Wenn Anne Földi in ihrer Werkstatt an der Döbelner Straße mit Hammer und Meißel eine Gravur fertigt, schauen auch immer wieder Spaziergänger neugierig durch ihr Schaufenster. Manchmal winkt sie jemandem zurück und erwidert ein „Hallo“. Dann ist sie gleich wieder auf ihre Arbeit konzentriert. Die 40-jährige dreifache Mutter wuchs in Suhl auf und erlernte nach ihrem Abitur an der Berufsfachschule für Büchsenmacher und Graveure zunächst den Beruf der Graveurin. „Das Zeichnerische hat mich sehr interessiert. Meine Begeisterung für die Metallplatten, die mit typischen Jagdwaffenmotiven verziert sind, wurde bei einem Tag der Offenen Tür der Berufsfachschule geweckt“, erinnert sie sich. Während ihrer Lehre saß sie oft im Suhler Zoo und zeichnete gern Tiere und Landschaften.
„Nach meiner Lehre arbeitete ich zunächst zwei Jahre in einer Firma, hatte aber auch den Wunsch zu studieren. Daher bewarb ich mich an der Hochschule für bildende Künste in Dresden“, erzählt Anne Földi. Das verpflichtende Vorpraktikum absolvierte sie neun Monate lang am Theater in Rudolstadt. Ihre Liebe zum Theater hat sie frühzeitig entdeckt. In Suhl spielte sie in Theater- und Kabarettgruppen mit. Von 2005 bis 2010 studierte sie schließlich Design für Theaterausstattung, Fachrichtung Theaterplastik. Gravur-Arbeiten hat sie auch in dieser Zeit im Nebengewerbe weiter gefertigt. Später absolvierte sie ein mehrmonatiges Praktikum bei einem Graveurmeister. Bei ihm lernte sie die Schmuckgravur und das Gravieren unter Mikroskop „Das hat mir sehr gut gefallen und mir sehr viel gebracht“, erinnert sich Anne Földi.
Nachdem ein paar Jahre lang Werkstatt und Wohnung in einem Haus unterbracht waren, entschied sie sich 2015, eigene Werkstatträume zu suchen und fand sie an der Döbelner Straße 37. Die Werkstatt ist nicht groß. Dicht gedrängt sind Material und fertige Werke. Dennoch ist genügend Platz für Workshops und kreative Kindergeburtstage, die Anne Földi gern durchführt. Haarschmuck aus verschiedenen Materialien oder aus Wallnussschalen gestalteter Baumschmuck konnten die Kinder unter ihrer Anleitung bereits selbst kreieren. An den Wänden hängen sowohl Arbeiten aus ihrer Studienzeit und Lehre, also auch Malereien, die in der jüngsten Vergangenheit entstanden sind.
Beim Malen und Zeichen entspannen
„Während ich in meiner Suhler Zeit schon viel gezeichnet habe, ist die Malerei erst durch das Studium dazugekommen“, sagt Anne Földi. „Wir haben Plein-Air-Veranstaltungen auf Hiddensee und in der Sächsischen Schweiz besucht. Das Zeichen und Malen in der Natur bringt mir immer viel Entspannung. Ich mag es, gemeinsam mit anderen zu malen.“ Bevorzugt verwendet sie Acryl und Aquarellstifte. Acrylfarben kombiniert sie oft mit anderen Materialien, um ihren Bildern ein reliefartiges Aussehen zu geben. Neben Landschaften malt die gläubige Christin auch Bilder mit religiösem Bezug. Seit ein paar Jahren ist sie Mitglied im Kunstverein Sächsische Schweiz. Gern besucht sie auch Kunst- und Handwerkermärkte in der Region, um ihre Arbeiten zu zeigen und Kontakte zu knüpfen. Dafür hat sie unter anderem kleine Reliefs aus Gips gefertigt mit verschiedenen Schlössern der Umgebung, die die Kinder auf den Märkten farbig gestalten konnten.
Umschulung zur Erzieherin und Blick in die Zukunft
Anne Földi hatte immer gehofft, ihr Kunsthandwerk eines Tages nicht nur im Neben- sondern als Hauptgewerbe betreiben zu können. Insbesondere die Corona-Situation in diesem Jahr erschwerte dieses Vorhaben so sehr, dass sie sich entschloss, eine dreijährige Umschulung zur Erzieherin zu beginnen. „Die pädagogische Richtung interessiert mich schon länger“, erzählt sie. „Während der Kreativ-AG, die ich im Hort meines Sohnes durchgeführt habe, habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Kindern großen Spaß macht. In der Umschulung lerne ich viel im pädagogischen und sozialen Bereich, was mir auch bei meinen Kinder-Workshops weiterhelfen wird.“
Trotz Umschulung möchte sie ihre Werkstatt nicht aufgeben. Insbesondere die Workshops und kreative Geburtstagsfeiern mit Kindern möchte sie wieder anbieten, sobald es die Corona-Situation zulässt. Aufträge für Gravuren zum Beispiel auf Schmuck, Uhren, Waffen oder Messer nimmt sie in begrenztem Maße noch an. Auch für Skulptur-Arbeiten hat sie einige Ideen, die sie bei etwas mehr Zeit gern umsetzen möchte. Im Zusammenhang mit ihrer Umschulung hat sie jedoch ein kurzfristiges Projekt, das sie demnächst in Angriff nehmen wird: eine eigene Klappmaulpuppe zu bauen, die ihr bei der Arbeit mit den Kindern helfen soll.
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