Was waren die meistgekauften Artikel im Jahr 2021 – Artikel, die man sonst nicht brauchte oder gar nicht kannte? Ja, Masken. 2020 ging es noch mit den Selbstgenähten. Dann kamen die verschiedenen Nachfolgemodelle mit den unterschiedlichsten Fachbezeichnungen, deren Namen manchmal so klangen, wie früher die der russischen Mittelstreckenraketen. Aber auch die Tupperware erlebte einen ungeahnten Aufschwung. Nie wurde so viel Essen bestellt und abgeholt und an so vielen verschiedenen und auch ungewohnten Orten verzehrt. Essgemeinschaften im Freien waren angesagt. Und es setzte sich die Erkenntnis durch, dass es aus einem Glas- oder Porzellangefäß eben doch deutlich besser schmeckt.
Fast so präsent wie die Corona-Pandemie war die Meinungsschlacht um den Verkauf des Sachsenbades. Auf der Zielgeraden wollten plötzlich alle noch einmal mitreden. Selbst die, denen die Zukunft des historischen Bades 25 Jahre lang mehr oder weniger egal war. Das vom November 2020 in den April 2021 verschobene Bürgerforum war ein Highlight der Bürgerbeteiligung. Erstmals wurde ein derartiges Format in Dresden erzwungen. Selbst die Pandemie konnte es nicht verhindern. Ein bleibendes Verdienst der Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“. Der unüberhörbare Ruf nach der Sanierung des Sachsenbades als Bad fand ein unerwartetes Echo – ein Angebot für einen Schwimmbad-Neubau in Pieschen. Andernfalls hätte der Verkauf des Sachsenbades keine Mehrheit gefunden. Allerdings ist Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) eine Antwort auf den Stadtratsbeschluss vom Mai schuldig geblieben. Er sollte bis zum Jahresende eine Idee für den Standort und die Finanzierung des Bad-Neubaus in Pieschen vorlegen.
Viele hatten erwartet, dass Hilbert sich auch bis zum Jahresende dazu erklärt, ob er noch einmal für Dresdens oberstes Amt kandidiert. Der erste Wahlgang findet immerhin schon am 12. Juni statt. Nur die SPD hat mit Albrecht Pallas bereits einen Bewerber benannt. Egal, wer noch kommt. In den vergangenen 22 Monaten war für potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten wenig Gelegenheit, sich öffentlich einen Namen zu machen. Ob es allein darum schon für eine weitere Hilbert-Amtszeit reicht, wird sich herausstellen.
Trotz Lockdowns zum Jahresbeginn wurden mutig Existenzen gegründet. In der Trachenberger Straße öffnete „Herbys: Tee und Kräuter“ und hat das erste Jahr auch überstanden. Der Istanbul Market kehrte nach einem Jahr wieder zurück. Die Mietkonditionen in Pieschen waren deutlich besser als in der Neustadt. Im April starteten Johanna Theuer und Marvin Daunigt ihren Schönheitssalon „The Secret Place“ in dem Eckgebäude in der Mohnstraße 2. Ende Mai durfte die Gastronomie wieder öffnen. Das Arcotel Hafencity hält seitdem mit dem Restaurant „Elbuferei“ ein neues gastronomisches Angebot bereit, das sich auch an die Einwohner in Pieschen richtet. Viele andere Gastronomiebetriebe hatten in den Monaten davor ums Überleben gekämpft und setzten große Hoffnungen in den Sommer. Die Freude währte nur bis zum November. Mit der Corona-Notverordnung war Sachsen voran geprescht und sorgte mit dem Aus ab 20 Uhr für neue Ängste und Frust in der Branche.
Seit Februar standen die Räume der ehemaligen Postbank-Filiale im Elbcenter in Altpieschen leer. Jetzt wird dort gebaut. Wir werden im Januar berichten, wer dort einzieht. Auf dem Areal der Geh8 Kunstraum und Atelier startete im Juli mit den Marktschwärmern ein neues Angebot für den Verkauf von Produkten aus der Region. Einmal in der Woche kommen die Erzeuger aus dem Dresdner Umfeld und bringen die zuvor bestellten Produkte mit – Obst, Gemüse, Back- und Konditoreiwaren, Milchprodukte und außerhalb der Sommermonate sogar Fisch.
Und natürlich wurde und wird gebaut. Kaum sind die Fernwärmebaustellen bis auf wenige Ausnahmen bei Hausanschlüssen Geschichte, machen die Verkehrsbetriebe auf der Großenhainer Straße die Gleise für die neuen Stadtbahnen fit. Da werden nicht nur Schienen ausgetauscht, sondern eine Vielzahl weiterer Arbeiten erledigt. Der Abschnitt zwischen Pestalozziplatz und Fritz-Reuter-Straße sah zeitweise aus wie ein riesiger überdimensionierter Sandkasten.
Neue Wohnungen wurden bezogen: in der Herbststraße, in der Leipziger Straße 70, in den Pieschener Melodien und in der Konkordienstraße, in der Großenhainer Straße im Holz100-Haus, in der Kaditzer Straße und natürlich im größten Neubauprojekt – im Mika-Quartier. Dort hatte zu Jahresbeginn die polnische Atal Development GmbH die Regie übernommen. Zwar nicht in Pieschen, aber gleich nebenan, sind auch die ersten von insgesamt 350 geplanten Wohnungen in der Hafencity bezogen worden. Hier gibt es auch Angebote für Einwohner mit Wohnberechtigungsschein.
Weitere Neubauten sind geplant – zum Beispiel entlang der Kötzschenbroder Straße, in der Pieschener Melodien, auf dem ehemaligen Prefo-Gelände zwischen Seumestraße und Maxim-Gorki-Straße. Keine Fortschritte hat es dagegen am Quartier an der Sternstraße mit geplanten 550 Wohnungen gegeben. Seit 2018 ist das Areal eingezäunt, doch es tut sich nichts.
Ein anderes Bauvorhaben wurde dagegen endlich abgeschlossen. An der Haltepunkten Pieschen und Trachau gibt es nun die lange von der Bahn versprochenen überdachten Abstellplätze für Fahrräder.
Was stimmt mich zuversichtlich für das kommende Jahr? Die vielen Beispiele für Initiative, Lebensmut, Durchhaltevermögen, Empathie und Freude. Die Gründer des Kulturhafens, das Puppenspieler-Paar Randi und Grigorij Kästner-Kubsch, die Organisatoren des Hufewiesen-Picknicks, das Sommertheater im Schloss Übigau, Dieter Westenhöfer und seine liebevoll vorbereiteten wöchentlichen Orgelstunden, die Geh8-Akteure mit ihren Ideen für den Stadtteil. Oder die vier Nominierten für bundesweite Kampagne „Deutschland sucht den Lieblingsladen“ – Unverpacktladen Quäntchen, das Spielzeuggeschäft Zauberbaum, der Dresdner Laufsportladen und der Drexler Weinhandel. Der Zauberbaum gehörte am Ende zu den Preisträgern. Und das Team der Bibo Pieschen, das in diesem Jahr das 20-jährige Jubiläum feiern konnte.
Das wünsche ich Ihnen allen für das Jahr 2022: Gesund bleiben und nicht unterkriegen lassen. Und weiter offen sein für die Menschen neben einem.
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