So fehlten vor allem die Einnahmen aus dem umsatzstärksten Monat Dezember, wenn Touristen und Besucher aus dem Umland in die Stadt strömten. Zwei Millionen Euro konnte das Unternehmen durch das reduzierte Angebot einsparen. Beeindruckt zeigten sich die beiden DVB-Vorstände von der Kundentreue. „Die Abonnements sind stabil geblieben. Die Zahl der Stammkunden konnte gehalten werden“, freuten sie sich. Unterm Strich ist der für 2020 geplante Verlustausgleich von 47.8 Millionen Euro durch die coronabedingten Einnahmeausfälle und zusätzlichen Aufwendungen auf 64,5 Millionen Euro angestiegen. Die Verluste der Verkehrsbetriebe werden von der Technischen Werke Dresden GmbH finanziert. Diese ist die Dachgesellschaft für die Unternehmen, an denen die Stadt Dresden beteiligt ist.
In diesem Jahr erwarten die Verkehrsbetriebe die ersten neuen Stadtbahnwagen. Sie werden von Bombardier in Görlitz und Bautzen gebaut. An der Gestaltung der Fahrgasträume hatten sich fast 2.000 Dresdner mit Hinweisen beteiligt. Sie konnten in einem sogenannten MockUp das künftige Aussehen besichtigen und testen. „Es war sehr gut, dass wir das gemacht haben“, betonte Hemmersbach. Viele der Wünsche würden nun berücksichtigt. Weitere Mobipunkte mit der Verknüpfung von ÖPNV, Carsharing, Fahrradverleih und Ladesäulen und der Ausbau des gut gestarteten Mobibike-Angebotes gehören neben den Bauvorhaben ebenfalls zu den Plänen für 2021.
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