An den Unternehmer Carl Eschebach erinnern in Dresden außer der nach ihm benannten Straße in Pieschen noch sein Grab auf dem Johannisfriedhof in Tolkewitz und zwei „Eschebach-Villen“. Der noch heute als „Küchenmöbelhersteller“ bekannte Carl Eschebach wurde am 4. Mai 1842 als Sohn eines Buchbinders in Wittenberg geboren.
„Nach der Klempnerlehre in Könnern (Sachsen-Anhalt) arbeitete er als Geselle in Wittenberg und Hannover. Danach führte sein Weg über Köthen nach Berlin und wieder zurück.“ (Quelle: Tafelausstellung auf dem 12. Dresdner Geschichtsmarkt, 2016, Dr. Holger Rohland) In Köthen selbst baute er sich 1867 ein Geschäft zur Herstellung von Petroleumkochöfen auf.
Im Jahre 1871 verzog Carl Eschebach nach Dresden. Das Adressbuch der Stadt, Jahrgang 1872, listet ihn als Klempner der Blechwarenfabrik „Schulze und Comp.“, wohnhaft im Hause Neuegasse Nr.14 auf. Außerdem ist im Trauungsbuch der Dresdner Kreuzkirche von 1872 vermerkt, dass er und Bertha Auguste Emma geb. Illgner aus Dresden die Ehe geschlossen hatten.
Der damals einundzwanzigjährigen Bertha Eschebach wurde am 10. Juli 1872 amtlich bestätigt, dass sie die Blechwarenfabrik „Schulze und Comp.“ gekauft und selbige „unter der Firma B. Eschebach, Blechwaren-Fabrik, eingetragen Neuegasse Nr.14 fortführen wird.“ (Quelle: „Die Vereinigten Eschebachschen Werke…“,Heidrun Reim, Dresdner Geschichtsbuch 7 / 2002)
Das kleine, hauswirtschaftliche Gegenstände fertigende Unternehmen hatte 1875 „ein neues Domizil am Pirnaischen Platz bezogen. Zwei Jahre später gab Bertha Eschebach ihr Geschäft auf. Gleichzeitig eröffnete Carl Eschebach gemeinsam mit dem Kaufmann Julius Haußner das Klempnergeschäft Eschebach & Haußner“.
Nach einem weiteren Standortwechsel verlegten beide mit Datum 1. April 1880 die Fertigung in das Gebäude des 1837/38 erbauten und seit 1879 nicht mehr genutzten Garnisonslazaretts in der Dresdner Neustadt. Zehn Jahre lang wurde hier produziert.
Nach dem Konkurs der Radeberger Saxonia AG von 1886 wurde durch Carl Eschebach daselbst eine Filialfabrik seines Dresdner Unternehmens begründet. Direkt an der Eisenbahnstrecke Dresden-Görlitz gelegen, stellte sie Erzeugnisse aus Emaille und Eisenguss her. Die Vereinigung beider Werke zu einer Aktiengesellschaft unter der gemeinsamen Firma „Vereinigte Eschebach‘sche Werke, Aktiengesellschaft“ vollzog sich im Jahre 1890.
Konjunkturaufschwung und eine Zunahme des Exportgeschäfts führten zur erneuten Erweiterung der nunmehr vereinigten Eschebach-Werke. Die Firmenleitung hatte schon 1894 im drei Jahre später nach Dresden eingemeindeten Vorort Pieschen ein Grundstück von ca. 24.000 Quadratmeter gekauft. In der für über zwei Millionen Mark neu errichteten und modern ausgestatteten Produktionsstätte entstanden ab Juni 1900 emaillierte Metallwaren der unterschiedlichsten Art. Drei Jahrzehnte lang befand sich hier der Firmensitz der „Vereinigten Eschebachschen Werke AG“.
Die beiden mit dem Namen Eschebach verbundenen Villen haben eine unterschiedliche Geschichte. Die bis in die 1990er-Jahre nach seiner Gattin Olga benannte ‚Sommervilla‘ ließ sich Carl Eschebach um 1877 in Nähe zur Dresdner Heide errichten. Im Jahre 1887 vermietete er die Villa an den Arzt Heinrich Lahmann (1860-1905). Seit etwa 1935 war sie im Besitz des Grubenbesitzers Walter Müller. Nach dessen Enteignung 1945 wurde sie durch die Stadt Dresden fünfzig Jahre lang als Schule, Internat und Kinderheim genutzt. Dann erhielten die Erben des letzten Eigentümers die Villa zurück, ließen sie sanieren und gaben ihr den Namen „Villa Eschebach“. Die im Schweizer Stil errichtete und von einem Park umgebene Villa am Lahmannring ist nun schon viele Jahre ein Mietwohnhaus.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolges ließ sich Carl Eschebach 1904 am Dresdner Albertplatz eine Villa nach Entwürfen des Architekten Hermann Thüme (1858-1914) erbauen. Nach seinem Tod (1905) wurde das Land Sachsen Nachlassverwalter der neobarocken Villa. Im ersten Weltkrieg als eines der ersten Lazarette Dresdens genutzt, erwarb 1924 die Sächsisch-Böhmische-Dampfschifffahrts-Aktiengesellschaft Villa und Grundstück als neuen Geschäftssitz. „Nach 1947 erfolgt eine notdürftige Instandsetzung des Palmenhauses und Teile der Bildergalerie durch die ‚Weiße Flotte‘. Das Provisorium hielt bis 1993, danach erwarb eine Projektgesellschaft die Villa und das Grundstück und sanierte das denkmalgeschützte Gebäude. Nach anderthalb Jahren Bauzeit eröffnete darin die Volksbank Dresden 1997 ihre neue Hauptstelle.“ (Quelle: „Villa Eschebach im Wandel“, Dieter Hoefer in Nordwest Rundschau 2010.)
Carl Eschebach, um 1900 einer der vermögendsten Männer Dresdens, starb am 8. Februar 1905 während eines Erholungsaufenthalts in Monte Carlo/Monaco. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz.
„Nach seinem Tod blieb das Unternehmen einer der bedeutendsten Hersteller der Branche und beschäftigte zeitweise über 2.000 Mitarbeiter. Bedingt durch die rapide wachsende Bevölkerung und den dadurch entstehenden Bedarf an Küchenausstattungen konnten die Umsätze bis zum Ersten Weltkrieg ständig gesteigert werden.“ (Quelle: Heidrun Reim…)
Infolge der Weltwirtschaftskrise wurde das Werk in Dresden-Pieschen 1931 geschlossen und an die Aktiengesellschaft für Cartonagen-Industrie verkauft. In Radeberg stellte man bis zur Insolvenz 2004 Küchenmöbel her. „Danach wurde das Werkarchiv geplündert und zerstört, sodass heute wertvolle Firmenunterlagen, Musterkataloge und Mustermöbel fehlen.“ (Quelle: Rita Müller (2008), Eschebach, Carl, in Sächs. Biografie, hrsg. vom IVGV)
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Ein Kommentar zu “Brendler’s Geschichten: Carl Eschebach – Pionier der sächsischen Emaille-Industrie”
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1897 hatte Carl Eschebach das am 29./30. Juli des gleichen Jahres vom Hochwasser der Gottleuba betroffene Schloss Friedrichsthal in Berggießhübel käuflich erworben. Wenig später ließ er auf der nahe gelegenen Panoramahöhe einen 25 Meter hohen und am 9. September 1900 eingeweihten Bismarckturm errichten. Als Architekt zeichnete Christian Gottfried Schramm (1857-1922) verantwortlich. Aus Norddeutschland stammend, hatte selbiger auch die St. Markuskirche in Pieschen (geweiht am 21.03.1888), die St. Pauli-Kirche in der Leipziger Vorstadt (geweiht am 04.02 1891) und die Thomaskirche in Gruna (geweiht am 31.08 1892) entworfen.