„Ein Besuch hier ist wie eine Zeitreise in die Zukunft deutscher Schulen: interaktive Tafeln, Laptops, Tablets und E-Books gehören hier ganz selbstverständlich zum Schulalltag.“ Das klingt nach einem Kompliment, ist aber auch eine Feststellung, wie groß der Nachholebedarf in Sachen Digitalisierung an den Schulen in Dresden und Sachsen ist. Der Satz stammt von Torsten Herbst. Der FDP-Bundestagsabgeordnete aus Dresden hatte vergangene Woche das Gymnasium Pieschen besucht und sich von Schulleiterin Kerstin Ines Müller und den beiden IT-Enthusiasten Peter Skupinski und David Obst – der eine Lehrer für Deutsch, Mathematik und Informatik, der andere für Mathematik, Physik und TC (Technik und Computer) – durch eine der modernsten Dresdner Schulen führen lassen.
Herbst ist Obmann der FDP-Bundestagsfraktion für Verkehr und digitale Infrastruktur und will im kommenden Jahr wieder kandidieren. Er kritisiert die fehlenden leistungsfähigen Internet-Anschlüsse in vielen Gewerbegebieten Mitteldeutschlands und sieht darin ein ernsthaftes Problem für bestehende Unternehmen und die Ansiedlung von neuen Firmen. Im Gymnasium Pieschen wollte er wissen, wie die Gelder des im Mai 2019 beschlossenen Digitalpaktes Schule verwendet werden und welche Probleme dabei auftreten. Seine Gesprächspartner hatten zum Umgang mit der zentralen Zielstellung des Digitalpaktes Schule – Grundlagen für eine bundesweite digitale Infrastruktur an Schulen schaffen – einiges an Erfahrungen und Hinweisen beizusteuern.
Mit rund 150 Laptops, PC und iPads ist die technische Ausstattung des Gymnasiums durchaus mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichbar, konstatierte Herbst. In der gesamten Schule gibt es ein funktionierendes Wlan, das auch von Schülerinnen und Schülern genutzt werden kann Jeder Lehrer verfügt über ein Dienstgerät. Ein Standard, von dem die meisten Dresdner Schulen nur träumen können. Um die Geräte sinnvoll einzusetzen, bedarf es einer leistungsfähigen Netwerkinfrastuktur. Geräte und Netzwerk müssen eingerichtet und gewartet werden. „Ein ständiger IT-Support vor Ort ist notwendig. Dafür werden derzeit wertvolle Lehrerstunden verwendet“, beschreibt die Schulleiterin die Lage. „Da muss sich was bewegen. Wir brauchen einen Medienwart. Der könnte sich auch gleich um die 145. Oberschule auf dem Campus Gehestraße kümmern“, sagt Müller. Die Oberschule gehört, wie das Gymnasium und zwei weitere Dresdner Schulen zum „Netzwerk digitale Arbeitswelt“.
Damit war einer der Wünsche an die Politik formuliert. Ein weiterer lautete: „Alle Lehrer brauchen Dienstgeräte“. Dies sei nicht nur für das Führen der digitalen Klassenbücher sinnvoll. Die Lehrer benötigen Zeitkontingente für die Weiterbildung, nannte Kerstin Ines Müller das nächste Problem.
Peter Skupinski und David Obst verwiesen auf die Notwendigkeit, die Grundausstattungen der Schulen mit IT-Technik gründlich zu planen. Die Zeiten, wo die Verwaltung fertige Schulen mit Klassenräumen und Fachkabinetten hinstellt, sei vorbei. Für die IT-Ausstattung gebe es derzeit überhaupt keine Standards. Beide Lehrer würden darum gern ihre Erfahrungen beim Aufbau und Einrichten der IT-Infrastruktur für Schulen weitergeben. Ungeeignete Geräte oder fehlende Hardwarekomponenten könnten sich schnell als Kostentreiber herausstellen, berichteten sie aus ihren Erfahrungen. Als Hemmnis beim E-Learning habe sich auch die unterschiedliche Herangehensweise der Schulbuchverlage an ihre digitalen Angebote erwiesen. Auch hier fehlten Standards und einheitliche Lösungen.
Torsten Herbst bedankte sich für die Einblicke und bestätigte den erheblichen Nachholebedarf bei der Digitalisierung – bei den Schulen, bei der Verwaltung, bei den politischen Rahmenbedingungen. „Nicht zuletzt hat mir mein Besuch einmal mehr gezeigt, was neben allen guten Konzepten und technischer Ausstattung mit das Wichtigste ist“, sagte er. „Pädagogen, die für digitale Schule brennen, die die Schüler für die neue Art des Lernens begeistern können.“
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