Das Vereinsblatt des 1903 gegründeten „Bezirks-Verein der Dresdner Nordwestvorstädte“, der durch Anzeigen hiesiger Geschäfts- und Ladenbesitzer finanzierte „Dresdner Nordwestbote“, erschien monatlich einmal und war das „Sprachrohr“ des Vorstandes und der fast 130 Mitglieder.
So verfasste der Verein am Vorabend des Weihnachtsfestes 1910 ein Flugblatt. Der „Dresdner Nordwestbote“ machte es als Beilage in der Nr.48 öffentlich. Darüber hinaus wurde es auch anderweitig in Umlauf gebracht.
Das Flugblatt hatte folgenden Text: „Die Weihnachtszeit ist für viele Geschäftsleute die Zeit, auf die sie das ganze Jahr ihre Hoffnungen setzen.“ Und weiter: „Schon in guten Zeiten ist das der Fall, wie viel mehr in Zeiten, wie wir sie seit einer Reihe von Jahren erleben. In einer ganz besonders üblen Lage sind die Geschäftsleute in den Stadtteilen einer großen Stadt. Die schnellen Verbindungen nach der Innenstadt, die lockenden Auslagen dort, die marktschreierischen Anpreisungen, die Warenhauspraktiken, mit denen der kleine Geschäftsmann in den Vorstädten nicht konkurrieren kann, schädigen ihn, arbeiten an seinem Ruin .“
Das Flugblatt schließt mit den Sätzen: „Da ist es Pflicht der Stadtteilbewohner, daß sie im Stadtteil kaufen, daß wenigstens sie es an der Unterstützung der kleinen Geschäfte in der Nachbarschaft nicht fehlen lassen. Denn deren Waren sind besser als die im Warenhaus. In Ruhe kann sich jeder die Sache ansehen, die gekauft werden soll, braucht sich nicht in Hast und Eile etwas aufschwatzen zulassen. Das Alter und der Ruf des kleinen Geschäftes bürgen dafür, daß jeder gut bedient und bewahrt wird, wenn er dort einkaufen geht. Gehe deshalb niemand in die überfüllten Geschäfte der Innenstadt, wende jeder sein Weihnachtsgeld unseren Vorstadtgeschäften zu.“
Verantwortlich für den redaktionellen Teil des Vereinsblattes, es erschien von Dezember 1906 bis Februar 1913, war der Vorstandsvorsitzende des „Bezirksverein der Dresdner Nordwestvorstädte“, der Kaditzer Gemeindevorstand a.D. Christian Friedrich Findeisen (1856-1930). Er wurde im November 1886 in den Kaditzer Gemeinderat gewählt und bekleidete das Amt des Gemeindevorstandes bis zur Eingemeindung nach Dresden im Jahr 1903. Zum Vorstand des Vereins gehörten u.a. auch der Trachauer Zigarrenfabrikant Richard Jedicke und der Hersteller hölzerner Riemenscheiben Julius Karthaus.
Für die Anzeigen im „Dresdner Nordwestboten“ trug zunächst der Trachauer Drogist Heinrich Berner und nach ihm der ebenfalls in Trachau ansässige Buchdruckereibesitzer Richard Ludwig die Verantwortung. Bei Letzterem waren auch alle Nummern in einer Auflage von 500 Stück gedruckt worden.
Die 1901 von Dr. phil. Heinrich Constantin Kappes im Mietswohnhaus Leipziger Straße / Ecke Moltkestraße eröffnete „Moltke-Apotheke“, ist die zweitälteste Apotheke im Stadtbezirk Dresden-Pieschen. Älter war nur die 1979 geschlossene „Hirsch-Apotheke“, die am 1. August 1891 vom Apotheker Carl F. Theodor Thiele im Hause Leipziger Straße Nr. 82 ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen hatte. Die „Moltke-Apotheke“ wurde 1945 in „Pfauen Apotheke“ umbenannt und befindet sich seit dem 1. Mai 1995 im Pieschener Elbcenter. Die Umbenennung der Moltkestraße in Robert-Matzke-Straße erfolgte am 1. Juli 1946.
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2 thoughts on “Brendler’s Geschichten: „…wende jeder sein Weihnachtsgeld unseren Vorstadtgeschäften zu“”
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Wieder etwas gelernt! Danke und ein schönes Fest.
Es gibt mir zu denken, dass der Inhalt des Flugblattes so aktuell klingt.
Vielen Dank für die immer wieder interessanten und informativen Ausführungen, Herr Brendler.