Das Wrack eines Opel Manta verschaffte den Künstlern des Vereins „GEH8 Kunstraum und Ateliers“ im Januar viel Aufmerksamkeit. Eigentlich ging es aber um Flaggen. Und um die Gestaltung einer ansprechenden Verbindung zwischen dem Areal des Vereins und dem benachbarten Schulcampus Gehestraße. Ein halbrunder Platz, Mauerelemente als Abgrenzung und Sitzgelegenheiten sollen entstehen. Und ein neuer Zugang zum GEH8-Gebäude, auf dem ein roter Teppich für die Besucher ausgerollt wird.
Während auf der einen Seite des neu angelegten Fuß- und Radweges mit Millionen für zwei neuen Schulen, Sporthallen und Außengelände geklotzt wurde, steht auf der anderen Seite eine ehemalige Wagenreparaturwerkstatt der Deutschen Bahn, die seit 2007 in vielen kleinen Schritten zu Ateliers und Ausstellungsmöglichkeiten für Künstler, Architekten, Designer und Stadtplaner umgebaut wird. Von Millionen kann der Verein nur träumen.
Während der Campus inzwischen seinen Baustellencharme abgelegt hat, wird noch intensiv auf dem Außengelände der GEH8 und dem Grünzug Gehestraße, der sich zwischen dem Campus und der Gehestraße erstreckt, gearbeitet. „Wir sind eine Baustelle“, sagt GEH8-Vereinsvorsitzender Paul Elsner. „Jetzt können alle sehen, was das hier für eine Rumpelbude ist. Jahrelang konnten wir hier nichts machen“, fügt er hinzu und will eigentlich nicht von den ganzen Querelen mit Bahn und Stadtverwaltung und dem Zuständigkeitsvakuum reden. Erst im Sommer 2018 gab es Fördermittel für die Instandsetzung. Es wurden neue Fenster eingebaut, die Elektroanlage saniert und das Dach repariert. „Mehr als zehn Jahre haben wir hier mit Dachpappe die undichten Stellen geflickt“, erinnert sich Elsner und könnte noch viele andere in Eigenleistung erbrachte Instandhaltungsarbeiten auflisten. Noch immer ohne Heizung ist die große Ausstellungshalle.
Im Außengelände werden gerade die Betonplatten neu angeordnet. Sie sorgen für eine Zufahrt über den Hof zu dem großen Tor der Veranstaltungshalle. Die alte Zufahrt zur GEH8 ist durch den Campus-Bau verloren gegangen. Ein Teil der alten Gleise wird erhalten bleiben und an die Geschichte des Areals erinnern. An anderer Stelle machen die Platten jetzt Platz für eine größere Grünfläche.
Ein wichtiges Projekt ist der Umbau eines Ateliers zu einem Café mit Biergarten im Außenbereich. Daneben werden in einem ehemaligen Heizungsraum Toiletten eingebaut. Ab Mai, so hofft Elsner, können sich hier Anwohner, Schüler, Lehrer oder Eltern zum Plausch treffen, auch mit den Künstlern. Die neuen Toiletten werden sicher auch die künftigen Besucher auf dem Grünzug Gehestraße zu schätzen wissen.
Grenzte die Rückseite des GEH8-Areals früher an eine nicht begehbare Brache, ist sie durch den Campus-Neubau in völlig neues Licht gerückt. Der Verein will diesen Bereich darum künstlerisch und baulich neu gestalten und aufwerten. „Künstlerisch haben wir uns für eine Flaggeninstallation des Berliner Künstlers Saeed Foroghie entschieden“, erklärt Paul Elsner. Die Kunstkommission der Stadt hatte das Projekt befürwortet und eine Förderung von 30.000 Euro zugesagt. Die Fahnenmasten stehen bereits, die acht Flaggen flattern im Wind. Der Name GEH8 rührt von der Hausnummer – die Installation GEH? schaffe eine andere Verbindung, in die Politik, sagt Elsner. Kleine Motoren an den Fahnenmasten sorgen dafür, dass nie alle acht Fahnen ob sind. Warum auch? Warum bestimmen acht Mächte, nicht drei oder fünf, über wichtige politische Entscheidungen? Darum, so Elsner, passe die Installation bestens zum Kunstraum.
Weil die von der Kunstkommission der Stadt bewilligten 30.000 Euro für das Gesamtprojekt nicht ausreichen, hatte der Verein beim Stadtbezirk eine weitere Förderung von 19.800 Euro beantragt. Nach kontroverser Debatte wurde der Antrag im Stadtbezirksbeirat Pieschen am 14. Januar abgelehnt. Auch der Kompromissvorschlag, nur die Baumaßnahmen zu fördern, hatte keine Mehrheit gefunden. Auf der Facebook-Seite der AfD Dresden wurden nach der Sitzung Fotos vom GEH8-Hinterhof gepostet und mit dem Kommentar „AfD wirkt – Müll ist keine Kunst“ versehen. „Wir waren das nicht“, versicherten die vier AfD-Stadtbezirksbeiräte auf der Februarsitzung im Rathaus. In den Kommentaren spielte auch ein Manta-Wrack eine Rolle. „Wir lagern hier nicht unsere alten Autos“, betonte Elsner. „Das Wrack hatte uns ein Autohändler für eine Veranstaltung im September zur Verfügung gestellt, bis heute aber leider nicht abgeholt.“
Auf die Ablehnung im Stadtbezirksbeirat reagierte der Verein mit mit einem Spendenaufruf. „Wir haben uns über den Zuspruch aus der Öffentlichkeit gefreut“, sagt Elsner im Gespräch. Mehr als 5.000 Euro sind bereits zusammengekommen. Damit, so der Vereinsvorsitzende, könne man die Flaggen-Installation fertigstellen. Für die Baumaßnahmen will der Verein einen zweiten Anlauf im Stadtbezirksbeirat starten und bereitet gerade einen entsprechenden Förderantrag vor. Nach Abschluss der Umbauarbeiten könnten dann die vielen Kritiker kommen und sich selbst ein Bild machen, meinte Elsner. Und neue Fotos posten …
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