In zwei Dingen herrschte gestern Abend bei einem Treffen von Übigauer Einwohnern und dem Geschäftsführer der Comödie Dresden, Olaf Maatz, Einigkeit: Es ist schön, dass der weitere Verfall im Schloss Übigau gestoppt ist, das Gebäude Schritt für Schritt saniert wird. Und es ist gut, dass der Schlossgarten für Kultur und Gastronomie genutzt wird. In zwei anderen Fragen waren die Differenzen auch nach einer guten Stunde Diskussion nicht ausgeräumt: Bei der Lärmbelästigung und dem Parkproblem.
Gastgeber der Runde in der Lindenschänke war Tino Jasef, selbst aus Übigau und seit der Kommunalwahl im Mai 2019 für die Freien Wähler im Stadtbezirksbeirat Pieschen. Statt einer langen Einleitung legte er sein Smartphone auf den Tisch und demonstrierte mit einer Sequenz, was er auf seiner Terrasse – etwa 20o Meter Luftlinie bis zum Schlossgarten – an 48 Abenden im vergangenen Sommer gehört hat.
Anwohner leiden unter Lärm
Sabine Schulze wohnt noch näher dran. Sie eröffnete die Diskussion und sagte. „Wir sind nicht gegen das Theater, wir finden das schön.“ Aber es müsse einen Weg geben, auf die Anwohner mehr Rücksicht zu nehmen. Die Theaterbesucher würden die Straßen zuparken. Einschlafen vor 23 Uhr sei kaum möglich, weil im Sommer die Fenster natürlich offen stehen. Bis in die Nacht würden Bierkästen gerückt. Kleine Kinder und Schulkinder und alle, die früh aufstehen müssten, würden besonders leiden.
„Jeden Abend das Wirtshaus im Spessart. Du kannst das dann einfach nicht mehr hören“, erinnerte sich ein anderer Anwohner an die vergangene Saison. Besonders laut sei es bei den Abenden mit den Firebirds gewesen, weil die Bühne mit der Rückwand zur Elbe stand. „Bei der Aussicht, dass ich nie wieder einen ruhigen Sommerabend auf meiner Terrasse verbringen kann, da …“, verzweifelt suchte eine andere Anwohnerin nach den passenden Worten. Volkmar Thielemann ist Anwohner und Vermieter mehrerer Wohnungen und forderte von den Theaterleuten, dass die gesetzlichen Auflagen für den Betrieb im Schlossgarten eingehalten werden. Dazu gehöre vor allem der Schallschutz. Jasef ergänzte, dass die Veranstalter auch eine Verantwortung für die Verkehrssituation rings um das Schloss tragen würden.
Maatz: Wir sind lernfähig
Comödie-Geschäftsführer Olaf Maatz betonte in der Diskussion wiederholt, dass er sich gemeinsam mit seinem Team Gedanken über die Situation rings um das Schloss mache, stellte aber auch klar: „Wir werden nicht aufhören, Theater zu spielen. Die Einnahmen aus dem Sommertheater würden auch für die weitere Sanierung des Schlosses verwendet.“ Es tue ihm „unendlich leid, wenn sich die Anwohner durch den Lärm belästigt fühlen“, sagte er und fügte hinzu. „Wir sind lernfähig.“ So sei die gesamte Spielzeit in diesem Sommer um zweieinhalb Wochen verkürzt worden. Dafür kommt allerdings ein Tag pro Woche dazu. Für die Burlesque-Show der Firebirds werde in diesem Jahr die Bühne auf den Treppen genutzt. Damit gehe der Schall in die andere Richtung über die Elbe.
Bequeme Theaterbesucher
Außerdem werden alle Veranstaltungen eine halbe Stunde früher beginnen. Bei 400 Gästen seien die Pausen für die gastronomische Versorgung einfach zu kurz gewesen. Darum habe der Schlussakt der Aufführungen öfter nach 22 Uhr gelegen. Das wolle man diesen Sommer verhindern. Ein verändertes Akustikkonzept mit mehr Lautsprechern und deren besserer Verteilung im Gelände soll die Lautstärke mindern. Zur Parksituation blieb er eine Antwort schuldig. Zwar habe man mit Edeka eine Vereinbarung getroffen, dass der Parkplatz an der Tauberthstraße ab 18 Uhr genutzt werden könne. „Ich kann aber die Besucher nicht zwingen, dort zu parken“, sagte er. „Viele sind einfach zu bequem, die 500 Meter bis zum Schloss zu laufen und würden mit ihrem Auto, wenn möglich, bis an ihren Tisch im Schlossgarten fahren.“ Dennoch, so fanden die Anwohner, könne hier mehr Mühe investiert werden – zum Beispiel mit einem Parkplatz-Lageplan auf der Rückseite der Tickets. Der Hinweis auf der Homepage der Comödie Dresden sei nicht ausreichend. Ein von den Anwohnern angeregter Shuttleservice zwischen Parkplatz und Schloss sei nicht finanzierbar, sagte Maatz. Ein Anwohner schlug vor, das Programm im Sommertheater etwas abwechslungsreicher zu gestalten, damit die Lärmbelästigung nicht jeden Abend gleich hoch sei. „Ich würde mir einen Mix aus Theater und ruhigeren Veranstaltungen wünschen“, sagte er. Für dieses Jahr ist die Programmplanung allerdings abgeschlossen.
Böhm: Im Gespräch bleiben
„Es ist bedauerlich, dass sich die Fronten so aufgebaut haben“, sagte Pieschens CDU-Stadtrat Veit Böhm am Ende der Diskussion. Er appellierte an die Anwohner und an den Comödie-Geschäftsführer, weiter im Gespräch zu bleiben. „Die Lärmbelästigung kann nicht so einfach weggedrückt werden“, sagte er an die Adresse von Olaf Maatz. Auch wenn mit dem Parkangebot die Auflagen der Stadt erfüllt seien, könne sich der Veranstalter auch hier noch mehr einfallen lassen. Den Anwohnern riet Böhm, Anforderungen an den Theaterveranstalter zu stellen, die sich auch erfüllen lassen. Er hoffe, dass sich beide Seiten ohne juristische Mittel einigen und empfahl ein weiteres Gespräch nach dem Start der diesjährigen Spielzeit.
Sanierung des Schlosses wird fortgesetzt
Die erste Sommertheatersaison im Schloss Übigau war für die Comödie Dresden erfolgreich. 19.000 Besucher kamen zu den 48 Aufführungen. Das entspricht einer Auslastung von 80 Prozent. Die Idee für das Musical „The Addams Family“ sei schon im vergangenen Sommer geboren worden, erzählt Maatz im Gespräch mit dem Onlinejournal Pieschen Aktuell. Wie auch das „Wirtshaus im Spessart“ passe es zu der Location. „Wir arbeiten auch an einem eigenen Stück“, kündigte er an, ohne sich auf die Saison festzulegen, in der man damit starten will.
Im Schloss habe man begonnen, die Fenster und Türen in der zweiten Etage zu sanieren. „Alles wird aufgearbeitet. Was fehlt, wird aufwändig ersetzt“, betonte er. Während die Fußböden und die Heizungsanlage instand gesetzt werden könnten, gebe es bei Decken und Wänden noch erheblichen Abstimmungsbedarf mit dem Amt für Denkmalschutz. „Solange wir uns hier nicht geeinigt haben, können wir an der Elektrik nichts machen.“ Auch zur notwendigen Brandschutztreppe als zweitem Fluchtweg lägen die Vorstellungen noch weit auseinander.
Maatz hofft dennoch, dass 2021 der Saal im Schloss für Veranstaltungen genutzt werden kann. Bis dahin müssten auch die Toiletten eingebaut sein. An unserer Idee, hier ein Kultur- und Kunstschloss zu etablieren, werden wir festhalten, sagte Maatz. Wann der Zugang von der Elbe aus möglich sein wird, konnte er nicht sagen. „Die Sanierung der Treppe wird sehr teuer“, ist er sicher.
Was er sich für die nächsten Jahre wünscht? „Schönes Wetter und viel Publikum. Das ist der beste Beitrag, um die Zukunft des Schlosses zu finanzieren.“
3 Meinungen zu “Schloss Übigau: Sanierung wird fortgesetzt – Ärger ums Sommertheater”
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Danke für den ausführlichen Bericht!
Danke, das man auf dem Laufenden gehalten wird. Ich hoffe, das die Comödie den Balanceakt schafft, zwischen der Wiederbelebung des Schlosses, mit innovativen Ideen und den wirklich vorhandenen Problemen der unmittelbar betroffenen Nachbarschaft. Wieso ist eigentlich nicht einfach das Ordnungsamt nicht regelmäßig vor Ort und bittet alle Falschparker zur Kasse?
Solange man sich in Deutschland für so wenig Strafe so viele Fehler leisten kann, wird sich das Parkproblem auch an dieser Stelle sicher nicht ändern. Es wäre schade, wenn an diesem Problem diese Veranstaltungen scheitern würden. Ich war selbst Gast dort im letzten Jahr, fand die Veranstaltung sehr gelungen. Aber ich kann die Anwohner sehr gut verstehen. Vielleicht kann man sich Anregungen bei anderen Veranstaltern einholen. Ich denke da an die Störtebeker Festspiele, dort darf auch kein Auto bis zur Bühne fahren und die Veranstaltungen sind immer bestens besucht. Ich hoffe, dass es da auf diesem Gebiet eine Einigung zugunsten der Anwohner geben wird.