In Deutschland und auf der gesamten Nordhalbkugel beginnt der kalendarische Herbst in diesem Jahr am Dienstag, dem 22. September, genau 15.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Das hat sowohl mit der sogenannten Herbst-Tagundnachtgleiche zu tun, als auch mit dem Stand der Sonne, die auf ihrer Bahn den Himmelsäquator von Norden nach Süden durchschreitet und dann genau senkrecht über dem Äquator steht.
Obwohl der Herbst in unseren Breiten in der Regel die Zeit der „bunten Wälder“ und der „gelben Felder“, oft aber auch die des kalten und nassen Wetters ist, hat er dennoch, der Herbst, wie die anderen Jahreszeiten auch, viele Dichter und Maler inspiriert, ihn in Bild und Wort zu reflektieren.
So unter anderen auch den Schweizer Dichter Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834), der vor über zweihundert Jahren den Text des Volksliedes „Bunt sind schon die Wälder …“ verfasst hatte. Die Melodie des weithin bekannten Herbstliedes wurde 1799 vom deutschen Komponisten Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) geschrieben. Eine weitere Vertonung aus dem Jahr 1816 stammt von Franz Schubert (1797-1828).
Persönliche Gründe mögen den 1875 in Prag geborenen Dichter Rainer Maria Rilke veranlasst haben, sein am 21. September 1902 zu Papier gebrachtes Gedicht „Herbsttag“ zu nennen. Im Jahre 1900 hatte er eine Einladung des Malers Heinrich Vogeler (1872-1942) in die Künstlerkolonie Worpswede (Niedersachsen) erhalten. Hier lernte er die Bildhauerin und Malerin Clara Westhoff (1878-1954) kennen. Im April 1901 schlossen sie die Ehe, im Dezember des gleichen Jahres wurde Tochter Ruth (verst. 1972) geboren. Rainer Maria Rilke löste im Herbst 1902 den gemeinsamen Haushalt auf und verließ Frau und Kind. Er siedelte nach Paris über, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs lebte. Gestorben ist er 1926 in Val-Mont bei Montreux. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in Raron (Schweizer Kanton Wallis).
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
Dränge sie zur Vollendung hin und jage
Die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
Wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
Und wird in den Alleen hin und her
Unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Obwohl der kalendarische Herbst schon am 22. September beginnt, dauert es bis zu den Herbstferien an den sächsischen Schulen „noch ein ganzes Stück“. Der letzte Schultag ist Freitag, der 16. Oktober 2020.
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