Die Chance war einmalig. Der gerade fertig gebohrte Tunnel für die Fernwärmeleitung nach Pieschen konnte besichtigt und vor allem begangen werden. Die Drewag als Bauherr hatte eingeladen. Vertreter der Presse und Gäste der Drewag, der Baufirma und aus verschiedenen Ämtern der Stadt ließen sich das einmalige Angebot nicht nehmen.
Drewag-Geschäftsführer Frank Brinkmann hatte damit sein Versprechen vom ersten Spatenstich für den Elbdücker im Juni 2019 eingelöst. Einer der ersten im Tunnel war Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Drewag. Zuvor merkte er noch an, dass 45 Prozent der Treibhausgasemissionen in Dresden im Wärmebereich entstehen.
Wenn Helm und Warnweste angelegt sind, geht es mit einem wackelnden Lift für maximal 4 Personen plus Liftführer – ein Werksstudent der Baufirma Eiffage brachte geduldig und freundlich die Gäste runter und wieder hoch – auf die 20 Meter tiefer liegende Sohle des Bohrschachtes. Der Scheitel der imposanten und 3,20 Meter dicken Stahlbetonrohre liegt 7 Meter unter dem Elbgrund. Der Innendurchmesser der 62 je 4 Meter langen Rohre beträgt 2.60 Meter. Kaum vorstellbar ist die Kraft, mit der sich die Bohrmaschine durch die Erde gefressen hat – planmäßig in sechs Wochen und ohne große Überraschungen – und mit der dann die Rohre in die entstandene Öffnung gepresst wurden.
Erstaunlich ist die großartige Akustik in der Betonröhre. Die Stimme von Elbdüker-Projektleiter Ulrich Fürst ist auch über größere Entfernung gut und deutlich zu verstehen, wenn er die Fragen der Journalisten beantwortet. Jedes Rohr hat ein „Namensschild“ mit den Maßen und einer eigenen Nummer.
„Nicht fortlaufend, aber genau nach Rohrverlegungsplan“, betont der Projektleiter. Rechts und links im Fernwärmetunnel sind bereits die Lagerungen für die 50 Zentimeter dicken Fernwärmerohre montiert. Auch die Träger für die Gitterroste in der Mitte sind bereits montiert. Das wird später der Laufsteg für die Wartungskräfte und vielleicht für diese oder jene besondere Führung.
Grund für Beklemmungen gab es keinen. Der ganze Tunnel vermittelt ein Gefühl von Stabilität und solider Arbeit. Besucher mit Platzangst sollten das Bauwerk dennoch meiden. Die 250 Meter bis zum anderen Ende auf der Neustädter Seite sind schnell bewältigt – als Hürdenlauf über die Träger für die Gitterroste. Der Schacht dort hat keinen Lift, sondern Treppen. Hier gibt es zudem ein Armaturenbauwerk, in dem die Fernwärmeleitungen der Neustädter Seite (die über die Carolabrücke auf die andere Elbseiten kommen) mit den neu verlegten Rohren in den Stadtteil Pieschen und den Rohren aus dem Elbdüker miteinander verbunden werden.
In zwei Wochen soll die Anbindung an die Rohre auf Neustädter Seite erledigt sein. Das letzte Rohr im Elbdüker wird im Dezember verlegt. Ulrich Fürst beschreibt die notwendige Präzisionsarbeit der Schweißer. In drei Schichten übereinander müssen sie die Naht zwischen den 6,3 Zentimeter Millimeter dicken Rohrwände schweißen. Dann wird mit einem Röntgengerät die Qualität geprüft. Gibt es grünes Licht, wird der immer länger werdende verschweißte Rohrabschnitt mit einem Kettenzug durch den Tunnel gezogen.
Im Frühjahr 2021 sollen die Bauarbeiten am Elbdüker abgeschlossen sein. Dann wird man von dem unterirdischen Bauwerk an den beiden Elbufern nur noch die Einstiegsluken für die Wartungkräfte sehen. Die derzeit sichtbaren Betonwände werden wieder abgetragen – sie dienten ausschließlich dem Schutz vor Hochwasser während der Bauphase. Die Öffnungen für die Belüftung des Tunnels werden aussehen wie eine Sitzbank, meinte Ulrich Fürst.
„Ich weiß nicht, wie teuer eine Elbbrücke ist“, meinte Drewag-Geschäftsführer Brinkmann. „Aber auch der Elbdüker ist mit 10 Millionen Euro ein ziemlich teures Bauwerk.“ Insgesamt investiert die Drewag 40 Millionen Euro in das Fernwärmeprojekt Nordwest. Rund 8,9 Millionen Euro davon sind EFRE-Mittel für die Reduzierung der CO2-Emission. Sie wird mit Inbetriebnahme des neuen Fernwärmenetzes in Pieschen bei 3.300 Tonnen pro Jahr liegen.
4 Kommentare zu “250 Meter im Elbdüker: Einmal unter der Elbe hin und wieder zurück”
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Na Ja Meister Brinkmann,,… ob sich die Investition lohnt wir die Zukunft zeigen, Die meisten der Pieschener Häuser haben eine funktionierende Gasheizung. Warum sollten die auf Fern wärme umschwenken. wer erklärt es mir.
Wir wurden von Gas auf Fernwärme umgestellt. Wenn ich die Abrechnungen vergleiche sind zumindest die Wartungskosten niedriger geworden, die auf uns umgelegt werden. Und wir könnten nun das ganze Jahr über die Heizung aufdrehen und es wird warm. Vorher mussten wir ständig mit dem Vermieter streiten, dass sie es mal zumindest zum 01.09. hin gekriegt haben die wieder ordentliche aufzufüllen und zu warten. Ebenso wurden bereits viele Firmengebäude angeschlossen und ein größerer Teil der Genossenschaftshäuser.
Hallo, bitte korrigiert die Angabe „zwischen den 6,3 Zentimeter dicken Rohrwände“. Die Rohre haben sehr wahrscheinlich eine Wandstärke von 6,3 Millimetern, nicht Zentimeter.
Hallo, danke für das aufmerksame Lesen. Ich habe die Angabe korrigiert – es sind natürlich Millimeter.