Der Obelisk und seine Umgebung an der Autobahnabfahrt Dresden-Neustadt sind durch Initiative der Anwohner in Mickten und Kaditz in den Blickpunkt geraten. Die „Autobahnstele auf Postament“ – so die offizielle Bezeichnung dieses Dresdner Kulturdenkmals – steht in einem begrünten Dreieck zwischen Autobahnabfahrt, Kötzschenbroder Straße und Washingtonstraße. In dem Areal befindet sich auch ein umzäuntes Behandlungsbecken für Straßenabwässer. Es gehört dem Bund und wird von Landesamt für Straßenbau und Verkehr verwaltet.
Auf dem quadratischen Sockel der Autobahnstele kann man sitzen und die schöne Aussicht genießen. Sobald es warm wird, ist die kleine grüne Oase zwischen den Straßen ein beliebtes Ausflugsziel – bei Tag und in der Nacht. Ein Fußgänger- und Radweg führt vom Elbepark kommend in Richtung Mickten direkt hier vorbei. Das hat sich längst herumgesprochen.
Die Beliebtheit hat ihre Schattenseiten: Graffitis verschandeln den Obelisk, der Sockel und das Gras ringsum sind übersät von Scherben, Reste von Ein-Weg-Grills, Fastfood-Verpackungen, Papier, Taschentücher und Plasteflaschen verschandeln die Idylle. Der Anblick wäre noch viel schlimmer, wenn nicht regelmäßig Anwohner aus der Nähe aufräumen und sauber machen würden. Einer von ihnen hat sich an Stefan Engel, SPD-Stadtrat aus Pieschen, gewandt. Engel hat sich das dann selbst angeschaut und festgestellt, dass das „komplette Areal überhaupt keinen positiven Eindruck macht“. Seine Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergab, dass das Problem dort nicht unbekannt ist.
„Die bei einem wilden Picknick im Freien anfallenden Müllmengen werden teilweise liegen gelassen und nicht ordnungsgemäß entsorgt. Von diesem Problem sind aufgrund des steigenden Nutzungsdrucks auf die öffentlichen Freiflächen in einer wachsenden, hoch verdichteten Stadt wie Dresden auch andere Plätze und Freiflächen betroffen. Von einer systematischen Verschmutzung kann allerdings nicht gesprochen werden“, lautete die Antwort.
Inzwischen hat das Landesamt für Straßenbau und Verkehr angekündigt, dass noch in diesem Jahr ein Zaun um den Obelisken errichtet werden soll. Außerdem soll der Unrat am Obelisk in regelmäßigen Abständen entfernt werden. Offenbar ist man dort der Auffassung, dass der Zaun künftig Graffitis an der Stele oder Scherben auf dem Sockel verhindern würde.
Einer der aktiven Aufräum-Anwohner hätte sich etwas anderes gewünscht. Wenn dort ein Zaun steht, könne man sich nirgendwo mehr hinsetzen. Wer stellt dann statt dessen eine oder zwei Bänke auf, fragt er. Das Geld wäre besser in einen Papierkorb und dessen regelmäßige Leerung investiert. Oder in einen kleinen abschließbaren Unterstand mit Harke, Schaufel und Müllbeuteln, die von den Anwohnern zum Saubermachen genutzt werden könnten. Einzäunen sei kein Weg, um mehr Bewusstsein für die Umwelt zu befördern, ist er überzeugt.
Stadtrat Engel findet, dass noch eine andere Frage gelöst werden sollte. „Langfristig wäre es aus meiner Sicht auch angebracht, eine sichtbare historische Einordnung des Denkmals und seiner Entstehungshintergründe vorzunehmen“, schlägt er vor. Der Hintergrund ist klar. Die Autobahnsäule stammt aus nationalsozialistischen Zeiten.
Zu ihrer Geschichte werden wir in den Aufzeichnungen von Stadtteilhistoriker Siegfried Reinhardt aus Kaditz fündig, die uns Klaus Brendler zur Verfügung gestellt hat. „Im Juli des Jahres 1939 wurde vor der Autobahnunterführung Lommatzscher Straße / Riegelplatz mit dem Ausbau dieses Bereichs begonnen. Es entstand ein Rundteil, der im Kreisverkehr zu umfahren war. Für sein Zentrum wurde die Errichtung eines Denkmals geplant, das an den Bau dieses Autobahnbereiches erinnern sollte. In Anlehnung an die sächsischen Postmeilensäulen entschied man sich für einen Obelisken.“
Und weiter heißt es: „Vom 58 Tonnen schweren Denkmal ist der als dritter verbaute Quader (von unten gesehen) mit 1,85 Meter Höhe der größte und mit seinen 11 Tonnen Gewicht auch der schwerste. Die Gesamthöhe des Obelisken beträgt 13,30 Meter. Mit der Gestaltung wurde der Dresdner Bildhauer Max Grünert beauftragt, der nach Pfingsten 1939 mit den Arbeiten am künftigen Standort des Denkmals begann. Am 19. Dezember 1939 war die Arbeit getan. Neben dem Dresdner Stadtwappen und der Inschrift “Reichsautobahn 1937” waren früher auch Symbole der Nationalsozialisten angebracht. Diese wurden nach 1945 entfernt. Bis zum August 1998 stand der Obelisk an seiner ursprünglichen Stelle. Im Zuge des sechsspurigen Autobahnausbaus und der damit verbundenen großräumigen Erweiterung erhielt der Obelisk auf einer Anhöhe, etwa 250 Meter nordwestlich vom bisherigen Standort, einen neuen Platz.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass eine Initiative zur geschichtlichen Einordnung des Denkmals im Stadtteil und dem Stadtbezirksbeirat auf großes Wohlwollen und auch Unterstützung stoßen würde“, erklärte Stefan Engel. Derzeit liegt ein entsprechender Vorstoß von geschichtsinteressierten Bürgern, Initiativen oder Vereinen nicht vor. Bis es soweit ist, hoffen die Anwohner, die den Platz rings um den Obelisken regelmäßig nutzen, darauf, dass die Leute ihren Müll mitnehmen und die grüne Oase nicht ständig verschandeln.
Eine Meinung zu “Autobahn-Obelisk in Kaditz – grüne Oase, Müllplatz und Geschichte”
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Ein Zaun ist sowas von dämlich.. Sprayer klettern drüber, Schmutzfi ke machen sich einen Spaß daraus, den Müll über/gegen den Zaun zu werfen, wo ihn keiner mehr aufräumen kann. Die Sitzproblematik wurde ja schon angesprochen. Keine Ahnung ob der Zaun auf der Liste der einfachen Lösungen ganz oben steht, oder was man sich dabei gedacht (oder nicht gedacht) hat. Es liegt die Vermutung an, dass das wieder dort entschieden wurde, wo man keine Ahnung von der Situation vor Ort hat. Soll ja gelegentlich passieren…