Die an der Nordgrenze der Trachauer Flur nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) angelegte Rahnstraße wurde im Oktober 1927 nach dem Mitbegründer des Allgemeinen Mietbewohnervereins Dresden (gegr.1883) Dr. phil. Johannes Rahn (1850-1915) benannt. Im Vereinsvorstand war er vor allem für theoretische Fragen zuständig und trat mit zahlreichen Vorträgen über die Probleme der Mieter in der Öffentlichkeit auf.

An der Toranlage sind der von den Bauherren erwählte Name des Grundstücks sowie eine Gedenktafel angebracht. Foto: K. Brendler (Aufnahme Juni 2006)
Am Ende der Rahnstraße, die vom Mai 1933 bis zum Juni 1945 den Namen des Nationalsozialisten Lorenz Ritter von Stransky (1889-1923) trug, steht eine mehrgeschossige Villa mit Nebengebäuden und Toranlage. Die Wohnanlage wurde von 1890 bis 1893 erbaut. Das Wohngrundstück trägt die Hausnummer 26 und ist seit Jahrzehnten auf der Liste aller Kulturdenkmale der Gemarkung Trachau erfasst. Die vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen vergebene Nr. 09217565 identifiziert das Kulturdenkmal eindeutig. Sein Bauherr, der Architekt und Zimmermeister Friedrich Julius Gebler (1835-1903), Sohn des seit 1850 in Dresden ansässigen Wildbrethändlers Johann Fürchtegott Gebler, betrieb um 1880 auf dem Striesener Platz eine Dampfschneidemühle. Seit 1887 wohnte er im eigenen Haus auf der Wintergartenstraße in Striesen.

Quelle: Der Stadtbezirk Nord der Stadt Dresden – Ein Beitrag zu seiner baulichen Entwicklung und seinen Baudenkmalen, erste Auflage 1989, S. 35 (Archiv K. Brendler)
In der Zeit von 1890 bis 1893 hatte Friedrich Julius Gebler gemeinsam mit Sohn Julius Richard (1863-1926) unter Verwendung alter Quader vom Umbau der bei Eisenach gelegenen Wartburg (1853-1859) die von ihnen „Berghof“ genannten Wohn- und Nebengebäude errichtet. An die beiden Erbauer erinnert eine Gedenktafel an der Toranlage. Das Baugrundstück selbst hatte Friedrich Julius Gebler in den 1880er Jahren per Kaufvertrag vom Trachauer Gutsbesitzer Heinrich David Vogel erworben.

Trachauer Bauern des 1242 erstmals als Trachennowe erwähnten heutigen Stadtteils auf gemeinsamer Feier zu Fastnacht 1886. Foto: Archiv K. Brendler
Erklärend dazu der Hinweis, dass ab 1661 die Bauern der Trachauer Amtsgemeinde mit kurfürstlicher Erlaubnis und gegen Zinszahlung den Wald an den nordwestlichen Hängen der Trachenberge roden und auf dem „neuen Land“ Felder und Weinberge anlegen durften. Im letzten Drittel des 19.Jahrhunderts verkauften einige der Bauern die von ihren Vorfahren erworbenen, zum Teil mit Kiefernhochwald bestandenen Grundstücke an vermögende Bürger der Haupt- und Residenzstadt Dresden.
So fanden damals die Bewohner des „alten Trachau“ Johann Gottfried Findeisen, Johann Gottfried Grießbach, Friedrich Albrecht Peters und Heinrich David Vogel im Kunstgärtner Gustav Adolf Nake und im Steueraufseher Clemens Julius Schier, im Papierfabrikanten Ferdinand
Louis Grimm sowie im Architekten und Zimmermeister Friedrich Julius Gebler bauwillige Käufer.

Wetterfahnen, wie hier auf der Toranlage Rahnstraße Nr.26, hatten auch als Haus- und Schutzzeichen eine besondere Bedeutung. Foto: K. Brendler (Mai 2020)
Offensichtlich im Zusammenhang mit dem Tod des Friedrich Julius Gebler, er starb 1903, wurde das gesamte Grundstück an den in Dresden wohnhaften Bankier Johannes F. W. Hache veräußert. Zwischen 1918, dem Ende des Ersten Weltkrieges, und 1930 sind im Grundbuch als Eigentümer der Major Julius Armin Mohrmann und nach ihm die Apothekerwitwe Maria Elisabeth Kollmann eingetragen. Im Jahre 1931 kommt dann das Grundstück für einen längeren Zeitraum in den Besitz des bisher im Hause Leipziger Straße Nr.198 seinem Gewerbe nachgehenden Trachauer Bäckermeisters Max Ludwig Vörtler.

Um einen kleinen Innenhof (Abb.) gruppieren sich sowohl Villa als auch die Nebengebäude. Foto: K. Brendler (Aufnahme Juni 2006)
Seit 1945 und bis in die 1990er Jahre waren die Gebäude des „Berghofes“ noch bewohnt. In den Folgejahren standen sie lange Zeit leer und schienen dem drohenden Verfall preisgegeben. Im März 2005 wurde aber das gesamte Grundstück Rahnstraße Nr.26 von einer Dresdner Familie erworben. Unter der Bauleitung eines ebenfalls in Dresden beheimateten Ingenieurbüros wurde es denkmalgerecht rekonstruiert und saniert. Im Juni 2006 konnten die neuen Eigentümer Einzug feiern.
Anzumerken ist, dass der Architekt Friedrich Julius Gebler und der Seifensiedemeister Johann Heinrich Gebler (1817-1879), nach dem die Geblerstraße in Trachau benannt ist, im Hausdrechsler und Schankwirt Johann Daniel Gebler, geboren 1740 in Großröhrsdorf, gestorben 1812 in Bretnig, einen gemeinsamen Vorfahren besitzen.

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