Die Ausstellungshalle des Vereins Geh8 Kunstraum und Ateliers ist ein passender Rahmen für die Präsentation der Ergebnisse eines städtebaulichen Entwurfsstudios für das Areal an der Harkortstraße. Die 8,5 Hektar große Fläche gehört der Bahn und hat einen ähnlich dreieckigen Zuschnitt wie die Fläche an der Gehestraße. Auch diese war früher Eigentum der Bahn und ist heute mit dem Schulcampus, dem neuen Park an der Gehestraße und den Geh8-Vereinsgebäuden eine gelungene Verbindung von Natur, Kultur und Bildung.
Die Aufgabenstellung für die 25 Studentinnen und Studenten für das Areal an der Harkortstraße war eine etwas andere. Weil der Flächennutzungsplan der Stadt hier eine gewerbliche Nutzung vorsieht, war der stadtplanerischen Phantasie ein Rahmen gegeben. Das erläuterte Melanie Humann, Professorin für Urbanismus und Entwerfen an der TU Dresden, bei der Eröffnung der Ausstellung gestern Abend. Wie wichtig lokale Stoffkreisläufe sind, hätten die Folgen der Corona-Pandemie anschaulich vor Augen geführt, sagte sie. Neben nachhaltigen Strategien zur Planung und Entwicklung von Stadt sollten die Studenten sich auch mit der Integration von Akteuren und Nutzern in den Planungsprozess befassen. In einem großen Modell des Stadtteils ist die dreieckige Fläche an der Harkortstraße ausgespart. Weil die 14 Entwürfe alle in gleicher Größe visualisiert sind, können sie bei Bedarf abwechselnd in das Modell integriert werden. Eine schöne Idee, die man als Betrachter auch gern gleich ausprobiert hätte.
Für Josefin Seifert, Studentin im 10. Semester, die ihren Entwurf „Gleiswerk Pieschen“ genannt hat, lag eine der Herausforderungen um Umgang mit dem Verkehrslärm. Bahngleise auf beiden Seiten des Areals, Straßenbahnen und Kraftfahrzeuge. Zudem, so ihre Einschätzung, gebe es in Pieschen zwar viel Grün in privat genutzten Kleingärten aber wenig öffentlich zugängliche Grünflächen. „Das ist ein großes Defizit im Stadtteil“. So finden sich in ihrem Entwurf neben Werkstätten, Ateliers, Produktionsstätten mit Werksverkauf und Ausstellungräumen auch eine Plaza mit einer Erlebniswiese. Die südwestlich angrenzende Bahntrasse würde sie gern stilllegen und in eine „neue grüne Radverbindung mit Aufenthaltsqualität“ umwandeln.
Bénédicte Rosenstiehl aus Frankreich und Shannon Heenan aus Belgien verbringen einen Teil ihrer Studienzeit in Dresden. Sie wohnen in der Neustadt, haben aber in Pieschen viel Entwicklungspotenzial entdeckt. Ihr Entwurf, sie haben ihn „Ein wiedervereinter Kern“ genannt, geht der Frage nach, wie man eine nachhaltige Landwirtschaft in die Stadt bringen kann. Sie stellen sich das Areal als einen Park vor, in dessen Kern sich eine urbane Farm befindet. Dabei verweisen sie auf Vorbilder in Städten wie Genf, Rotterdam, Nantes oder Lille. Ihr Entwurf soll zudem die Stadtteile Pieschen-Süd und Pieschen-Nord wieder vereinen.
Auch in anderen Entwürfen finden sich Ideen dafür, wie landwirtschaftliche Nutzung mitten in der Stadt möglich ist – zum Beispiel in mehrstöckigen offenen und lichtdurchfluteten Gebäuden, die in jeder der Etage Möglichkeiten für den Anbau vorsehen. Auch die Idee, hier eine Schwimmhalle und andere Sportangebote zu integrieren, findet sich in einigen Entwürfen wieder. So bezieht zum Beispiel Claudio Doering in seine Überlegungen die von Motor Mickten vorgestellten Pläne für den Bau von Sport- und Gesundheitsbauten samt einem Kletterturm mit ein.
Kati Bischoffberger, Grünen-Stadträtin aus Pieschen, fand beeindruckend, dass in allen Arbeiten die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und soziales Miteinander als Schwerpunkte benannt wurden. „Mich macht diese Ausstellung hoffnungsfroh, weil sie ein gesellschaftliches Umdenken widerspiegelt“, sagte sie. Den Ansatz von Prof. Melanie Humann, dass begrenzte Flächen-Ressourcen in der Stadt gemeinsam
ausgehandelt werden müssen, begrüße sie. „Denn, sozialen Frieden werden wir nur herstellen können, wenn wir uns als städtische Gemeinschaft auf gemeinsame Visionen einigen können“, so Bischoffberger. Sie nannte auch ihre Favoriten in der Ausstellung: Die Ideen, die sich mit einer innerstädtischen „Farm“, mit landwirtschaftlicher Produktion auseinandersetzen. „Ein Gewächshausturm in Pieschen à la Paris – das wär‘s“
Paul Elsner, Geh8-Vereinsvorsitzender und Initiator des studentischen Projektes, freute sich über die Ergebnisse, die nach sechs Monaten Arbeit entstanden sind. Fast alle Entwürfe sehen auch Raumangebote für die Akteure von Kunst und Kultur vor. „Da herrscht ein großes Defizit“, betonte er. Die Studentinnen und Studenten würden sehr unterschiedliche Antworten auf die Frage geben, wie heutzutage Gewerbe und Produktion in das Leben einer Stadt integriert werden können.
Ob und wie lange die Ausstellung zu sehen sein wird, hängt von den ab Montag geltenden Corona-Regeln ab, sagte Paul Elsner. Sicher sei, dass die Ausstellung an diesem Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr öffnet und einige Studenten als Ansprechpartner anwesend seien.
WAS: Ausstellung „Made in Pieschen: Städtebauliche Ideen für Urbane Produktion, Gemeinwohl und Kultur in Pieschen“
WANN: 31. Oktober und 1. November, 14 bis 18 Uhr
WO: Geh8 Kunstraum und Ateliers, Gehestr. 8
Weitere Öffnungszeiten werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Eine Meinung zu “Geh8 zeigt: Urbane Landwirtschaft, Sport, Recycling, Gewerbe an der Harkortstraße”
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