Die 9 mal 12 Meter große Tanzfläche der Tanzschule Reh in der Hartigstaße 1 ist seit Anfang November erneut verwaist. Markierungen auf dem im letzten Sommer frisch verlegten Parkett muten wie die Spielfläche in einer Turnhalle an. Sie sind jedoch der beste Beweis dafür, wie Sabine Reh, Inhaberin der Tanzschule, seit dem ersten Lockdown versucht, ein Hygienekonzept mit Abstandsregeln zu erarbeiten und umzusetzen. Trotz der coronabedingt ungewissen Zukunft strahlt die 35-Jährige Optimismus und Zuversicht aus.
Im März 2018 begann sie in der damaligen Tanzschule DancingJoy, betrieben von Herbert und Petra Scheiding, als Untermieterin und bot eigene Tanzkurse an. „Etwas überraschend hat das Ehepaar Scheiding dann Ende des Jahres die Tanzschule aufgeben und ich war plötzlich ab 1. Januar 2019 Inhaberin einer eigenen Tanzschule. Geplant war ursprünglich, das Scheidings eventuell in fünf Jahren die Tanzschule abgeben“, erinnert sich Sabine Reh.
Ein paar Jahre zuvor war sie bereits Mitgeschäftsführerin in einer anderen Tanzschule in Dresden. „In dieser Zeit habe ich gesehen, wie zufrieden oder weniger zufrieden die Kursteilnehmer waren und habe Ideen entwickelt, wie man Tanzkurse auch anders gestalten kann“, so die junge Mutter einer einjährigen Tochter. „Häufig waren die Teilnehmer von zu vielen Tänzen und Figuren überfordert.“
Baukastensystem zum Lernen im eigenen Tempo
So entwickelte sie ein Baukastensystem, mit dem die Tanzpaare entsprechend ihres Zeitbudgets ihr Lerntempo selbst bestimmen. Nach einem Einführungstermin können die Paare entscheiden, welchen Tanz sie erlernen und wie lange sie auf demselben Level üben möchten. Im Level 1 werden in verschiedenen Tanzarten, wie Walzer, Foxtrott, Tango, Discofox, Cha Cha Cha, Rumba oder Boogie die Grundschritte trainiert. Bis zum Level 4 erhöhen sich nach und nach die Schwierigkeitsgrade durch zusätzliche Schrittfolgen und Figuren. Diese Tanzkurse finden mehrmals in der Woche ab 20.15 Uhr statt.
Sonntagnachmittags treffen sich verschiedene Gruppen von Hobbytänzern, die Italo Fox tanzen, eine Variante des Discofox, die Herbert Scheiding mitentwickelt hat, oder Standard und Latein.
Immer samstags lädt die Tanzschule zur Tanzparty, ein Veranstaltungsformat, dass Sabine Reh von ihren Vorgängern übernommen hat. Die letzte Tanzparty gab es Mitte März, kurz vor dem ersten Lockdown. Unter Coronabedingungen konnte die engagierte Tanzsporttrainerin ab Mitte Mai ihre Tanzschule wieder öffnen, aber aufgrund der Abstandsregeln hat es sich nicht gelohnt, die Tanzpartys wieder anzubieten, da sich nur acht Paare gleichzeitig im Raum bewegen durften. Diese Art von Veranstaltung erfreute sich großer Beliebtheit. Stammgäste kommen nicht nur aus dem gesamten Stadtgebiet sondern zum Beispiel auch aus Cottbus.
Dienstagsnachmittags steht Seniorentanz auf dem Programm, montagsnachmittags bietet Sabine Reh Kindertanz für Kinder ab drei Jahren an. Dieses Angebot ist sehr gut angekommen. Darum plant sie ab Februar kommenden Jahres zusätzlich dienstags für Sieben-bis Neunjährige eine weitere Gruppe zu eröffnen.
In der Tanzschule unterstützt wird Sabine Reh von neun Tanzlehrinnen und – lehrern.
Tanzen seit dem vierten Lebensjahr
Sabine Reh hat selbst als Vierjährige im Kinderballett mit dem Tanzen begonnen, wechselte in der ersten Klasse in den Tanzsportclub Kristall Weißwasser. Nach einem Jahr pausierte sie, da es keinen passenden Partner für sie gab. Doch nach vier Jahren leckte sie wieder Blut, nachdem sie bei einer Familienfeier ein Kinderpaar hatte tanzen sehen. In der fünften Klasse fing sie wieder an und widmete sich mit Leidenschaft den Standard- und Lateintänzen. Ein Jahr später tanzte sie bereits ihr erstes richtiges Turnier.
Über die Jahre entwickelte sie sich weiter und erreichte im Standardtanz die S-Klasse (Sonderklasse) und im Lateintanz die A-Klasse – das ist die zweithöchste Klasse. Sie nahm an nationalen und internationalen Turnieren teil, arbeitete sich im Bereich Standardtanz zeitweise bis in die Top100 in Deutschland vor. 2009 musste sie nach einem Turnierunfall ihre Tanzkarriere beenden, ist dem Tanzsport aber bis heute treu geblieben.
„Ich wusste mit 13 Jahren, dass ich Trainerin werden möchte“, erinnert sich Sabine Reh. Nach dem Abitur wollte sie beruflich aber nicht nur auf eine Karte setzen, sondern studierte Betriebswirtschaftslehre in an der Technischen Universität Dresden. Neben dem Studium absolvierte sie zunächst die Ausbildung zur Standardtrainerin für Leistungssport, danach auch die für Lateintanz. Bereits während ihrer Diplomarbeit baute sie sich ihre berufliche Selbständigkeit auf, war in verschiedenen Vereinen, wie dem Tanzsportklub Residenz Dresden und dem Tanzsportclub Silberpfeil Pirna auf Honorarbasis tätig. In einem Kamenzer Verein betreute sie eine Zeit lang ein Inklusionsprojekt mit Kindern, bei dem Flüchtlingskinder und Kinder mit Behinderung in die Kindertanzgruppen integriert wurden. Für ihre Tanzgruppen im Dresdner und Pirnaer Verein bereitet sie in der Lockdown-Phase Trainingseinheiten auf Video vor, damit ihre Schützlinge in der Zwangspause zu Hause üben können.
Pläne für die Zukunft
Ansonsten hofft sie einfach, dass sie ihre Tanzschule bald wieder öffnen darf. Das entsprechende Hygienekonzept ist anwendungsbereit. Pläne für die Zukunft hat sie ebenso. So ist für den 10. Januar der nächste Einführungstermin geplant. Ende April im kommenden Jahr würde sie gern einen zweitägigen Workshop unter dem Motto „Südtirol meets Elbflorenz – Dresden tanzt“ mit zwei renommierten, international erfolgreichen Tanzpaaren aus Italien und Deutschland durchführen. Die Veranstaltung war bereits für diesen April geplant. Für Alleintanzende denkt sie darüber nach, Zumba oder auch Line Dance anzubieten, wenn es die Corona-Bedingungen wieder zulassen. Wer möchte, kann bei Sabine Reh auch Privatstunden nehmen. So würden sich zum Beispiel Hochzeitspaare auf ihren Hochzeitstanz vorbereiten.
Auch während der Schließzeit bietet Sabine Reh die Möglichkeit an, Gutscheine zu erwerben und schickt diese per Post zu. Diese können Interessierte telefonisch oder per Email bestellen.
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