Thema: Sachsenbad

Botschaft des Bürgerforums: Sachsenbad nicht verkaufen – Schwimmhalle bauen

Das Bürgerforum zur Zukunft des Sachsenbades hat sich für eine schnelle Sanierung des Bades als städtisches Gesundheitsbad und einen Schwimmhallen-Neubau ausgesprochen. Sowohl das sanierte Bad als auch der Neubau sollen für die vor Ort ansässigen Sportvereine nutzbar sein. Eine entsprechende Empfehlung wurde am Ende der gut dreistündigen Veranstaltung auf der Dresdner Messe mit klare Mehrheit verabschiedet. Von den 45 angemeldeten und stimmberechtigten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgerforums hatten am Ende 36 an der Abstimmung teilgenommen – die Empfehlung erhielt 29 Ja-Stimmen und eine Gegenstimme bei 6 Enthaltungen.

Variante 3: Eine neue Schwimmhalle als Anbau an das hostorische Sachsenbad. Quelle: stesad

Am Verkauf des Sachsenbades an einen privaten Investor oder der Umsetzung des von diesem vorgelegten Konzeptes in städtischer Hand gab es kein Interesse. Diese beiden Varianten der von der Stesad-GmbH vorgelegten Studie wurden mehrheitlich gar nicht erst zur weiteren Erörterung aufgerufen.

Nach Berechnungen der Stesad-Studie liegen die Gesamtkosten für die Empfehlung des Bürgerforums – es ist in der Studie die Variante 3 – bei 33,8 Millionen Euro. Davon entfallen 21,9 Millionen Euro auf die Sachsenbad-Sanierung und 11,6 Millionen Euro auf den Schwimmbad-Neubau. Rund 281.000 Euro werden für ein neues Fußballvereinsgebäude und die Verlegung der Tennisplätze benötigt. Die jährlich notwendigen Zuschüsse aus dem Stadthaushalt würden sich auf rund 435.000 Euro belaufen.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert begrüßte die Gäste zur Premiere des Bürgerforums. Foto: W. Schenk

Pünktlich um 18 Uhr hatte Oberbürgermeister Dirk Hilbert das erste Bürgerforum der Stadt eröffnet. Zuvor hatten alle, die keinen tagesaktuellen Corona-Test vorweisen konnten, die Möglichkeit, sich gleich vor Ort testen zu lassen. „Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, wenn sich Bürger für die Belange ihrer Stadt engagieren“, sagte Hilbert und verwies darauf, dass es erst die vor zwei Jahren vom Stadtrat verabschiedete Bürgerbeteiligungssatzung möglich gemacht hatte, ein solches Forum durchzuführen. „Ich hoffe, dass die Premiere Lust macht auf weitere Bürgerforen“, schloss er seine Begrüßungsworte.

Dann erläuterte Dorothea Becker von der Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ die Gründe für das über 15 Jahre anhaltende Engagement der sechs Kern-Mitglieder der Bürgerinitiative und nannte sie auch einmal namentlich: Heidi Geiler, Christian Helms, Christine Swaboda, Kati Bischoffberger und Claudia Rüdiger. Legitimiert fühlen sie sich durch die Unterschriften mehrerer tausend Einwohner unter die Petitionen zum Sachsenbad und nicht zuletzt durch die mehr als 3.000 Unterstützer für das Erreichen von mindestens 2.500 Unterschriften für das Bürgerforum. „Wir sind ziemlich glücklich, dass wir heute hier sitzen“, sagte sie. Und nach der Abstimmung über die Empfehlung ergänzt sie: „Wir sind ausnehmend zufrieden.“

Dorothea Becker hatte für die Bürgerinitiative „Endlich Wasser ins Sachsenbad“ gesprochen. Foto: W. Schenk

Vera Winkler, Abteilungsleiterin Liegenschaftsmanagement vom Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung, schilderte den aktuellen Sachstand und erinnerte daran, dass der Weg bis zur Konzeptausschreibung zum Verkauf des Sachsenbades von mehreren Beschlüssen des Stadtrates und einer gemeinsamen Projektgruppe begleitet war. „Wir haben es uns bei der Auswertung der Ausschreibung nicht leicht gemacht“, sagte sie. Die Einwohnerversammlung am 16. November habe dann aber gezeigt, dass es viel Unverständnis zum geplanten Verkauf des Bades gebe. Die daraufhin in Auftrag gegebene Studie stellte Markus Kluge von der Stesad GmbH vor. Bei den Varianten 1 bis 4 bleibe das Grundstück in städtischer Hand, nur bei Variante 5 werde das Sachsenbad an einen privaten Investor verkauft. Die umliegenden Grundstücke würden dann in Regie der Stadt entwickelt – hier seien ein Badneubau und an zwei Standorten neue Mehrfamilienhäuser geplant. Weil die Stesad-Studie bis zu Beginn des Bürgerforums trotz entsprechender Zusagen der Stadt nicht auf der Dresden-Homepage veröffentlicht war, hatte die Bürgerinitiative die Ergebnisse auf Flyern zusammengefasst. Wer wollte, konnte zudem eine Zusammenfassung der Stesad-Studie einsehen.

Die Empfehlung des Bürgerforums: Szenario 3. Foto: W. Schenk

In drei unabhängigen Diskussions-Gruppen wurde dann zunächst ermittelt, über welche Varianten man ausführlicher reden wollte. Dabei zeigte sich schnell, dass es in keiner Gruppe Interesse an der weiteren Erörterung des Verkaufskonzeptes (Variante 5) gab. Auch die Sanierung ohne ein Schwimmbad-Angebot (Variante 1) wurde nicht weiter verfolgt. Ein Schwimmbad für den Stadtbezirk Pieschen sei dringend erforderlich, so ein erster Konsens. „Die Nachfrage für die verschiedensten Schwimmangebote ist immens hoch“, betonte ein Diskussionsredner, der aus seiner Erfahrung als Schwimmlehrer berichtete.

Zweifel hatten viele Diskussionsteilnehmer an einer schnellen Umsetzung der Neubaupläne, nicht zuletzt, weil nach Auffassung der Stesad-Studie hierfür ein Bebauungsplan-Verfahren erforderlich sei – geschätzte Laufzeit etwa drei Jahre. Architekt Christoph Hahn, der mit seinen Kollegen an der Stesad-Studie mitgearbeitet hatte, verwies darauf, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Flächen rings um das Sachsenbad schnell geklärt werden müssten. Vielleicht, so seine Hoffnung, sei hier auch eine Änderung im Denken der Bauverwaltung möglich.

Der Zeitrahmen spielte in vielen Redebeiträgen eine Rolle. Nach 25 Jahren Untätigkeit müsse jetzt alles verhindert werden, was einer schnellen Sanierung des Bades als Gesundheitsbad im Wege stehe. Gleiches gelte für die Planung des Neubaus. „Wir wollen das ja auch noch erleben“, sagte ein Redner und brachte damit auch seine Zweifel am Szenario 4 zum Ausdruck, bei dem das ganze Areal umgekrempelt werden sollte. Andere fanden die Idee dagegen nicht schlecht, sich diese Variante als langfristiges Szenario offen zu halten.

Flyer der Bürgerinitiative für den Szenario-Durchblick. Foto: W. Schenk

Andreas Tietze, der mit seinem Team von der Aktion Zivilcourage e.V. für die Moderation der Diskussionen sorgte, konstatierte dann nach 90 Minuten Debatte in den drei Runden, dass das Fazit sehr ähnlich sei. Weil das Schwimmangebot für alle enorm hoch bewertet wird, lief es letztlich auf das Szenario 3 hinaus: Sanierung des Sachsenbades als Gesundheitsbad. Dafür hatte die Bürgerinitiative ein umfassendes Konzept erarbeitet. Und der Neubau einer Schwimmhalle so schnell wie möglich.

Auch für die Stadtverwaltung war das Bürgerforum eine Premiere. Bei der Organisation auf der Messe konnte sie auf die Erfahrungen der Stadtratssitzungen unter Pandemie-Bedingungen zurückgreifen. Die Technik funktionierte. Es war aber auch sichergestellt, dass in allen Diskussionsrunden Experten aus den Ämtern für Denkmalschutz, Immobilienverwaltung, Bau und Sport für Auskünfte zur Verfügung standen. Auch die Stesad war mit vier Mitarbeitern vertreten. Und nicht zuletzt zeigte auch eine kleine Geste an die Teilnehmer, dass das Forum gelingen sollte: Ein Verpflegungsbeutel mit Wasser, Banane und einem großen süßen Keks.

Kleine Geste an die Teilnehmer des Bürgerforums. Foto: W. Schenk

„Jetzt liegt der Ball beim Stadtrat“, sagte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) nach dem Bürgerforum. Er habe sich über die sachliche und konstruktive Diskussion gefreut. Das Votum für das Gesundheitsbad sei deutlich gewesen. „Wir werden die Verkaufsvorlage nun um die Ergebnisse der Stesad-Studie und des Bürgerforums ergänzen“, kündigte er an. „Wir haben es geschafft, dass das Bürgerforum vor der Entscheidung im Stadtrat stattgefunden hat“, zeigte sich Dorothea Becker erleichtert. Gesundheitsbad und Schwimmfläche, das spreche den Einwohnern aus dem Herzen. Und Heidi Geiler von der Bürgerinitiative ergänzte: „Die Botschaft des Bürgerforums an die Stadträte ist klar. Das Sachsenbad nicht verkaufen und das Areal in städtischer Hand entwickeln.“

 

2 Meinungen zu “Botschaft des Bürgerforums: Sachsenbad nicht verkaufen – Schwimmhalle bauen

  1. Katie sagt:

    Hi Herr Schenk, nach all den Jahren & diesem fast unglaublich positiven Ergebnis wäre es schön die eindrucksvolle Rede von Frau Prof. Becker noch einmal nachlesen zu können. Sehr smart, emotional, ehrlich & sachlich kam das rüber und sollte archiviert werden für Verfahrensweisen in der Zukunft. Vielen vielen Dank an Frau Becker und alle Mitglieder und Unterstützer, zu denen wir uns auch immer zählten *__* Wasser marsch soon

  2. Rainer Witz sagt:

    Als unbeteiligter Dritter finde ich die 3te Variante auch sehr vielversprechend. wenn ich das richtig interpretiere heißt das vereinfacht: Vereine und Schulen (und Sportschwimmer) in den Neubau, (ältere) Menschen die nicht Sportschwimmen wollen und Leute die lieber entspannen wollen in das Gesundheitsbad. Ist da auch ein Angebot für Nichtschwimmer-Kinder mit drin geplant? (Gesundheitsbad klingt nach „Ruhe hier!“)