Wilder Mann Str 44

Wilder-Mann-Straße 44: Brief an Eigentümer – öffentliche Anhörung zur Petition geplant

1.480 Unterstützer haben die Onlinepetition zum Erhalt des Hauses in der Wilder-Mann-Straße 44 bis Freitagmittag bereits unterzeichnet. Bis zum 20. März kann sich die Zahl noch deutlich erhöhen. Grünen-Stadträtin Kati Bischoffberger will sich im Petitionsausschuss des Stadtrates dafür einsetzen, dass eine öffentliche Anhörung zur Petition stattfindet. „Dazu können wir die Eigentümer einladen. Sie sollen ihre Entscheidung begründen und unsere Fragen beantworten“, sagte sie. Der Petitionsausschuss könnte dies am 1. April beschließen, die Anhörung könnte dann zur nächsten Beratung am 29. April stattfinden.

Stadträte unterschreiben Brief an Eigentümer

Der Initiator der Petition, der Landtagsabgeordnete Thomas Löser, der auch für die Grünen im Stadtrat sitzt, will jetzt weiteren Druck auf die Eigentümer aufbauen und hat ihnen heute einen Brief geschickt. 14 Stadträte konnte er gestern während der Stadtratssitzung dafür gewinnen, den Brief mit zu unterschreiben. Die Sympathie für die Initiative ist parteiübergreifend. Stadträte aus CDU, SPD, FDP, Die Linke und Grüne hätten den Brief unterzeichnet, so Löser. Unter ihnen sind neben Bischoffberger auch die Pieschener Stadträte Veit Böhm (CDU) und Stefan Engel (SPD).

„Die Bewahrung unseres baukulturellen Erbes ist eine wichtige Aufgabe der Stadtgesellschaft. Solide Gebäude, die seit hundert Jahren das Stadtbild prägen, können nicht allein für eine höhere Gewinnerwartung verschwinden – das kann nicht der Maßstab für Stadtentwicklung sein. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist eine Sanierung ressourcenschonender als ein Neubau“, heißt es in dem Brief. Löser formuliert die dringende Bitte an die Geschäftsführer der Projektgesellschaft WM44 GmbH aus Reutlingen, das Haus Wilder-Mann-Straße 44 zu erhalten. „Nach unseren Informationen wurde Ihnen seitens eines Dresdner Unternehmers, der das Haus sanieren würde, ein Kaufangebot unterbreitet. Auch der Verkauf des Hauses kann also eine Lösung sein“, heißt es in dem Brief weiter. Während das Gebot aus Dresden bei 700.000 Euro liegen soll, rechne die Firma aus Reutlingen mit einem Verkauf des Areals nach Abriss des Gebäudes für 925.000 Euro. Aus entsprechenden Unterlagen zitierte heute die Sächsische Zeitung in einem Bericht.

Furkert: Nicht immer Denkmalschutz „vor das Loch schieben“

Das Thema Wilder-Mann-Straße 44 spielte gestern auch im Stadtrat eine Rolle. Die Aktuelle Stunde zur „Baukultur in Dresden“ bot dafür den passenden Rahmen. Ulf Furkert, Landeskonservator Sachsen, verwies darauf, dass das Mehrfamilienhaus kein Denkmal ist. Dies sei mehrfach geprüft worden und die Entscheidung habe Bestand. Er warnte zugleich davor, „den Denkmalschutz immer vor das Loch zu schieben, wenn es Probleme gibt“. Meist, so Furkert, „wird zu strenger Denkmalschutz kritisiert, dieses Mal nun der fehlenden Schutz“. Was hier so erzürnt, sei doch der Umstand, dass ein bewohntes Haus abgerissen werden soll, um einer aus Sicht der Eigentümer wirtschaftlicheren Variante zu weichen.

Neben der Onlinepetition und dem Schreiben an die Eigentümer planen die Stadtratsfraktionen von SPD und Grüne einen weiteren Vorstoß. Sie haben gestern im Stadtrat Unterschriften gesammelt, um im Eilverfahren eine Erhaltungssatzung für das Wilder-Mann-Quartier auf den Weg zu bringen. Dann müsste zum Beispiel der Abriss eines Hauses von der Stadtverwaltung genehmigt werden. Über die Chancen und den konkreten Inhalte der Initiative wollen die Fraktionen kommende Woche informieren.

12 Meinungen zu “Wilder-Mann-Straße 44: Brief an Eigentümer – öffentliche Anhörung zur Petition geplant

  1. Dresdner sagt:

    Unglaublich!

    Der Käufer ein Geschäftsführer aus Reutlingen hat höhere Gewinnerwartungen?
    Dafür soll dieses besondere Architektur Ensemble fallen?
    Man kann diese unverfrorenen Erwartungen zu Ungunsten unserer Stadt einfach nicht begreifen!

    Dresdner

  2. Kellermann sagt:

    Wilder-Mann-Straße erhalten!

    Was wären unsere Städte und Dörfer ohne historische Gebäude? Bauwerke, die Geschichten erzählen, die typischen Eigenheiten dieser Region verkörpern, sind unwiederbringlich und einzigartig – und deshalb so schützenswert. In ihnen wird Geschichte greifbar. Die Detailfreude und Kunstfertigkeit, die ihre Erbauer im Kleinen und Großen betrieben haben, ist heutzutage oft nicht mehr vorstellbar, doch sind sie in unserer Stadt akut bedroht: durch Baumaßnahmen, durch wirtschaftliche Druck, es zu schützen heißt, unsere kulturelle Identität zu schützen, Geschichten und Zeitgeist an Orten der Erinnerung lebendig zu halten.

  3. nepumuk sagt:

    Ein weiterer Rettungs-Ansatz wäre vielleicht, einen Grundstückstausch anzubieten. Es ist gut möglich, daß selbst die Stadt noch über eine dortige einzelne Parzelle verfügt und diese mangels Eigennutzbarkeit locker hergeben könnte. Man staunt immer, wie viel Zeug die Stadt intransparent besitzt, doch nicht nutzen kann und dann teils verkauft – nach erfolgter Prüfung auf Nutzbarkeit für diverse Pflichtaufgaben meist wegen Flächengrößenuntauglichkeit. Auch „grüne Lücken“ oder Spielplätze sind irgendwann genug.

    Auch Privateigner oder Bauträger würden u.U. ihre noch unbebauten Brach- oder Gartenlücken anbieten. Es ginge lediglich um einen Tausch und Wertausgleich. Allein um den Abrisskandidaten bestehen zwei Häuser weiter schon zwei Baulücken/unbebaute Grundstücke. Daher wäre ein Abriss tatsächlich eine Katastrophe, ist hier wirklich mal ein noch ungestörtes Ensemble sowie eben genannte Baulücken direkt nebenan.

    Veränderungssperre und Satzungsversuch sind natürlich weiter zu verfolgen, allein um etwas Druckkulisse aufzubauen.

    Info: Ulf ist übrigens Landesknorkator, aber Alf ist neue Landeskonservendose No. 1. (grins.)
    Dem Denkmalamt ist kein Vorwurf machbar, aber deren Bewertungen teile auch ich bisweilen nicht. So ist das eben. Da entscheiden letztlich auch nur Wenige/Einzelne nach viel subjektiver Konstitution ihrer selbst bzw in Abhängigkeit ihrer tagespolitischen Arbeits- und Streßsituation.

    • Andreas sagt:

      Erstens: Es wird keine Baulücke entstehen. Eine Bebauung ist vorgesehen.
      Zweitens: Unbebautes Grundstück ist zumindest in einem Fall falsch. Im hinteren Bereich besteht eine Bebauung und der Eigentümer wohnt nach meiner Kenntnis auch dort.
      Drittens: Nur weil es einigen nicht passt ist den für den für Denkmalschutz zuständigen kein Vorwurf zu machen (sehr anmaßender letzter Satz).
      Viertens: Es sieht ganz danach aus als ob wieder einige Stadtpolitiker Stimmung gegen private Eigentümer machen wollen um sich mal wieder ins Rampenlicht zu schieben. Also wem nützt das Ganze ?
      Fünftens: Wenn der seit langem feststehende Status einigen nicht gefällt wird eben solange blockiert und opponiert bis ein gefälliges Ergebnis vorliegt.

    • nepumuk sagt:

      @ andreas: Richtig Lesen wäre für Sie von Vorteil. Ansonsten etwas wirr, was Sie da mal so daherschreiben. Offenbar haben Sie wenig Durchblick in der Sache und haben obendrauf noch keinen Sinn für Ästhetik und wirkliche Wertigkeit allgemein und somit auch in ihrem Leben formen können, was für Sie äußerst schade ist. Mit etwas sachlicher Beschäftigung können auch Sie es schaffen, viel Erfolg.

  4. Carlberg sagt:

    Andreas: „Viertens: Es sieht ganz danach aus als ob wieder einige Stadtpolitiker Stimmung gegen private Eigentümer machen wollen um sich mal wieder ins Rampenlicht zu schieben. Also wem nützt das Ganze ?“

    Dieser Abriss wäre ein riesiger Verlust, für unseren Stadtteil, für Dresden!!!

    • Andreas sagt:

      Das Denkmalamt hat ein eindeutiges Gutachten erstellt, war nachzulesen. Demnach ist der Verlust wohl nicht so von enormer Bedeutung. Ich habe auch nicht behauptet dieses Haus muß abgerissen werden. Nur irgendwann ist, unabhängig von der Ursache, eine Substanz nach jahrelangem Verfall möglicherweise nicht mehr zu erhalten. Wenn doch kann sich einer gern der Sache annehmen. Wenn er dann mit Verlust arbeitet oder es sich über entsprechende Mieten wieder reinholt, bitteschön. Nur schiebt nicht immer Stadtpolitiker ins Feld.

  5. luttl sagt:

    Brache oder Schadfleck interessiert jahrelang keinen, aber wenn ein Investor kommt sind alle munter, leider viel zu oft in der Stadt

    • Schmidt sagt:

      Investoren sind immer willkommen, sie dürfen allerdings keinen Schaden für die Stadt anrichten!

      Verantwortlich für diese Lage sind die für dieses Gebiet zuständigen Politiker die versäumt haben Regeln für diese Schutzgebiet zu schaffen!

    • Martin Deppe sagt:

      Nur weil das Haus sanierungsbedürftig ist, ist es nich lange kein Schandfleck! Ein Schandfleck ist aber vermutlich die typische Billigkiste die dann da hin soll.

  6. Andreas sagt:

    Sehr geehrter nepomuk,
    wer auch immer sie sind, nie von sich auf andere schließen. Wer selbst keine Kenntnis der näheren Umgebung hat, davon muß ich ausgehen, antwortet dann schon mal etwas merkwürdiges. Eigener Frust ist nie ein richtiger Ratgeber. Jedenfalls wohne ich seit langem in dierkter Nähe und kann behaupten etwas über die Gegend zu wissen. Auch ist mein Haus ohne Denkmalschutz saniert, aber mit vorheriger Absprache des Amtes. Also langsam mit irgendwelchen Urteilen über meine Ästhetik. In meinem Kommentar habe ich auch nichts über die Wertigkeit und Ästhetik geschrieben, nur von vorgesehener Bebauung welche sie ja scheinbar kennen.

  7. Dieter Schmitz sagt:

    …(Passage gelöscht wegen Verstoß gegen die Netikette). Schon mehrfach hat er die Welt gerettet. Parkplätze hat er versprochen. Sind zwar (noch) keine da, aber es kann keine WOBA mehr verkauft werden. Hält er ja heute noch für eine gute Idee. Laut Presse der vergangenen Tage will er Radwege, Parkplätze und Wohnhäuser auf gleichem Grund und Boden errichten. Nicht gelb, nicht blau, nicht braun, er streicht Zäune in allen Farben. Auch beim Übigauer Schloßdesaster (Lautstärke, Parkplatzsituation) hat er eine eindeutige Meinung: Leute, habt euch lieb.

    Der Verfall ganzer Stadtviertel ist der aktuellen Tagespolitik geschuldet. Bürger brauchen keine Schwimmbäder, keine sozialen Einrichtungen, und auch keine intakte Infrastruktur. Da sind solche Volksvertreter eine große Hilfe. Immerhin macht er keine klaren Aussagen wie Erich Mende, obwohl beide das gleiche Ziel haben.

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